Politische Ereignisse haben die unangenehme Eigenschaft, sich nicht um so Sachen wie "Redaktionsschluss" oder "Erscheinungstermin" zu kümmern. Also wird dieser Leitartikel vor jenem Sonntag geschrieben, an dem das Referendum in Griechenland stattfindet - oder eben nicht. Es war eine der Bedingungen der Euro-Gruppe, dass die Regierung die Volksabstimmung über die Sparmaßnahmen absagt, damit über weitere Hilfen an Griechenland verhandelt werden kann. Und zum Redaktionsschluss der letzten Ausgabe des Austria Börsenbriefes war die Sache eben noch in Schwebe. Beurteilen lässt sich aber bereits, wie Anleger - zumindest bisher - auf die ultimative Zuspitzung der Griechenland-Krise reagiert haben.
Ich komme gerade von einer Veranstaltung der Raiffeisen Bank International, auf der Nationalbankchef Ewald Novotny einen Vortrag über - na was schon - gehalten hat. (Im Gegensatz zu mir hoffte Nowotny auf ein "Ja" der Griechen zu den Sparmaßnahmen). Bei der Veranstaltung hatte ich die Gelegenheit, mit Börsen-Vorstand Birgit Kuras zu sprechen, und sie bestätigte die gelassene Reaktion der Anleger: An der Wiener Börse war der Tag nach dem Platzen der Verhandlungen ein ganz normaler Handelstag ohne auffallend hohe Umsätze. Die ständigen Eskapaden des selbstverliebten und überheblichen griechischen Finanzministers und sein riskanter Poker sind längst in den Kursen eingepreist. Warum ich hoffe, dass die Volksabstimmung stattfindet und die Griechen mit "Nein" votieren? Weil ein Ende mit Schrecken längst da ist und nur noch formell besiegelt gehört, dieses Ende aber bei einer Absage der Abstimmung in eine jahrelange Verlängerung geht.
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