BERLIN (Dow Jones)--Wenn Griechenland ernsthafte Reformen beschließt, könnte es aus Sicht von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel einen Schuldenerlass geben. Gabriel sagte dem Magazin stern, man könne über "die Möglichkeit, die Schulden zu verringern, erst dann reden, wenn die griechische Regierung auch zeigt, dass sie Reformen umsetzt".
Ein Streichen der Verbindlichkeiten ohne Gegenleistung würde aber nach Dafürhalten des SPD-Vorsitzenden zu nichts führen. "Wenn wir jetzt einfach Schulden streichen, ohne dass sich in Griechenland vieles grundlegend ändert, ist gar nichts gewonnen", betonte der Vizekanzler. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) schließt bisher einen Schuldenschnitt aus.
Gabriel räumte ein, dass es ein Fehler war, die Griechen überhaupt in die Eurozone zu lassen: "Die Aufnahme Griechenlands in den Euro ist aus heutiger Sicht sehr naiv erfolgt."
In dem Gespräch griff der SPD-Chef gleichzeitig den griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras scharf an. Der habe versucht, "die gesamte Euro-Zone auf den Kopf zu stellen" und nicht verstanden, dass das nur zu Lasten der Griechen gehe. Ökonomische Folgen der Tragödie um Griechenland für die deutsche Wirtschaft fürchtet der Minister nicht.
Am Mittag beraten die Finanzminister des Währungsblocks über die nächsten Schritte nach dem griechischen "Nein" vom Sonntag. Am Abend kommen dann die Staats- und Regierungschefs zusammen, um Wege aus der Blockade zu finden.
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July 07, 2015 06:18 ET (10:18 GMT)
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