Von Nektaria Stamouli
ATHEN (Dow Jones)--Griechenland wird noch an diesem Freitag seinen Geldgebern die versprochene Liste mit Reformvorschlägen vorlegen, um die Freigabe für die dringend benötigten Hilfsgelder zu bekommen, sagten zwei Regierungsvertreter. "Die Liste ist praktisch fertig", sagte einer der ranghohen Regierungsbeamten.
Vertreter der griechischen Regierung sollen noch im Verlauf des Tages nach Brüssel reisen. Dort werden sie dann die Vorschläge mit den Vertretern der europäischen Institutionen und des Internationalen Währungsfonds (IWF) beraten, die für das Hilfsprogramm für Griechenland verantwortlich sind. "Danach wird es am Wochenende ein Hin und Her über die Vorschläge geben, und die Liste wird dann zusammen mit den Gläubigervertretern bis Sonntagabend finalisiert werden", sagte ein Vertreter des griechischen Finanzministeriums.
Nachdem es in den ersten Wochen nach der Wahl der neuen Regierung in Athen nur schleppende Fortschritte in den Verhandlungen mit den internationalen Kreditgebern gegeben hatte, hat die Regierung nach dem Besuch von Ministerpräsident Alexis Tsipras bei Bundeskanzlerin Angela Merkel Tempo gemacht. Denn die Kanzlerin hatte dem jungen Regierungschef am Montag eine klare Botschaft mit auf den Weg gegeben: Substanzielle Reformen sind die Voraussetzung dafür, dass Athen weitere Hilfsgelder aus dem derzeit laufenden Programm erhält.
Weil der Regierung in Athen allmählich das Geld ausgeht, hofft Tsipras darauf, dass die Finanzminister der Eurozone sich noch bis zum kommenden Mittwoch treffen, das überarbeitete Reformprogramm absegnen und die entsprechenden Gelder freigeben können.
In Brüssel gibt man sich weniger optimistisch: Es könne durchaus noch länger dauern, heißt es in Verhandlungskreisen in Brüssel. Die Finanzminister könnten sich vielleicht auch erst in der Woche nach Ostern treffen, je nachdem, wie lange die Institutionen mit der griechischen Regierung verhandeln müssen, bis ein beide Seiten zufriedenstellendes Ergebnis vorliege.
Selbst wenn die Vertreter der Eurozone und des IWF -- früher auch als Troika bekannt -- der Reformliste aus Griechenland zustimmen, kann das Geld wohl nicht sofort fließen. Vermutlich werden die Kreditgeber erst die Umsetzung erster Reformen abwarten, ehe sie frisches Geld nachschießen werden.
Griechenland hofft auf schnelle Hilfe und eine Freigabe zumindest eines Teilbetrags der 7,2 Milliarden Euro, die als nächste Tranche fällig sind. Dabei hat Athen bereits bestimmte Gelder ins Gespräch gebracht, so etwa einen Teil der 1,9 Milliarden Euro, die Zentralbanken der Eurozone durch den Kauf von griechischen Staatsanleihen erzielt haben oder einen Teil der 1,8 Milliarden Euro Auszahlung aus dem Rettungsfonds der Eurozone.
Griechenland benötigt jedenfalls schnell Geld. Am Ende des Monats muss die Regierung 1,7 Milliarden Euro an Pensionen für Rentner und Gehälter für Mitarbeiter im öffentlichen Dienst bezahlen. Am 9. April wird zudem die Rückzahlung von 450 Millionen Euro an den IWF fällig. Und Mitte April müssen dann auch 2,4 Milliarden Euro an kurzfristigen Anleihen zurückgezahlt werden, die von privaten Investoren gehalten werden.
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March 27, 2015 12:06 ET (16:06 GMT)
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