
Die Deutsche Bahn will den Komfort in ihren Fernverkehrszügen auf Vordermann bringen. Dafür will das Unternehmen laut einem Bericht der "Wirtschaftswoche" in den kommenden drei Jahren rund 200 Millionen Euro investieren. Mit dem Geld wolle die Bahn "Komfortstörungen" wie kaputte Toiletten und fehlerhafte Geräte in den Bordküchen beheben, sagte Konzernchef Rüdiger Grube dem Blatt. Ein Bahn-Sprecher wollte die Summe am Wochenende nicht bestätigen - er verwies auf eine Aufsichtsratssitzung am kommenden Mittwoch.
Die Investitionen sind dem Bericht zufolge Teil der neuen Fernverkehrsstrategie der Bahn, die Grube bei der Sitzung vorstellen will. Die Bahn will Marktanteile zurückgewinnen, die sie zuletzt an die boomende Fernbusbranche verloren hatte. Außerdem wolle die Bahn die Bundesländer überzeugen, Geld für Fernzüge in der Fläche bereitzustellen. Im Gegenzug müssten sie weniger für Regionalzüge ausgeben.
Schon 2013 - mit der Liberalisierung bei den Fernbussen - waren die Erlöse bei der Bahn wegen der Fernbus-Konkurrenz gesunken. Mit Blick auf den Gewinn im Jahr 2014 hatte Bahn-Finanzvorstand Richard Lutz im Januar in der Mitarbeiterzeitung "DB Welt" angedeutet, dass die Bahn ihr Ertragsziel wie im Vorjahr verfehlen dürfte.
Dabei spielten unter anderem die Lokführerstreiks und auch die starke Konkurrenz durch Fernbusse eine Rolle. Früheren Angaben zufolge verlor der Konzern im vergangenen Jahr mindestens 120 Millionen Euro Umsatz an die Fernbus-Unternehmen. Wie "Wirtschaftswoche" und "Spiegel" berichteten, brach zudem der Gewinn im Fernverkehr 2014 ein.
Viele Busunternehmen bieten inzwischen zu deutlich günstigeren Preisen ähnliche Verbindungen an wie die Bahn im Fernverkehr. Im vergangenen Jahr, so schätzt die Branche, dürften sich die Passagierzahlen bei Fernbussen auf gut 16 Millionen verdoppelt haben. Ein großer Teil davon fuhr vorher Bahn.
Die neue Fernverkehrsstrategie sei zwar überfällig, sagte der Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Gerd Aschoff, der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. "Aber lieber zu spät als gar nicht." Der Verband tagte am Wochenende in Bremen und legte ein Eckpunktepapier zum "Fernverkehr auf der Schiene" vor. Darin fordert er nicht nur - mit Blick auf die Fernbus-Konkurrenz - günstigere Preise. Pro Bahn will auch, dass Bahnfahren bequemer und entspannter wird. Der Verband denkt dabei beispielsweise an freien Internetzugang in Zügen oder mehr Platz für Gepäck.
Der Fernbusmarkt ist seit Anfang 2013 für Strecken ab 50 Kilometer geöffnet. Inzwischen gibt es mehr als 260 Linien. Die Bahn gibt zu, die neue Konkurrenz zunächst unterschätzt zu haben. Nun will sie mit besser ausgestatteten Fernzügen punkten - aber auch den Kampf um den Fernbus-Markt aufnehmen.
Das Unternehmen kündigte bereits an, mit mehr eigenen Fernbus-Linien auf die wachsende Konkurrenz zur Schiene zu reagieren. Welche Strecken dazukommen, sagt die Bahn erstmal nicht - das soll die Konkurrenz noch nicht wissen./hfs/DP/edh
AXC0002 2015-03-15/20:00