
Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einem fulminanten Start in das Jahr konsolidierten die Börsen in Europa diese Woche nahe dem Jahreshoch. Dabei ist zu erkennen, dass die Argumente für weitere Gewinne momentan fehlen. Auf der anderen Seite werden die Investoren nervös, wenn geopolitisches Störfeuer aufkommt. Dies war am Vortag zu beobachten. Wie ein Stein fielen die Indizes kurzfristig mit der Nachricht, dass Saudi-Arabien und seinen Verbündeten die Stellungen der Huthi-Rebellen im Jemen bombardiert.
Unterstützung erhält der Aktienmarkt in Europa weiterhin von einem leichter tendierenden Euro. In Europa weist vor allem der DAX eine hohe Korrelation zur Entwicklung im Währungspaar Euro-Dollar auf und ist nach Einschätzung von IG daher der größte Profiteur einer schwachen Währung. Der DAX schloss am Freitag 0,2 Prozent fester bei auf 11.868 Punkten. Für den Euro-Stoxx-50 ging es um 0,3 Prozent auf 3.679 Zähler nach oben.
Der Gemeinschaftswährung war es am Vortag nicht gelungen, die Marke von 1,10 Dollar nachhaltig zu überwinden. Dem Fed-Präsidenten von Atlanta, Dennis Lockhart, zufolge ist es sehr wahrscheinlich, dass die US-Notenbank trotz eines schwachen Starts der US-Wirtschaft im laufenden Jahr die Leitzinsen erhöhen wird. Laut der Commerzbank hat Lockhart dem Markt nochmals klar gemacht, dass die neue Sorge des Offenmarktausschusses vor den Folgen der Dollar-Aufwertung nicht heißt, dass der "Liftoff" - die erste Zinsanhebung - abgeblasen wird. "Eine deutliche neue Dollar-Stärke scheint mir zunächst unwahrscheinlich", so Analyst Ulrich Leuchtmann.
Infolge der erneuten Dollar-Stärke und fallender Rohstoffpreise gerieten die Aktien des Sektors Öl und Gas, vor allem aber die der Rohstoffproduzenten unter Druck. "Die Überversorgung der Rohstoffmärkte trifft auf Sorgen um die Konjunktur", sagte ein Händler. So sei der "US Activity Surprise Index" auf den niedrigsten Stand seit fast sechs Jahren gefallen. Gleichzeitig hätten Anleger aus US-Aktienfonds seit Jahresbeginn mit 44 Milliarden Dollar soviel Geld abgezogen wie seit 2009 nicht mehr. Beides spreche gegen Investments im Rohstoffsektor. Der Sektor der Rohstoffwerte verlor gegen den Trend 1,8 Prozent, der Sektor der Öl- und Gaswerte notierte 0,4 Prozent leichter.
Nachdem Adidas die letzten Monate die Börse häufig enttäuscht hatte, versuchte der Sportartikelhersteller am Vortag bei der Vorstellung seiner neuen Strategie alles, um Analysten und Investoren zu umgarnen. Das Management um den Vorstandsvorsitzenden Herbert Hainer gab sich alle Mühe, die zuletzt missgestimmten Anleger zu beruhigen - und zu überzeugen, dass Adidas wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren und an die große Konkurrenz Nike verlorenes Terrain zurückgewinnen werde. Der Konzernumsatz soll währungsbereinigt im hohen einstelligen Prozentbereich steigen, der Konzerngewinn um etwa 15 Prozent jährlich zulegen. Das kam an der Börse gut an, die Aktie stieg um 2,8 Prozent.
Im MDAX stellten Metro mit einem Plus von 2,4 Prozent und Stada mit einem Plus von 2,3 Prozent die Gewinner. Beide Unternehmen profitieren vom Rubel, der sich gegenüber dem Euro schrittweise stabilisiert. Die Aktie des Roboterherstellers Kuka stellte mit einem Abschlag von 2,2 Prozent den Verlierer in dem Segment. Die Aktie litt unter einer Herunterstufung auf Sell durch die Analysten der Commerzbank.
