Von Stefan Lange
BERLIN (Dow Jones)--Im Poker um neue Griechenland-Hilfen sieht auch der Bundesverband deutscher Banken (BdB) zunächst Athen am Zug. Die Frage sei derzeit nicht die nach einem Schuldenschnitt oder nach Schuldenerleichterungen, sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin. Die Frage sei vielmehr, was Griechenland nun mache. "Letztlich liegt der Ball im Feld von Griechenland", betonte Kemmer, und forderte von Athen tragfähige Reformen zur Schaffung von Wirtschaftswachstum.
Schuldenerleichterungen schloss Kemmer gleichwohl nicht aus. Es werde sich niemand verweigern, den Griechen irgendwann Schulden zu erlassen. "Der Schuldenberg ist so groß, dass er nicht tragbar ist", sagte Kemmer. Aber die Reihenfolge müsse stimmen, zuerst müsse es Reformen geben, erklärte Kemmer, und nannte als Reformfelder die Bereiche Steuersystem, Privatisierungen und Verwaltung.
Für die Zukunft sieht Kemmer dunkle Wolken am Athener Himmel. Die Regierung von Alexis Tsipras muss am 20. Juli 3,5 Milliarden Euro an die EZB zurückzahlen. Wenn die EZB ihr Geld nicht zurückbekomme, könne er sich "nur schwer vorstellen", dass weiterhin Ela-Notkredite in bisheriger Höhe ausgereicht würden, meinte Kemmer und betonte gleichzeitig, dass es sich dabei um reine Spekulation handele. Noch seien zwei Wochen Zeit.
Die EZB sei in einer "schwierigen Situation", sagte Kemmer. Sie überdehne "im Grunde genommen jetzt schon ihr Mandat", weil sie zu Bedingungen Geld an Griechenland ausreiche, die so eigentlich nicht vorgesehen seien.
Mit Blick auf den am Dienstagabend geplanten EU-Sondergipfel in Brüssel sagte Kemmer, er denke nicht, dass es dabei eine finale Lösung geben werde. Er hoffe "auf einen deutlichen Schritt", rechne aber "mit ganz zähen Verhandlungen".
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July 07, 2015 02:36 ET (06:36 GMT)
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