Die Gewerkschaft Verdi hat ihren unbefristeten Streik bei der Deutschen Post am Dienstag fortgesetzt. Seit Montagnachmittag sind Beschäftigte in den Briefverteilzentren bundesweit im Ausstand. Später sollten auch Briefträger und Paketboten einbezogen werden. "Wir werden die Menschen Zug um Zug in diesen Arbeitskampf führen", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin". Millionen Briefe und Pakete dürften Verdi zufolge erneut liegenbleiben oder verspätet ausgeliefert werden.
Post-Chef Frank Appel zeigte sich dagegen zuversichtlich, dass das Unternehmen die Folgen des unbefristeten Ausstands abfedern kann. "Wir hatten ja in diesem Jahr schon 28 Streiktage und können damit umgehen", sagte Appel der Zeitung "Bild" (Dienstag). Zu den genauen Folgen des Ausstands am Dienstag wollte sich die Post am späten Vormittag äußern. Bei den Warnstreiks in den vergangenen Wochen hatten sich die Auswirkungen nach Angaben der Post in Grenzen gehalten. So seien im Schnitt nur fünf Prozent der Briefe und Pakete verspätet zugestellt worden.
Appel kritisierte zugleich den Kurs der Gewerkschaft in dem Tarifkonflikt. Es stelle sich die Frage, ob Verdi "vorrangig Eigeninteressen oder die wirklichen Interessen der Arbeitnehmer" verfolge. Der Manager kündigte an, hart zu bleiben. Die Forderungen der Gewerkschaft seien "leider kein Beitrag zur Lösung unseres Kernproblems", sagte er der Zeitung. "Unsere Löhne liegen doppelt so hoch wie bei unseren Wettbewerbern - wenn wir so weitermachen, entstehen neue Arbeitsplätze in der Paketzustellung nur noch bei der Konkurrenz."
Verdi-Verhandlungsführerin Kocsis konterte: Das Unternehmen sei konkurrenzfähig und mache Riesengewinne. "Die Post gewinnt Jahr für Jahr Marktanteile von diesem riesigen, wachsenden Paketmarkt dazu und deswegen hat die Post heute kein Problem mit den Mitbewerbern." Sie forderte die Post auf, "möglichst schnell einzulenken und uns ein Ergebnis, was wir auch annehmen können, vorzulegen."
In dem Tarifkonflikt geht es um die Arbeitsbedingungen von rund 140 000 Beschäftigten. Vor allem wird über die Ausgründung von 49 regionalen Gesellschaften für die Paketzustellung gestritten. Verdi sieht darin einen Bruch bestehender Vereinbarungen mit dem Management. In diesen Unternehmen arbeiten bereits mehr als 6000 Paketboten, die nicht nach dem Haustarif der Post bezahlt, sondern nach den niedrigeren Tarifen der Logistikbranche. Verdi will erreichen, dass sie tariflich unter das Dach der Post zurückkehren.
Bei der Post arbeiten auch 40 000 Beamte, die nicht streiken. Daher hatte die Post auch bei wochenlangen Warnstreiks zuletzt einen Teil ihres Angebots aufrechterhalten können. Millionen Briefe und Pakete kamen allerdings deutlich verspätet an./mar/ls/DP/fbr
ISIN DE0005552004
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