Seit Wochen lässt der Dax
Neuigkeiten gibt es hingegen aus der Politik. So hatte es am Sonntag in Spanien einen scharfen Linksruck gegeben. Unter den wenigen geöffneten Börsen litten am Montag besonders die Südeuropäer unter deutlichen Verlusten. Auch in Athen war man erneut bemüht, gute Laune bei den Börsianern gar nicht erst aufkommen zu lassen. Innenminister Nikos Voutsis hatte gesagt, Athen werde fällige Schuldenzahlungen an den Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht leisten, wenn es zuvor keine Lösung mit den Gläubigern gebe.
Die Anlageempfehlung "'Sell in May' war 2015 bisher ein Rohrkrepierer, doch die Optimisten sollten sich noch nicht zu früh freuen", fasst Daniel Saurenz von Feingold Research seine Erwartungen zusammen. "Für den Dax gilt für die kommenden Wochen: der Seitwärtstrend ist trotz aller Ausflüge Richtung 12000 (Punkte) intakt und eine zweite Korrekturwelle durchaus möglich."
Die Aktienmärkte blieben abhängig vom Devisenmarkt, so Saurenz weiter. Schwache amerikanische Wirtschaftsdaten könnten den US-Dollar belasten und den Euro beflügeln, was wiederum auf den Dax drücken würde. Eine starke Gemeinschaftswährung verteuert die Produkte der exportstarken Unternehmen aus dem deutschen Leitindex für Käufer außerhalb des Euroraums.
Claudia Windt von der Helaba erinnert an den Einfluss enttäuschender Konjunkturmeldungen auf die Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Die zweite Schätzung für das amerikanische Wirtschaftwachstum im ersten Quartal dürfte noch deutlich schwächer als die erste Berechnung ausfallen, glaubt die Analystin - und ist sich hier mit den Experten der Postbank einig.
"Ob das zu einem Kursfeuerwerk an den Börsen beiträgt, darf jedoch bezweifelt werden", gibt Windt zu bedenken. Denn im laufenden zweiten Quartal sollte die Erholung stark genug ausfallen, um die Fed spätestens im September zur ersten Leitzins-Anhebung seit 2006 zu bewegen. In den Jahren der anschließenden Finanzkrise hatten die US-Währungshüter die Zinsen immer weiter gesenkt und mit dieser Politik des billigen Geldes für eine Rally an den Aktienmärkten weltweit gesorgt.
Der Bernecker Börsenbrief "AB-Daily" verweist darauf, dass dem Dax weniger als 600 Punkte zum Rekordhoch bei 12 390 Punkten vom 10. April fehlen. Aus charttechnischnischer Sicht könnte er diese Marke zwar schon bald knacken. "Es fehlt jedoch die richtige Schubkraft", heißt es mit Blick auf die geringen Börsenumsätze. "Und es mangelt an nachhaltigen Informationen aus der realen Wirtschaft, die dies beflügeln."
Auf diese hofft hingegen Commerzbank-Experte Hürkamp. Im Sommer könnte dann das Börsenbarometer neue Bestmarken aufstellen. Als möglichen Kurstreiber sieht Hürkamp die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), wegen geringer Handelsaktivitäten in den Sommermonaten einen Teil ihrer milliardenschweren Anleihekäufe vorzuziehen. Die dadurch sinkenden Renditen machen die als riskanter wahrgenommene Anlageklasse Aktien attraktiver. Zudem setzt Hürkamp auf ein Ende des griechischen Schuldendramas.
In der wegen Pfingstmontag verkürzten, letzten Handelswoche im
Mai berichten noch einige Nachzügler über ihre Geschäftsentwicklung
zum Jahresauftakt. Dabei handelt es sich aber nur um Unternehmen aus
der zweiten Reihe wie den Ticketvermarkter CTS Eventim
Konjunkturseitig gilt die Aufmerksamkeit der Investoren neben der Zweitschätzung für das US-BIP im ersten Quartal (Freitag) den US-Aufträgen für langlebige Güter (Dienstag), heißt es bei der Postbank. In Deutschland sei lediglich der GfK-Konsumklimaindex am Mittwoch von Interesse. Wegen des beeindruckenden und sehr robusten Aufwärtstrends seit Anfang 2013 "dürfte die Luft allerdings allmählich dünner werden", begründen die Experten die von ihnen erwartete Stagnation./gl/edh/he
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008
AXC0015 2015-05-26/05:50