Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat trotz der ungewöhnlich schwachen Preisentwicklung in wichtigen Industriestaaten vor übertriebenen Deflationsängsten gewarnt. "Eine Deflation ist keine rote Linie, bei deren Überschreiten man unweigerlich in den Abgrund stürzt", sagte Claudio Borio, Leiter der Währungs- und Wirtschaftsabteilung bei der Dachorganisation der Notenbanken im Interview mit der "Börsenzeitung" (Mittwochausgabe).
Unter Deflation versteht man ein Sinken der Verbraucherpreise auf breiter Basis und über einen längeren Zeitraum. Dies kann in einer Volkswirtschaft eine gefährliche Abwärtsspirale bis hin zu einer tiefen Rezession zur Folge haben. Als Beispiel für die schädlichen Folgen einer Deflation gilt Japan, dass über viele Jahre unter sinkenden Preisen und einer schwachen Konjunktur gelitten hat.
Vor dem Hintergrund der geringen Teuerung warnte Borio vor einer "geldpolitischen Überreaktion". Die Notenbanken müssen vielmehr "immer sehr genau schauen, welche Faktoren die Preise beeinflussen". Außerdem müssen die Währungshüter laut Borio auch den Auf- und Abschwüngen an den Finanzmärkten "mehr Aufmerksamkeit schenken".
Borios Apell an die führenden Notenbanken der Welt erfolgt zu einem Zeitpunkt, in dem die Talfahrt der Ölpreise und die Sorgen um Chinas Wirtschaft neue Deflationsängste schüren und Rufe nach einer noch stärkeren Geldflut durch die Notenbanken lauter werden. Bereits im März hatte die BIZ in einer Studie darauf hingewiesen, dass die wirtschaftlichen Schäden einer Deflationen deutlich geringer sind als weithin angenommen./jkr/tos
AXC0051 2015-08-26/09:36