NEW YORK (Dow Jones)--Im Verlauf des Vormittagsgeschäfts weitet die Wall Street ihre Verluste massiv aus. Der S&P-500-Index büßt nun 1,2 Prozent ein auf 2.072 Punkte, der Dow-Jones-Index sogar 1,3 Prozent auf 17.293. Erneut sorgen die Kurskapriolen in Schanghai für Verunsicherung und Ängste vor einem nachlassenden Wirtschaftswachstum in China. Die Börse in Schanghai schloss zwar vom 6,2-prozentigen Vortageseinbruch etwas erholt, zu verdanken hatte sie das aber offensichtlich nur stützenden Eingriffen staatlicher Stellen im späten Handel, denn zunächst hatte sich der Absturz vom Vortag noch nahtlos fortgesetzt.
Auch Daten vom Ölmarkt verstärken die Sorge um eine schwächelnde Wirtschaft. In den USA sind die Rohölvorräte in der vergangenen Woche deutlich gestiegen, während Experten mit einem Minus gerechnet hatten. Das drückt nicht nur den Ölpreis und die Ölwerte, sondern auch den Gesamtmarkt. Rohöl der US-Sorte WTI fällt um 3,8 Prozent auf 41,00 Dollar je Barrel. Im Dow fallen Chevron und Exxon um 3 bzw 2,4 Prozent.
Daneben lässt das im späten Handelsverlauf zur Veröffentlichung anstehende Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbanker die Anleger zurückhaltend agieren. Es könnte neue Erkenntnisse dafür liefern, ob mit der schon länger von US-Notenbankchefin Janet Yellen avisierten Zinserhöhung tatsächlich schon im September zu rechnen ist oder womöglich doch erst später.
Die Verbraucherpreisentwicklung im Juli ist derweil in etwa im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Im Kern stiegen die Preise im Monatsvergleich um 0,1 Prozent, während Experten mit 0,2 Prozent gerechnet hatten. Auf Jahressicht liegt die Teuerung damit 1,8 Prozent höher und weiter unter dem Inflationsziel der Fed von 2 Prozent. "Das kann man etwas in Richtung weniger Druck zu Zinserhöhungen für die Fed interpretieren", sagt ein Händler. Gleichwohl ziehen am Anleihemarkt seit der Bekanntgabe die Renditen an. Die Zehnjahresrendite steigt auf 2,21 von 2,18 Prozent.
Zuletzt mehrten sich die Stimmen derer, die wegen der Entwicklung in China darauf spekulieren, dass die US-Notenbank mit dem Zinsschritt weiter abwarten wird. AvaTrade-Chefstratege Naeem Aslam glaubt dagegen, dass die Lage in China dazu "noch brutaler" werden müsse.
Ebenfalls im Blick haben die Märkte Aussagen von Narayana Kocherlakota, Präsident der US-Notenbankfiliale in Minneapolis. Er hat sich gegen eine baldige Zinserhöhung ausgesprochen. Angesichts der niedrigen Inflation wäre stattdessen eine Lockerung der Geldpolitik angebracht. Kocherlakota plädiert seit Monaten dafür, dass die Fed mit einer Zinserhöhung bis zum nächsten Jahr warten sollte.
Unternehmensseitig trudeln immer noch Quartalsberichte ein, die bei Einzelwerten für stärkere Bewegungen sorgen. Auf dem Kalender stehen unter anderen die großen Einzelhändler Target, Lowe's und Staples.
Zum zweiten Mal in Folge hat Lowe's beim Gewinn die Erwartungen des Marktes verfehlt. Immerhin hat der Konzern trotz des enttäuschenden Ergebnisses die Prognose für das Geschäftsjahr insgesamt bekräftigt. Im Unterschied zum Gewinn hat sich der Umsatz den Schätzungen gemäß entwickelt. Die Aktie liegt leicht im Plus.
Staples hat mit seinem Quartalsumsatz die Erwartungen verfehlt. Der Kurs gibt 2 Prozent nach. Staples geht davon aus, dass niedrigere Umsätze die Erträge im dritten Quartal beeinträchtigen werden. Daher ist der Abschluss der noch ausstehenden Übernahme von Office Depot nach Meinung von Analysten jetzt umso wichtiger für den Konzern.
Dagegen hat Target wie im ersten Quartal wieder gute Geschäftszahlen ausgewiesen. Der Gewinn habe die selbst gesteckten Ziele des Einzelhandelskonzerns aus dem Mai locker geschlagen, heißt es. Daher habe das Unternehmen den Jahresausblick angehoben. Der Kurs gibt 0,4 Prozent nach und zeigt damit relative Stärke.
Ein Kursfeuerwerk verzeichnen Dot Hill. Sie schießen um 87 Prozent nach oben auf 9,69 Dollar. Der Datenspeicherexperte Seagate Technology will sein Cloudgeschäft ausbauen und ist bereit, Dot Hill für 9,75 Dollar je Aktie zu übernehmen - das ist eine Prämie auf den letzten Dot-Hill-Kurs von 88 Prozent. Insgesamt zahlt Seagate 694 Millionen Dollar. Seagate büßen 3,2 Prozent ein.
Analog Devices stiegen nach der Bekanntgabe der Drittquartalszahlen um 0,3 Prozent. Einerseits sei das eine den Zahlen angemessene Reaktion, andererseits unterstrichen die Daten die potenzielle Gefahr einer Ausrichtung des Geschäfts auf eine einzige Quelle, heißt es im US-Handel. Apple habe dem Halbleiterhersteller zu soliden Resultaten und einem Umsatz über den Marktschätzungen verholfen. Es sei nicht zu übersehen, dass Analog in seinem Kerngeschäft Industrieanwendungen, Automobil und Mobilfunk geschwächelt habe, bemerken die Analysten von Susquehanna. Apple verlieren 1,5 Prozent.
J.P. Morgan Chase geben um 1,1 Prozent nach. Die Bank ist dem Vernehmen nach in fortgeschrittenen Verhandlungen mit der Finanzaufsicht, über 150 Millionen Dollar zur Beilegung eines Streits zu zahlen. J.P. Morgan wird Informanten zufolge vorgeworfen, in unangemessener Weise Privatkunden den Kauf eigener Produkte empfohlen zu haben, ohne dies klar offengelegt zu haben.
Der Goldpreis zieht an auf 1.129 Dollar je Feinunze, das sind 12 Dollar mehr als im späten US-Handel am Dienstag. Das Edelmetall scheint angesichts der erneuten Minuszeichen bei den Aktien auch von seinem Ruf als sicherer Hafen profitieren. Der Euro holt mit den Daten vom Ölmarkt zwischenzeitliche Verluste wieder auf und steht nun bei 1,1060 Dollar.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 17.292,51 -1,25 -218,83 S&P-500 2.071,58 -1,21 -25,34 Nasdaq-Comp. 4.996,12 -1,25 -63,23 Nasdaq-100 4.489,46 -1,16 -52,61 DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8.20 Uhr Di, 18.24 Uhr EUR/USD 1,1062 0,02% 1,1060 1,1034 EUR/JPY 137,34 -0,10% 137,48 137,20 EUR/CHF 1,0731 -0,55% 1,0791 1,0769 USD/JPY 124,13 -0,13% 124,30 124,37 GBP/USD 1,5645 -0,16% 1,5671 1,5649 ===
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August 19, 2015 12:00 ET (16:00 GMT)
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