Die chinesische Regierung versucht mit einem Bündel an Maßnahmen, den Kurssturz an den heimischen Börsen zu stoppen. Börsengänge werden bis auf Weiteres gestoppt, Wertpapierhändler und Investmentfonds haben sich zu längerfristigen Aktienkäufen verpflichtet und der Staat wird den Aktienkauf auf Pump fördern. Dies gaben staatliche Stellen, Finanzfirmen und Branchenverbände in mehreren Mitteilungen am Wochenende bekannt.
Die chinesischen Festland-Börsen befinden sich seit drei Wochen im freien Fall, den die Regierung mit ihrem koordinierten Eingreifen stoppen will. Der wichtigste Börsenindex Shanghai Composite rutschte in dieser Zeit um 29 Prozent ab. Hintergrund ist die Sorge, dass die Börsen nach einer monatelangen Rally überhitzt sind. Experten warnten zuletzt immer lauter vor dem Platzen einer Blase.
Nicht zuletzt die rund 90 Millionen Privatanleger hatten den Börsenboom angeheizt, ermunternd durch die Regierung in Peking. Dabei kauften sie Aktien vielfach auf Pump bei den Wertpapierhändlern, das sogenannte Margin Trading. Durch die Talfahrt der Kurse wurden die Anleger gezwungen, Kapital nachzuschießen - was viele nicht konnten. Dadurch landeten notgedrungen noch mehr Aktien auf dem Markt.
Die chinesische Notenbank wird den Wertpapierhändlern nun bei der Finanzierung des Aktienkaufs auf Pump mit einer Geldspritze unter die Arme greifen, wie die Marktaufsicht CSRC am Sonntag auf ihrer Website ankündigte. Gleichzeitig erklärte ein mächtiger Staatsfonds, noch jüngst in den Aktienmarkt investiert zu haben.
Zuvor waren 28 laufende Börsengänge an den Börsen in Shanghai und Shenzhen bis auf Weiteres gestoppt worden, um das Geld der Anleger in den etablierten Werten zu halten. Es gebe in der "nahen Zukunft" keinen Börsengang, erklärte am Sonntag die Marktaufsicht CSRC.
21 große Wertpapierhändler - sogenannte Broker - verpflichteten sich zudem, keine Aktien aus ihrem eigenen Bestand zu verkaufen, so lange der Shanghai Composite unter der Marke von 4500 Punkten stehe. Der Index hatte am Freitag bei 3686,92 Punkten geschlossen. Die Broker investieren zudem umgerechnet gut 17 Milliarden Euro eigenes Geld in Aktien. Die Geschäftsführer von 25 Investmentfonds versprachen ebenfalls, Aktien zu kaufen und mindestens ein Jahr lang zu halten.
Durch die Maßnahmen soll das Vertrauen insbesondere der Privatanleger wieder hergestellt werden. Es brauche Zeit, um den Markt zu stabilisieren, schrieb die Zeitung der Kommunistischen Partei auf dem in China populären Kurznachrichtendienst Weibo. "Während dieses Prozesses sollten Anleger Vertrauen und Geduld haben statt ihren Kopf zu verlieren."/das
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