NEW YORK (Dow Jones)--Nachdem Griechenland nun angeblich doch bereit zu einem Einlenken im Schuldenstreit ist, dürften auch die US-Anleger aufatmen. Die Financial Times meldet, der griechische Ministerpräsident Tsipras wolle fast alle Bedingungen der Gläubiger akzeptieren. Dass Griechenland laut Regierungsvertretern dennoch am geplanten Referendum festhält, scheint niemanden zu stören. In Europa legen die Aktienkurse kräftig zu, und in den USA ziehen die Indizes ebenfalls deutlich an. Kurz nach Handelsbeginn gewinnt der Dow-Jones-Index 1 Prozent auf 17.792 Punkte. Der S&P-500 steigt um 0,9 Prozent und der Nasdaq-Composite um 1 Prozent.
Bundeskanzlerin Merkel und Bundesfinanzminister Schäuble dämpften einstweilen die Erwartungen. Es bestehe noch keine Klarheit über Athens neuestes Angebot, so Schäuble. Das sei keine seriöse Grundlage für Verhandlungen. Der Minister schloss Notfinanzierungen für die Zwischenzeit aus. Dafür gibt es aus seiner Sicht keine Grundlage, weil das zweite Hilfsprogramm in der Nacht ausgelaufen ist. Und Merkel sagte, die Bundesregierung wolle erst einmal den Ausgang des Referendums am Sonntag abwarten.
Am Nachmittag werden die Finanzminister der Eurozone über die jüngsten griechischen Vorschläge diskutieren. Auch der EZB-Rat wird auf seiner Sitzung am Mittwoch über etwaige weitere Notkredite an Griechenland beraten.
Am Dienstag hatte die Stimmung an den Börsen darunter gelitten, dass Griechenland die Frist zur Rückzahlung eines Kredits an den Internationalen Währungsfonds (IWF) verstreichen ließ. Die europäischen Märkte fügten den Verlusten vom Montag weitere hinzu, während es an der Wall Street nur zu einer verhaltenen Erholung kam.
Die US-Anleger werden sich aber nicht allein auf Griechenland konzentrieren können, denn sie müssen eine Fülle heimischer Konjunkturdaten verarbeiten. Eine halbe Stunde nach der Startglocke werden der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe und die Bauausgaben bekanntgegeben.
Vor Handelsbeginn wurde der Arbeitsmarktbericht des privaten Dienstleisters ADP veröffentlicht. Demnach entstanden im Privatsektor im Juni 237.000 Stellen, während Volkswirte mit 220.000 Stellen gerechnet hatten. Der Bericht gilt als Indikator für den offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung. Dessen Veröffentlichung wird auf den Donnerstag vorgezogen, weil die US-Börsen am Freitag geschlossen sind. Weil der Unabhängigkeitstag der USA in diesem Jahr auf einen Samstag fällt, wird der Feiertag vorverlegt.
Der überraschend gute ADP-Bericht gibt dem Dollar Auftrieb und erhöht am Anleihemarkt den Verkaufsdruck. Der Euro fällt auf rund 1,1080 Dollar. Im Tageshoch wurden für die Gemeinschaftswährung gut 1,1170 Dollar gezahlt. Am Anleihemarkt treiben sinkende Kurse die Rendite zehnjähriger Treasurys um 9 Basispunkte auf 2,42 Prozent nach oben. Auch der Goldpreis gibt etwas nach. Die Feinunze ermäßigt sich um 0,4 Prozent auf 1.168 Dollar.
Das bestehende Überangebot lastet unterdessen auf dem Ölpreis. Am Vorabend hatte der Branchenverband American Petrol Institute einen Anstieg der Ölbestände gemeldet. Am Mittwoch wird die US-Regierung offizielle Daten zu ihren Vorräten vorlegen. Das Barrel Leichtöl der US-Sorte WTI verbilligt sich um 2 Prozent auf 58,22 Dollar.
Geschäftszahlen hat der Getränkekonzern Constellation Brands vorgelegt, der unter anderem Bier der Marke Corona herstellt. In Reaktion darauf zeigen sich die Aktien 2,8 Prozent fester. Auch der Lebensmittelhersteller General Mills hat Quartalszahlen veröffentlicht. Der Umsatz verfehlte die Erwartungen, während der Gewinn vor Sondereinflüssen besser als erwartet ausfiel. Die Aktie verliert 1,7 Prozent.
Nach der Bekanntgabe von Absatzzahlen für den Monat Juni steigt der Kurs von Ford um 0,2 Prozent, während General Motors um 0,7 Prozent zurückfallen. Daneben steht Biogen mit dem geplanten Bau einer Produktionsanlage in der Schweiz im Blick. Das Unternehmen will 1 Milliarde Schweizer Franken investieren. Die Aktie steigt um 1,3 Prozent.
INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 17.792,41 0,98 172,90 S&P-500 2.081,10 0,87 17,99 Nasdaq-Comp. 5.037,12 1,01 50,25 Nasdaq-100 4.442,42 1,04 45,66 DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8.30 Uhr Di, 18.10 Uhr EUR/USD 1,1079 -0,42% 1,1126 1,1157 EUR/JPY 136,41 -0,12% 136,58 136,29 EUR/CHF 1,0457 0,32% 1,0423 1,0427 USD/JPY 123,12 0,30% 122,75 122,15 GBP/USD 1,5642 -0,38% 1,5702 1,5731
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July 01, 2015 09:49 ET (13:49 GMT)
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