FRANKFURT (Dow Jones)--Im Tarifkoflikt mit der Lufthansa hat die Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit ungewöhnlich deutlich kritisiert. Cockpit stelle bei den Verhandlungen mit Deutschlands größter Airline "unrealistische" Vorbedingungen, so UFO. "Verhärtete Positionen, die weiter einzementiert werden, führen letztlich dazu, dass Arbeitsplätze der gesamten Lufthansa bedroht werden", sagte UFO-Tarifverantwortlicher Uwe Hien.
Der ungelöste und nun erneut eskalierte Konflikt zwischen der Pilotengewerkschaft und Lufthansa habe bereits jetzt direkte und einschneidende Auswirkungen auf die Situation in den verschiedenen Fluggesellschaften des Konzerns. "Es ist nicht hilfreich, dass die Vereinigung Cockpit heute vermeldet hat, dass es keinen Einstieg in die Verhandlungen zu einer Gesamtlösung auf Basis des Bündnisses für Wachstum und Beschäftigung geben wird", kritisierte Hien.
Die Vereinigung Cockpit hatte überraschend mitgeteilt, dass die Verhandlungen mit der Lufthansa gescheitert seien. Die Airline habe ein Angebot der Piloten abgelehnt, so die Gewerkschaft. Eine der wesentlichen Bedingungen für die Aufnahme von Verhandlungen sei es gewesen, "dass Lufthansa die Ausflaggung von Flugzeugen und die damit verbundene Verlagerung von Arbeitsplätzen in untarifierte Unternehmen im In- und Ausland unterlässt."
Die Flugbegleiter-Gewerkschaft kritisiert dieses Vorgehen. Der Meldung der Vereinigung Cockpit lasse sich entnehmen, dass als Vorbedingung für weitere Verhandlungen die Einstellung der Eurowings-Europe gefordert werde. "Solch eine Vorbedingung kann man guten Gewissens als unrealistisch bezeichnen", erklärte Hien. "Es steht zu viel auf dem Spiel, als dass wir als mittelbar Betroffene hierzu weiter schweigen könnten."
Seit mehr als einem Jahr streiten sich die Piloten und die Airline, Dutzende Arbeitskämpfe führten zu massiven Flugausfällen und zu hohen Kosten bei der Lufthansa. Im Kern geht es um die Frage, bis zu welchem Alter Lufthansa-Piloten fliegen müssen, ehe sie mit finanzieller Unterstützung des Arbeitgebers in den Vorruhestand gehen können. Ungeklärt sind aber auch Vergütungsfragen. Zudem kritisiert die VC die Verlagerung von Pilotenarbeitsplätzen ins Ausland.
Die Lufthansa will mit dem Umbau und der Eurowings eigentlich Marktanteile zurückgewinnen. Schwierigkeiten bereitet der Frankfurter Fluggeselslchaft die staatlich unterstützen arabischen Airlines Emirates und Etihad sowie die Billigflieger um Ryanair oder Easyjet. Um den Low-Cost-Fliegern besser Paroli bieten zu können, setzt Lufthansa außerhalb ihrer Drehkreuze Frankfurt, München, Zürich und Wien auf ihre Tochter Eurowings.
UFO appelliere an beide Verhandlungspartner, sich an einen Tisch zu setzen und ohne weitere vorherige taktische Manöver nach einer Lösung zu suchen. "Es besteht die Gefahr, dass weitere Arbeitskämpfe als einzige Antwort die Richtung der arbeitgeberseitigen Hardliner im Konzern unnötig befeuert", hieß es.
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September 02, 2015 13:47 ET (17:47 GMT)
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