Von Benjamin Krieger
FRANKFURT (Dow Jones)--Panikartige Aktienverkäufe in China drücken den DAX am Montag erstmals seit Mitte Januar unter 10.000 Punkte. Deutschlands Leitindex büßt im frühen Handel 2,5 Prozent auf 9.878 Punkte ein. Damit hat der DAX die Kursgewinne seit Jahresbeginn wieder komplett eingebüßt. Keines der 30 Schwergewichte des Indexes kann sich dem starken Abwärtssog entziehen. Der Euro-Stoxx-50 verliert 2,6 Prozent auf 3.163 Punkte. Auch bei diesem Index sind die Gewinne seit Jahresbeginn vollständig abgeschmolzen.
In China ist am Montag nicht nur ein Sack Reis umgefallen. Die Aktienkurse in Schanghai fallen wie überreifes Obst, der Leitindex in Schanghai bricht um knapp 8,5 Prozent ein. In Hongkong fällt der Hang-Seng-Index um gut 5 Prozent. Die Angst vor einer dramatischen Abschwächung der Konjunktur, vor allem aber die Zurückhaltung der chinesischen Notenbank am Wochenende lastet schwer auf den Kursen.
Die People's Bank of China (PBoC) hat am Wochenende nicht wie vielfach spekuliert auf den Kurssturz der vergangenen Woche reagiert. Das lässt Investoren weitere Aktienpositionen auflösen. Allerdings hieß es am Morgen aus Kreisen der PBoC, diese bereite erneute geldpolitische Lockerungen vor und wolle die Märkte mit Liquidität fluten. "Weitere geldpolitische Lockerungen, inklusive einer Zinssenkung, sind in dieser Woche sehr wahrscheinlich", sagt Volkswirtin Michala Marcussen von der Societe Generale.
Doch nicht alle Börsianer glauben noch an die heilende Wirkung immer neuer Geldspritzen der PBoC. "China hat sich keinen Gefallen getan mit den umfangreichen Anreizen für die Konjunktur, die das Land mit monotoner Regelmäßigkeit eingeführt hat", sagt David Buik von Panmure Gordon. Die Antwort des Marktes auf die zahlreichen Stimuli sei deutlich: um ein Drittel sei der chinesische Leitindex in den vergangenen zwei Monaten eingebrochen.
An den Derivatebörsen haben sich Investoren schon am Freitag auf neues Ungemach eingestellt. An der Termin-und Optionsbörse Eurex wurden doppelt so viele Verkaufsoptionen auf den DAX gehandelt wie Kaufoptionen. Mit diesen "Puts" sichern sich Anleger gegen Kursverluste am Kassamarkt ab.
Der Euro wertet derweil zum US-Dollar weiter auf. Am Morgen ist die Gemeinschaftswährung auf 1,1460 Dollar gestiegen nach Kursen knapp unter 1,14 am Freitagabend. "Eine Zinserhöhung (in den USA) im September erscheint aus Sicht der Mehrheit der Marktteilnehmer inzwischen eher unwahrscheinlich", sagt Thu Lan Nguyen von der Commerzbank. Das komme dem Euro gegenwärtig zugute. "Entsprechendes gilt auch für das Pfund, da sich die Bank of England an die Fed gehängt hatte", ergänzt Peter Meister von der BHF-Bank. Auch zum Pfund Sterling wertet der Euro seit Tagen kräftig auf.
Am Rentenmarkt sind sichere Papiere gesucht. Zehnjährige Bundesanleihen sind im frühen Handel auf den höchsten Stand seit Ende April gestiegen. Sie haben die Gewinne anschließend jedoch weitgehend wieder abgegeben. Möglicherweise nehmen Anleger nach der mehrwöchigen Aufwärtsbewegung von Bundesanleihen nun Kursgewinne mit.
Die größten Kursverlierer an Europas Börsen sind die Rohstoffproduzenten, der Sektor verliert 5,6 Prozent. Die Rohstoffpreise bröckeln weiter ab. Der Preis für ein Fass der Nordseeölsorte Brent zur Lieferung im Oktober verliert am Londoner Terminmarkt 2,3 Prozent auf 44,40 US-Dollar. Der Kupferpreis fällt um 2,6 Prozent auf 2.224 Dollar je Tonne, das ist der tiefste Stand seit Mai 2009.
Kursbewegende Nachrichten zu Unternehmen können Händler am Morgen nicht ausmachen. Die Bank RBC hat die Fraport-Aktie hochgestuft auf "Outperform". Mit einem Kursverlust von 1,9 Prozent hält sich die Aktie des Flughafenbetreibers vergleichsweise gut. Henkel-Aktien büßen dagegen trotz einer Hochstufung durch Goldman Sachs 3 Prozent ein.
=== INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.164,76 -2,54% Stoxx-50 3.004,78 -3,14% DAX 9.870,16 -2,51% CAC 4.521,99 -2,35% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 155,96% +15 DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Fr, 18.21 Uhr EUR/USD 1,1491 +1,0% 1,1375 1,1366 EUR/JPY 138,64 -0,1% 138,76 138,71 EUR/CHF 1,0829 +0,4% 1,0783 1,0774 USD/JPY 120,63 -1,1% 122,00 122,06 GBP/USD 1,5670 -0,1% 1,5690 1,5708 ===
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August 24, 2015 03:48 ET (07:48 GMT)
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