Bei der Verteilung öffentlicher Fördergelder für die Dämmung von Gebäuden gibt es ein starkes Gefälle in Deutschland. 2014 flossen von 3,7 Milliarden Euro für zinsverbilligte Zuschüsse und Kredite der staatlichen KfW-Bank 20 Prozent nach Baden-Württemberg (735 Millionen Euro). Bundesweit gab es 105 402 Einzelzusagen für Sanierungen, um den Energieverbrauch zu senken. Das geht aus einer Antwort der Parlamentarischen Wirtschaftsstaatssekretärin Brigitte Zypries (SPD) an die Grünen hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. 18,3 Prozent der Mittel wurden von Bürgern in Nordrhein-Westfalen beantragt, gefolgt von Bayern (15,8 Prozent).
Vor allem in Ostdeutschland mit Ausnahme Berlins werden die Mittel weniger in Anspruch genommen. Schlusslichter sind unter den Flächenländern Saarland (38 Millionen Euro Zusagevolumen 2014), Mecklenburg Vorpommern (39 Mio.) und Thüringen (59 Mio.). "Der Osten ist bei diesen Programmen quasi abgehängt", sagte die Vorsitzende des Bundestags-Umweltausschusses, Bärbel Höhn (Grüne), der dpa. "Die Bundesregierung muss dringend eine passende Förderung für investitionsschwache Haushalte auflegen und mehr Mittel für eine sozialverträgliche energetische Quartierssanierung bereitstellen."
Die geringere Inanspruchnahme mache deutlich, "dass im Osten in diesem Bereich in der Vergangenheit bereits viel mehr geleistet wurde", meinte hingegen der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, Axel Gedaschko. In den Beständen der ostdeutschen Wohnungsunternehmen seien seit 1990 bereits 86,7 Prozent der Gebäude energetisch voll- oder teilmodernisiert worden, in Westdeutschland liege dieser Wert derzeit bei 50 Prozent.
Allerdings sollen mit den KfW-Mitteln gerade auch private Hausbesitzer zum Sanieren animiert werden. Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) nahm die Zahlen als Beleg dafür, wie wichtig diese Förderung sei. Rund ein Viertel aller Treibhausgasemissionen in dem Bundesland werde durch Heizungen und die Warmwasserbereitung verursacht. "Das verdeutlicht, dass das Effizienz-Potenzial in diesem Bereich gewaltig ist", sagte er.
Seit Jahren wird zum Ankurbeln der energetischen Sanierungen auch über einen bundesweiten Steuerbonus gestritten, um den Verbrauch in Gebäuden und so den CO2-Ausstoß zu senken. Mehrere Millionen Gebäude und Heizungen gelten als ineffizient. Ein neuer Anlauf wurde zuletzt von der großen Koalition wegen Streits um die Finanzierung auf Eis gelegt. Der Bonus sollte ein Volumen von einer Milliarde Euro im Jahr haben, bis zu 25 Prozent der Sanierungskosten sollten absetzbar sein.
Das Abwarten, ob der Bonus kommt, könnte die Investitionsbereitschaft insgesamt gedrosselt haben - noch 2013 waren 4,04 Milliarden Euro an KfW-Förderzusagen für Gebäudesanierungen in Anspruch genommen worden, damals gab es mit 119 908 auch deutlich mehr Einzelzusagen als 2014. "Die Fortsetzung der sanierungspolitischen Hängepartie durch die große Koalition ist fatal für Klimaschutz", kritisierte Höhn./ir/DP/jha
AXC0174 2015-04-09/15:43