Von Giovanni Legorano
MAILAND (Dow Jones)--Angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen wird die italienische Bank UniCredit ihren laufenden Strategieplan möglicherweise ändern. Konzernchef Federico Ghizzoni kündigte eine Überprüfung an, da die Zinsen länger auf niedrigem Niveau verharren könnten als angenommen. Das belastet die Margen im Kreditgeschäft.
"UniCredit prüft, wie mit einem neuen makroökonomischen Szenario umzugehen ist, das weiterhin niedrige Zinsen ab 2015 vorsieht", sagte Ghizzoni vor Reportern in Mailand.
Es sei zwar noch zu früh, irgendwelche Details zu möglichen Änderungen des für die Jahre 2013 bis 2018 geltenden Plans zu nennen, so Ghizzoni. Er ließt aber durchblicken, dass die Bank auf die geringeren Margen aus der Kreditvergabe mit Senkung der Kosten, einer abgespeckten Struktur in einigen Bereichen des Konzerns und einer Steigerung der Einnahmen durch Gebühren und Provisionen reagieren könnte.
Die Entscheidung der UniCredit zeigt die Schwierigkeiten der italienischen Banken auf, die vorwiegend Geschäftsbanken sind, in einem Umfeld niedriger Zinsen und schwachen Wachstums Gewinne zu erzielen. Diese Bedingungen sorgen für eine geringe Nachfrage nach Krediten durch Unternehmen und Haushalte sowie wachsende notleidende Kredite.
Die meisten der jüngst von italienischen Banken ins Leben gerufenen Strategiepläne setzen auf höhere Einnahmen aus gebührenbasierten Aktivitäten wie Asset Management und Versicherungen. Mit dieser Verschiebung zielen die Institute auf Vermögen im Privatsektor des Landes. Diese Geschäftsbereiche haben zudem einen geringeren Einfluss auf die Kapitalsituation der Institute, für die es neue, striktere Vorschriften seitens der Europäischen Zentralbank gibt.
Ghizzoni sagte, es seien kein großen Änderungen zu erwarten, sondern nur kleine Anpassungen. Bis Ende des Jahres wolle die Bank darüber entscheiden.
Zur selben Zeit strebe die Bank an, ihre Präsenz in einigen Teilen der Welt, in der ihre Kunden tätig sind, zu stärken. Dazu zählen laut CEO China, der Nahe Osten sowie Latein- und Zentralamerika. Ghizzoni schloss aber Akquisitionen anderer Banken in diesen Regionen aus. UniCredit könne stattdessen in jenen Ländern, in denen die Bank eine stärkere Präsenz anstrebe, Vereinbarungen mit lokalen Instituten schließen.
Im März letzten Jahres vermeldete die Bank mit 14 Milliarden Euro für 2013 den größten Verlust aller Zeiten, nachdem sie den Wert notleidender Kredite und früherer Akquisitionen massiv abgeschrieben hatte.
Außerdem legte sie einen Strategieplan mit dem Ziel vor, bis 2018 einen Nettogewinn von 6,6 Milliarden Euro, eine Kapitalrendite von 13 Prozent und eine harte Kernkapitalquote von 10 Prozent zu erreichen.
Zu der Zeit sagte die Bank, sie wolle die im Plan formulierten Ziele durch den Verkauf von Vermögenswerten, die Steigerung der Einnahmen aus Gebühren und Provisionen, die Reduzierung der Kosten und die Verbesserung der Qualität ihrer Assets erreichen.
UniCredit, Italiens größte Bank nach Bilanzsumme, erzielte im ersten Quartal einen Nettogewinn von 512 Millionen Euro nach 712 Millionen Euro im Vorjahr. Für das Gesamtjahr 2014 wies sie einen Gewinn in Höhe von 2 Milliarden Euro aus.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/DJN/mgo/bam
(END) Dow Jones Newswires
June 23, 2015 02:44 ET (06:44 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.