--Treffen bringt wie erwartet keinen Durchbruch
--In zwei Wochen geht es weiter
--Draghi: "Die Zeit wird knapp"
(NEU: durchgehend neue Statements, mehr Hintergrund)
Von Stefan Lange und Christian Grimm
RIGA/BERLIN (Dow Jones)-Griechenlands Drahtseilakt zwischen Staatsbankrott und möglicher Rettung geht weiter. Ein Treffen der Euro-Finanzminister in Riga brachte am Freitag keine Fortschritte, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und seine Amtskollegen vertagten das Thema auf den Mai.
Solch ein Ergebnis war vor dem Treffen erwartet worden, weil Athen immer noch keine Reformliste vorgelegt hat. Diese ist Voraussetzung für die Auszahlung von 7,2 Milliarden Euro aus dem zweiten Hilfspaket, sie sollte eigentlich bis Ende April fertig sein.
Für die Hellenen wird die Lage damit immer dramatischer. EZB-Präsident Mario Draghi fasste es so zusammen: "Die Zeit wird knapp", sagte er. "Geschwindigkeit ist von entscheidender Bedeutung."
"Deutlich schneller"
Die 19 Euro-Finanzminister ließen sich in Riga von der Troika aus EU-Kommission, EZB und IWF einen Zwischenstand zu den Verhandlungen mit Athen geben. Der Bericht fiel ernüchternd aus: Im Februar hatten sich die Verhandlungspartner auf die Vorlage einer Reformliste bis Ende April geeinigt, an dieser wird immer noch gearbeitet. Man wünsche sich eine deutlich schnellere Vorgehensweise, machten die Finanzminister ihrem griechischen Amtskollegen Yanis Varoufakis Beine.
Der smarte Grieche zeigte sich optimistisch. "Wir schauen uns die letzten Wochen an und was wir sehen, ist eine Annäherung", sagte Varoufakis. Seine Regierung arbeite an einem Kompromiss mit den internationalen Gläubigern. "Die zwei Seiten sind sich näher gekommen bei Fragen wie Privatisierung und Steuerverwaltung", meinte er.
Schelling ist genervt
Der Optimismus des Griechen wird jedoch kaum geteilt. EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici erklärte nach der Sitzung, dass es minimale Annäherungen gegeben habe. "Unsere Positionen haben sich in einigen Punkten angenähert, in anderen sind wir noch weit voneinander entfernt", sagte er und rief die Syriza-Regierung auf, die Schlagzahl zu erhöhen. "Unsere Nachricht von heute ist klar: Man muss beschleunigen." Der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling erklärte gar ganz undiplomatisch, er sei "genervt" von den Vorgängen.
Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem sagte, es gebe "in der Substanz weiter große Differenzen zu überbrücken". Der niederländische Finanzminister beklagte, dass in den vergangenen beiden Monaten zu viel Zeit vergeudet worden sei. "Es müssen deutlich mehr Fortschritte gemacht werden", betonte der Eurogruppen-Chef. Gleichzeitig schloss er aus, dass Griechenland eine Brückenfinanzierung zur Linderung der desolaten Kassenlage bekommen könne. "Die klare Antwort ist Nein", stellte der Niederländer klar.
Damit hängt Athen weiter am Tropf der Notkredite. Auf die Frage, wie lange die griechischen Banken noch auf das Notkreditprogramm Emergency Lending Assistance (ELA) setzen können, sagte Draghi, die Kredite würden ausgereicht, solange die griechischen Banken solvent seien.
Merkel und Tsipras ganz vertraulich
Das nächste reguläre Treffen der Eurogruppe soll am 11. Mai in Brüssel stattfinden. Sondersitzungen davor sind möglich, doch wenig wahrscheinlich. Ein wenig Zeit bleibt noch, denn der 30. April als Stichtag für die Vorlage der Reformliste war nur eine politische Verabredung. Ernst wird es Ende Juni, denn dann läuft das Hilfsprogramm aus.
Am Donnerstagabend hatten sich in Brüssel Kanzlerin Angela Merkel und der griechische Regierungschef Alexis Tsipras getroffen. Inhalte wurden nicht bekannt. "Wir hatten ein konstruktives Gespräch, über das wir Vertraulichkeit vereinbart haben, und die möchte ich auch wahren", erklärte die CDU-Vorsitzende. Es müsse "alles unternommen werden", um eine Staatspleite Griechenlands zu verhindern.
(Mitarbeit: Gabriele Steinhauser und Viktoria Dendrinou)
Kontakt zum Autor: stefan.lange@wsj.com
DJG/stl/smh
(END) Dow Jones Newswires
April 24, 2015 09:45 ET (13:45 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.