Von Christian Grimm
GARMISCH-PARTENKIRCHEN (Dow Jones)-Der große Showdown zwischen Staatsmacht und G7-Gegnern ist bisher ausgeblieben. Trotz schwüler Hitze verfängt die Wut über den Gipfel der Mächtigen nicht. 20.000 Polizisten sicherten die Straßen in Garmisch-Partenkirchen. Am Tag vor dem Eintreffen der Kanzlerin und ihrer Gäste hatte die Polizei eine Übermacht von 4 zu 1. Die Gegner des G7-Treffens konnten weit weniger Anhänger auf die Straße bringen als erwartet. Nur etwa 3.600 Demonstranten wollten laut Polizei die verordnete Alpenidylle stören. Erwartet hatten die G7-Kritiker 10.000.
Im Protestzug die klassischen Forderungen: Kein Freihandel mit den USA, echte Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern, Schluss mit Absprachen der reichsten Nationen. Dazu die klassischen Parolen: "Hoch die internationale Solidarität" oder "Antikapitalista". Der Marsch hatte sich mit großer Verspätung in Bewegung gesetzt. Vorausgegangen waren die üblichen Machtspiele zwischen Demo-Organisatoren und Polizei. Beide Seiten stritten über den Einsatz eines Lautsprecherwagens. Nach der Hälfte der Demo kam es dann doch zu kleinen Rangeleien. Die Ordnungskräfte setzten Pfefferspray ein, weil sie aus dem Zug beworfen wurden. "Es ist trotzdem im Rahmen. Da gab es schon Schlimmeres", sagte ein altgedienter Polizist.
Die Garmisch-Partenkirchener haben ein zwiespältiges Verhältnis zur der Mammut-Veranstaltung in ihrem Tal. Einerseits sind sie an Menschenmassen gewöhnt. Die Stadt lebt von Touristen. Und über die Sondereinnahmen in der Vorsaison freuen sich Hoteliers und Wirte. Andererseits nervt die Bewohner die enorme Präsenz der Staatsmacht, die Straßensperrungen und gewaltigen Kosten. Dass sich die 7 demokratische Staats- und Regierungschefs auf Schloss Elmau abschotten, stößt auf Unverständnis. So lange die Demonstranten friedlich bleiben, sind sie willkommen.
Am Sonntag beginnt dann das eigentliche Treffen der G7. Kanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama treffen am Vormittag Bürger aus dem Alpenörtchen Krün. Dialog nennt sich der Programmpunkt. Beide Politiker werden begleitet von einem Heer von Sicherheitskräften und einem Tross Journalisten. Volksnähe im am besten bewachten Ort der Welt.
DJG/chg/hru(END) Dow Jones Newswires
June 06, 2015 11:31 ET (15:31 GMT)
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