Von Gregor Stuart Hunter
TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--An den meisten Börsen in Ostasien ist am Dienstag nach dem Schreck über die Zuspitzung im griechischen Schuldendrama wieder Ruhe eingekehrt. An einigen Plätzen geht es sogar wieder deutlicher aufwärts mit den Kursen, beispielsweise in Hongkong und Singapur. In Tokio legt der Nikkei-Index bei dünnen Umsätzen um 0,4 Prozent zu auf 20.200 Punkte, in Seoul gewinnt der Kospi in ähnlicher Größenordnung, auch gestützt von einer weniger stark als erwartet gesunkenen Industrieproduktion im Mai.
Erneut extrem volatil verläuft dagegen der Handel in Schanghai. Dort sind die Kurse in den vergangenen zwei Wochen in einer Korrekturbewegung massiv eingebrochen, im Vergleich zum Jahresbeginn liegen sie aber immer noch 25 Prozent im Plus. Zum Start am Dienstag rutschte der Shanghai-Composite um rund 5 Prozent ab, um sich danach wieder komplett zu erholen und kaum verändert in die mittägliche Handelspause zu gehen.
Erst am Wochenende hatte die chinesische Notenbank mit einer Zinssenkung auch versucht, den Absturz in Schanghai zu bremsen - bislang wenig erfolgreich. Zudem kündigte das Finanzministerium des Landes am Montag an, dass staatliche Pensionsfonds nun bis zu 30 Prozent ihres Vermögens in Aktien anlegen dürfen. Teilnehmer schließen nicht aus, dass weitere Stützungsmaßnahmen folgen werden. So könnte beispielsweise die Liquidität absorbierende Flut an Börsengängen von der Regulierungsbehörde für einige Zeit gestoppt werden.
Die Analysten der ING warnen unterdessen davor, dass die Schwäche des chinesischen Aktienmarktes auch auf die Börsen anderer Länder übergreifen könnte. Zwar schotteten Kapitalverkehrskontrollen den chinesischen Markt von Ansteckungen aus dem Ausland ab, umgekehrt sei dies aber nicht gegeben. Noch ist davon aber nichts zu spüren, und sogar die Börse in Hongkong zeigte sich zuletzt meist wenig beeindruckt von der Entwicklung in Schanghai.
Am Devisenmarkt verteidigt der Euro weitgehend das im Tagesverlauf am Montag wieder deutlich erhöhte Niveau. Er kostet knapp 1,12 Dollar, nachdem der erste Griechenland-Schreck ihn am frühen Montag bis auf 1,0960 Dollar gedrückt hatte. Der Yen zeigt sich mit 122,34 je Dollar in etwa auf dem gleichen Niveau wie am Montag zur gleichen Zeit und liefert insofern für den japanischen Aktienmarkt keine Impulse.
Dass Griechenland angekündigt hat, eine am 30. Juni fällig werdende Kreditrate des IWF über knapp 1,6 Milliarden Euro nicht zurückzuzahlen, sorgt für keine Überraschung mehr. Damit war im Vorfeld bereits gerechnet worden, weil die Kassen in Griechenland ganz offenkundig leer sind.
Die Märkte schienen ganz auf die EZB zu vertrauen, und deren früheres Versprechen, "alles zu tun, was nötig ist", den Euro zu schützen - egal wie das Finale um Griechenland aussehe, so Devisenexpertin Kymberly Martin.
Marktteilnehmer wollen die Erholungstendenz aber noch nicht überbewerten. Noch sei die Situation in Griechenland ungeklärt und auch nach der Volksabstimmung zum Hilfspaket der Gläubiger am kommenden Wochenende dürfte noch nicht klar ersichtlich sein, wohin der Weg führe, auch weil der Austritt eines Landes aus der Eurozone grundsätzlich nicht vorgesehen ist.
=== INDEX Stand aktuell +- in % Handelsende (MESZ) S&P/ASX 200 (Sydney) 5.420,50 -0,04% 08:00 Nikkei-225 (Tokio) 20.200,29 +0,45% 08:00 Kospi (Seoul) 2.068,80 +0,40% 08:00 Shanghai-Composite (Schanghai) 4.052,47 -0,01% 09:00 Hang-Seng-Index (Hongkong) 26.280,27 +1,21% 10:00 Straits-Times (Singapur) 3.320,78 +1,24% 11:00 KLCI (Malaysia) 1.707,48 +0,92% 11:00 DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Mo, 11.30 Uhr EUR/USD 1,1188 -0,4% 1,1231 1,1084 EUR/JPY 136,93 -0,5% 137,64 136,20 USD/JPY 122,40 -0,1% 122,57 122,86 USD/KRW 1117,45 -0,2% 1119,50 1123,99 USD/CNY 6,2064 -0,0% 6,2088 6,2088 AUD/USD 0,7667 -0,2% 0,7681 0,7657 ===
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June 30, 2015 00:51 ET (04:51 GMT)
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