
Von Michael Denzin
Kräftig im Plus sind Europas Aktienmärkte am Mittwoch aus dem Handel gegangen. Die Schwäche des Euro sorgte für einen Kaufrausch bei den Exportwerten. Vor allem die Auto-Branche zeigte sich in Hausse-Stimmung, aber auch alle anderen Branchen Europas schlossen im Plus. Der DAX überwand mit Leichtigkeit die 11.800-Punkte-Marke und sprang 2,7 Prozent auf ein neues Rekordhoch bei 11.806 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 legte 2,3 Prozent auf 3.650 Zähler zu.
Händler sprachen von einer Neubewertung europäischer Aktien durch das Anleihekaufprogramm der EZB und den daraus resultierenden Einbruch des Euro. Die Devise brach unter die 1,06er-Marke zum Dollar und damit auf ein neues 12-Jahres-Tief bei 1,0571 Dollar. Die Kurse der Staatsanleihen sprangen nach oben, im Gegenzug fielen auch die Renditen auf Rekordtief.
"Die Stärke der Börsen in Europa ist beeindruckend", sagte ein Händler. Während der DAX seit Jahresbeginn nun über 20 Prozent im Plus notiert, ist der Dow-Jones-Index ins Minus gerutscht. "Der starke Dollar belastet die US-Märkte und der schwache Euro entlastet die Eurozone", so die Argumentation der Aktienbullen.
Nachdem die EZB seit Anfang der Woche Staatsanleihen aus der Eurozone kauft, stehen die Renditen unter massivem Druck: So rentieren 10-jährige Bundesanleihen nur noch mit 0,162 Prozent. Dabei liefert der größte Teil der ausstehenden Bundesanleihen, nämlich alle Laufzeiten bis September 2022, inzwischen eine negative Rendite.
Abwärts ging es dafür mit dem Goldpreis: Belastet durch Dollarstärke und gute US-Konjunkturdaten brach die Feinunze auf 1.150,60 Dollar ein und damit das niedrigste Niveau seit November 2014. Öl der Sorte Brent stabilisierte sich bei 57,04 Dollar.
Stärkste Gewinner waren die Autowerte: Der Sektor stand dank der Exportvorteile durch den Euro mit 4,0 Prozent Plus unangefochten an der Branchen-Spitze. Händler sprachen von einem "regelrechten Kaufrausch" in der Branche. BMW sprangen um 5 Prozent, VW um 4,7 Prozent und Daimler um 3,8 Prozent. Renault stiegen um 4 Prozent und Peugeot um 3,5 Prozent.
Auch bei den Zulieferern sah es ähnlich aus: Bei Conti ging es 3,6 Prozent nach oben, bei Pirelli um 5,3 Prozent und bei Valeo um 4 Prozent.
Bei Siemens im DAX setzten nach Überspringen der 100-Euro-Marke kräftige Käufe ein. Die Aktien legten um 3,1 Prozent zu.
Deutsche Post stellten nach Zahlen mit 1,7 Prozent Minus den einzigen Verlierer im DAX. Der Ausblick auf 2015 lag unter der Erwartung der Analysten.
E.ON legten dagegen um 1,3 Prozent zu. Hier stützte trotz etwas schwächerer Zahlen der Ausblick auf eine stabile Dividende für zwei Jahre. Neben RWE und Lufthansa gehört E.ON zu den drei Werten im DAX, die seit Jahresbeginn im Minus notieren. Die politisch aufgezwungene Energiewende lastet auf dem Unternehmen. E.ON hatte deswegen im vergangenen Jahr den größten Verlust seiner Geschichte eingefahren.
Drägerwerk im TecDAX sprangen um 8,2 Prozent nach sehr guten Geschäftszahlen 2014. Der operative Gewinn lag um fast ein Viertel über der Konsensschätzung.
Für schlechte Laune sorgten Zalando: Die Aktien brachen um 5,4 Prozent ein. Analysten äußerten sich verärgert nach einer überraschenden Aktienplatzierung von 7,4 Prozent am Unternehmen durch Großaktionäre. Damit sei die versprochene Stillhalteperiode gebrochen worden. Analysten sehen darin einen Vertrauensbruch gegenüber den Anlegern.
In Schweden litten Saab-Aktien unter dem Ende einer zehnjährigen Zusammenarbeit im Militärbereich zwischen Schweden und Saudi-Arabien. Die Aktien fielen 3 Prozent. Die schwedische Regierung will die Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien aufgrund des Streits über Menschenrechte beenden.
Für gute Laune jenseits des Gelddruckprogramms der EZB sorgen auch Übernahmen: So sprangen in London die Aktien von Domino Printing Sciences um 30 Prozent auf 941 Pence. Der Hersteller von Industrie-Druckern für Barcodes stimmt einem Übernahmeangebot des japanischen Konkurrenten Brother zu. Brother bietet 915 Pence je Aktie und damit 1,03 Milliarden Pfund für die Briten.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.649,54 +82,29 +2,3% +16,0% Stoxx-50 3.406,63 +46,80 +1,4% +13,4% Stoxx-600 395,48 +5,82 +1,5% +15,5% XETRA-DAX 11.805,99 +305,61 +2,7% +20,4% FTSE-100 London 6.721,51 +18,67 +0,3% +2,4% CAC-40 Paris 4.997,75 +115,80 +2,4% +17,0% AEX Amsterdam 491,93 +8,83 +1,8% +15,9% ATHEX-20 Athen 234,40 -6,78 -2,8% -11,5% BEL-20 Bruessel 3.719,78 +50,32 +1,4% +13,2% BUX Budapest 18.684,50 +303,82 +1,7% +12,3% OMXH-25 Helsinki 3.523,35 +59,99 +1,7% +17,9% ISE NAT. 30 Istanbul 95.920,02 +551,45 +0,6% -9,6% OMXC-20 Kopenhagen 893,50 +4,69 +0,5% +20,0% PSI 20 Lissabon 5.552,82 +120,11 +2,2% +18,2% IBEX-35 Madrid 11.021,80 +119,60 +1,1% +7,2% FTSE-MIB Mailand 22.833,04 +487,27 +2,2% +20,1% RTS Moskau 847,98 +2,62 +0,3% +7,2% OBX Oslo 551,50 +4,57 +0,8% +5,3% PX Prag 1.016,14 +4,44 +0,4% +7,3% OMXS-30 Stockholm 1.663,31 +21,61 +1,3% +13,6% WIG-20 Warschau 2.325,12 +12,16 +0,5% +0,4% ATX Wien 2.505,96 +25,42 +1,0% +16,0% SMI Zuerich 9.106,23 +82,52 +0,9% +1,4% DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 7.55 Uhr Di, 17.30 Uhr EUR/USD 1,0575 -1,12% 1,0694 1,0712 EUR/JPY 128,38 -1,01% 129,69 129,79 EUR/CHF 1,0659 -0,23% 1,0684 1,0693 USD/JPY 121,42 0,13% 121,27 121,19 GBP/USD 1,4948 -0,87% 1,5080 1,5084 ===
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March 11, 2015 13:03 ET (17:03 GMT)
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