
Kein Wachstum, niedrige Inflation, hohe Arbeitslosigkeit - und wer ist schuld? Wir alle, weil wir zuviel sparen. Sagt z.B. der ehemalige Fed-Chef.
Wer später in Rente geht, der muss heute vorsorgen, um seinen Lebensstandard zu halten. Nicht zu sparen ist keine Option. Die Frage ist jedoch wie viel gespart werden sollte. Nach Ansicht Ben Bernankes wird zu viel gespart. Die Sparwut auf der Welt ist für die Misere verantwortlich und erklärt die niedrigen Zinsen.
Konkret geht es Bernanke um die niedrigen US Zinsen. Die kurzfristigen Zinsen werden von der Notenbank festgelegt. Sie hat aber nur einen geringen Einfluss auf die langfristigen Zinsen. Grafik 1 zeigt die Rendite kurzlaufender und langlaufender US Anleihen. In der Tendenz bewegen sich die Renditen parallel. Sinken die kurzfristigen Zinsen, dann sinken auch die langfristigen. Das hat immer so funktioniert.
Die Grafik zeigt den Verlauf seit 1988. Man kann allerdings auch beliebig viele Jahre weiter zurückgehen und an dem Bild ändert sich nichts. In den Jahren 2002 bis 2007 hat sich das Bild dann geändert. Die langfristigen Zinsen stiegen nur minimal an, obwohl die kurzfristigen einen massiven Anstieg zeigten. So etwas sieht man nur sehr selten. Es ist definitiv eine Anomalie. In diesem Fall war die Anomalie ein sehr niedriger Langfristzins.
Bernanke führt das auf die hohe Sparquote im Ausland zurück. Die Sparquote eines Landes ist ungefähr die Leistungsbilanz plus Investitionen. Die drei Variablen (Leistungsbilanz, Sparquote und Investitionen) kann man in der Gleichung beliebig umstellen. Man könnte auch sagen, dass die Leistungsbilanz so groß ist wie der Sparbetrag minus Investitionen. Dieser Zusammenhang ist äußerst nützlich. Haben Länder wie z.B. Deutschland einen hohen Leistungsbilanzüberschuss, dann ist entweder die Sparquote zu hoch oder die Investitionen sind zu niedrig. Wollte Deutschland eine ausgeglichene Leistungsbilanz haben, dann müsste weniger gespart werden oder die Investitionen müssten deutlich steigen (oder eine Kombination aus beidem).
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