Von Benjamin Krieger
FRANKFURT (Dow Jones)--Die schwindenden Hoffnungen auf eine Einigung in der endlosen Debatte um Griechenlands Schulden und reservierte Einkaufsmanager in den USA haben Europas Aktien am Freitag auf Talfahrt geschickt. Der DAX büßte 2,3 Prozent auf 11.414 Punkte ein. Damit schnitt der DAX in der letzten Maiwoche mit minus 3,4 Prozent oder rund 400 Punkten schlecht ab. Der Verkaufsdruck hielt bis zum Schluss des Xetra-Handels an, der DAX schloss nur 10 Punkte über Tagestief. Der Euro-Stoxx-50 verlor 2,2 Prozent auf 3.571 Punkte.
Vom G7-Treffen der Notenbankchefs und Finanzminister in Dresden ging keine Hoffnung aus auf ein baldiges Ende der griechischen Schuldenmisere. Vielmehr betonte der US-Finanzminister Jacob Lew noch einmal die Risiken und mahnte harte Entscheidungen der Regierung in Athen an. Dort dämpfte der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis den jüngsten Optimismus von Regierungsvertretern, wonach sich die Verhandlungen mit den Kreditgebern auf der Zielgeraden befänden.
Öl ins Feuer gossen am Nachmittag Konjunkturdaten aus den USA. Vor allem eine Umfrage unter Einkäufern der Region Chicago schnitt im Mai weit schwächer ab als prognostiziert. Statt des erwarteten leichten Anstiegs ging der Index kräftig zurück und signalisiert damit eine schrumpfende Wirtschaftsleistung. "Nach den jüngst verbesserten Konjunkturdaten aus den USA dämpft der Einkaufsmanagerindex nun wieder die Hoffnungen auf eine kräftige Erholung der Wirtschaft im zweiten Quartal", sagte Andreas Paciorek von cmc markets.
Angesichts dieser düsteren Nachrichten wurden Bundesanleihen als sicherer Hafen gekauft. Der Kurs zehnjähriger Papiere stieg auf den höchsten Stand seit mehr als drei Wochen. Die Rendite, die sich umgekehrt zum Kurs verhält, fiel unter die Marke von 0,5 Prozent.
Der Euro wertete zum US-Dollar leicht auf und kletterte kurzzeitig erstmals seit Montag wieder über 1,10 US-Dollar. Im späten Handel wird die Gemeinschaftswährung mit 1,0983 Dollar bezahlt. Zum Yen legte der Euro auf über 136 Yen zu auf den höchsten Stand seit zwei Wochen. Zur Konjunktur in der Eurozone gab es verhalten positive Nachrichten: In Italien hat sich die Wirtschaft im ersten Quartal etwas besser entwickelt als prognostiziert. Und ein überraschend starker Anstieg der Geldmenge in der Eurozone drängte Deflationsängste etwas in den Hintergrund.
An den Aktienmärkten gerieten die Kurse auf breiter Front unter Druck, auf den Kurstableaus gab es so gut wie keine Gewinner. Nicht einmal die Übernahmefantasie im US-Technologiesektor konnte Anleger zu Käufen animieren. Laut der "New York Post" will der Chip-Gigant Intel den kleineren Kontrahenten Altera für 15 Milliarden Dollar schlucken. Europäische Halbleiterwerte wie Infineon, STMicroelectronics und Dialog Semiconductor gaben gleichwohl zwischen 1 und 2,5 Prozent nach.
Am deutschen Aktienmarkt verloren RWE 2,7 Prozent. Als belastend nannten Händler einen Artikel in der FAZ. Dort wurde aus einem Redetext von Werner Müller, Vorsitzender der RAG-Kohlestiftung, zitiert. Müller ist überzeugt, dass die Idee einer Atomstiftung zur Abdeckung der Kosten im Zusammenhang mit Atommüll in ihrer Konsequenz zu einer Verstaatlichung des Energieversorgers führen werde. E.ON gaben um 2,3 Prozent nach.
Stabil zeigte sich von den 30 DAX-Werten allein die Aktie von Fresenius. Die Commerzbank hat das Kursziel um 21 auf 62 Euro nach oben geschraubt und rät, bei dem Titel zuzukaufen. Fresenius konnten dem schwachen Gesamtmarkt trotzen und traten auf der Stelle. Die ebenfalls im DAX enthaltene Fresenius-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) hat die Commerzbank dagegen von "Kaufen" auf "Halten" abgestuft. Der FMC-Kurs verlor 1,8 Prozent. Eine Abstufung von "Kaufen" auf "Neutral" durch die UBS ließ den Kurs des Flughafenbetreibers Fraport um 2,2 Prozent nachgeben.
Europäische Schlussstände von Freitag, den 29. Mai 2015:
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.569,76 -80,95 -2,2% +13,5% Stoxx-50 3.442,78 -64,45 -1,8% +14,6% Stoxx-600 399,65 -7,18 -1,8% +16,7% XETRA-DAX 11.413,82 -263,75 -2,3% +16,4% FTSE-100 London 6.984,43 -56,49 -0,8% +6,4% CAC-40 Paris 5.007,89 -129,94 -2,5% +17,2% AEX Amsterdam 493,56 -8,68 -1,7% +16,3% ATHEX-20 Athen 249,66 -3,04 -1,2% -5,7% BEL-20 Brüssel 3.708,66 -44,96 -1,2% +12,9% BUX Budapest 22.378,74 -67,08 -0,3% +34,5% OMXH-25 Helsinki 3.375,11 -43,63 -1,3% +13,0% ISE NAT. 30 Istanbul 101.003,39 -814,90 -0,8% -4,9% OMXC-20 Kopenhagen 981,80 -11,91 -1,2% +31,9% PSI 20 Lissabon 5.931,91 -92,41 -1,6% +21,7% IBEX-35 Madrid 11.217,60 -165,20 -1,5% +9,1% FTSE-MIB Mailand 23.495,68 -248,45 -1,0% +23,6% RTS Moskau 976,48 -14,39 -1,5% +23,5% OBX Oslo 581,86 -0,43 -0,1% +11,1% PX Prag 1.021,81 -3,71 -0,4% +7,9% OMXS-30 Stockholm 1.644,99 -22,07 -1,3% +12,3% WIG-20 Warschau 2.437,81 -3,34 -0,1% +5,3% ATX Wien 2.568,76 -7,67 -0,3% +18,9% SMI Zürich 9.237,79 -156,46 -1,7% +2,8% DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 7.53 Uhr Do, 17.48 Uhr EUR/USD 1,0987 0,34% 1,0950 1,0911 EUR/JPY 136,27 0,45% 135,66 135,54 EUR/CHF 1,0357 0,27% 1,0328 1,0318 USD/JPY 124,04 0,12% 123,89 124,22 GBP/USD 1,5279 -0,32% 1,5329 1,5287 ===
Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com
DJG/bek/flf
(END) Dow Jones Newswires
May 29, 2015 12:26 ET (16:26 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.