
Die Recherchen widersprechen der bisherigen Darstellung der Bundesregierung, die noch Ende Dezember davon ausging, "dass die türkische Regierung weiterhin zu ihrer Zusicherung steht, wonach keine syrischen Flüchtlinge nach Syrien abgeschoben werden". Diese Haltung bestätigte das Auswärtige Amt gegenüber MONITOR erneut auf Anfrage.
Im Dezember 2015 hatte "Amnesty International" darüber berichtet, dass türkische Behörden"Menschen unter Verletzung der Menschenrechte nach Syrien oder in den Irak abgeschoben haben". Der Amnesty-Bericht dokumentiert auch 130 Fälle von Abschiebungen nach Syrien aus einem sogenannten "Reception and Removal Centre" im osttürkischen Erzurum, welches überwiegend mit EU-Mitteln errichtet worden war.
Vor dem Hintergrund der Monitor-Recherchen bezeichnete die EU-Direktorin von "Human Rights Watch", Lotte Leicht, die Flüchtlingspolitik der EU als"zynisch". "Es geht nur darum, die Flüchtlingszahlen zu reduzieren." Die EU nehme das Vorgehen der Türkei billigend in Kauf und "bringt die Flüchtlinge so in noch gefährlichere Situationen", sagte Lotte Leicht gegenüber MONITOR. Die EU-Kommission teilte MONITOR gegenüber mit, irreguläre Abschiebungen ohne individuelle Prüfung würden einen "Bruch internationalen Rechts" bedeuten und die "Europäische Menschenrechtskonvention verletzen". Man habe bisher aber noch keine Möglichkeiten gehabt, die Vorwürfe zu überprüfen. Die Türkei habe der EU gegenüber solche Abschiebungen bestritten. Den Hinweisen wolle man nun nachgehen.
Am 29. November 2015 hat die Europäische Union mit der Türkei einen Aktionsplan beschlossen, welcher in erster Linie dazu führen soll, dass weniger Flüchtlinge in die Europäische Union kommen. Im Gegenzug soll die Türkei für Flüchtlingsprojekte Finanzhilfen in Höhe von bis zu drei Milliarden Euro erhalten.
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