Die Großaktionäre KKR und Goldman Sachs trennten sich von ihrem restlichen 13,9-prozentigen Anteil an dem Gabelstapler-Hersteller Kion. Die Aktien seien zu 38,15 Euro bei Investoren platziert, hieß es aus dem Handel. Am Ende des Tages schloss die Aktie mit 38,48 Euro, das war ein PLus von 0,9 Prozent.
Nach dem Kursdebakel in Folge der aufgekündigten Kooperation durch Celgene am Vortag erholten sich MorphoSys im TecDAX um 3,4 Prozent. Von einer "kompletten Neubewertung" der MorphoSys-Aktie sprach ein Händler. Bank of America-Merrill Lynch hat in Folge das Kursziel auf 68 von 87 Euro angepasst. Die Analysten von Oddo Seydler sprachen von einem klaren Rückschlag für MorphoSys.
An der Börse in Kopenhagen legte der Index, der OMX 20, um 5 Prozent zu. Kurstreiber waren dort die Aktien von Novo Nordisk und Genmab, die jeweils 10 Prozent haussierten. Positiv kam an, dass das Biotech-Unternehmen Novo Nordisk in den USA die Wiederzulassung von Tresiba beantragt hat. Daraufhin hagelte es Analystenkommentare. Die Analysten von Morgan Stanley stuften den Schritt als "klar positiv" ein, hatten ihn allerdings erwartet. Die Kollegen von Goldman Sachs erwarten, dass der Antrag für das Langzeitinsulin Tresiba die Unsicherheit um das Diabetis-Portfolio beseitige.
Bei Genmab handelt es sich ebenfalls um ein Biotech-Unternehmen. Genmab profitiert von der Entwicklung bei MorphoSys, da beide Unternehmen am gleichen Zielmolekül forschen. Nach der jüngsten Entwicklung hat Genmab zusammen mit dem Partner Janssen zunächst einen Wettbewerber weniger.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.679,03 +9,24 +0,3% +16,9% Stoxx-50 3.424,60 +2,73 +0,1% +14,0% Stoxx-600 395,54 +1,00 +0,3% +15,5% XETRA-DAX 11.868,33 +24,65 +0,2% +21,0% FTSE-100 London 6.855,02 -40,31 -0,6% +4,4% CAC-40 Paris 5.034,06 +27,71 +0,6% +17,8% AEX Amsterdam 485,73 -0,64 -0,1% +14,4% ATHEX-20 Athen 227,09 +0,17 +0,1% -14,3% BEL-20 Bruessel 3.712,80 +9,67 +0,3% +13,0% BUX Budapest 19.964,68 -226,42 -1,1% +20,0% OMXH-25 Helsinki 3.510,65 -32,71 -0,9% +17,5% ISE NAT. 30 Istanbul 99.318,53 -800,20 -0,8% -6,4% OMXC-20 Kopenhagen 945,62 +45,00 +5,0% +27,0% PSI 20 Lissabon 5.949,13 +62,69 +1,1% +25,3% IBEX-35 Madrid 11.427,40 -26,40 -0,2% +11,2% FTSE-MIB Mailand 22.984,23 +83,96 +0,4% +20,9% RTS Moskau 856,44 -12,18 -1,4% +8,3% OBX Oslo 558,64 +4,51 +0,8% +6,7% PX Prag 1.023,47 -8,27 -0,8% +8,1% OMXS-30 Stockholm 1.662,56 -13,04 -0,8% +13,5% WIG-20 Warschau 2.373,18 -3,21 -0,1% +2,5% ATX Wien 2.464,97 -16,66 -0,7% +14,1% SMI Zuerich 9.083,52 +1,01 +0,0% +1,1% DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.08 Uhr Do, 10.07 Uhr EUR/USD 1,0914 0,32% 1,0878 1,1035 EUR/JPY 130,07 0,30% 129,69 130,77 EUR/CHF 1,0475 -0,30% 1,0506 118,5100 USD/JPY 119,20 -0,02% 119,22 1105,49 GBP/USD 1,4886 0,31% 1,4840 6,2108 ===
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March 27, 2015 13:32 ET (17:32 GMT)
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