NEW YORK (Dow Jones)--Nur einen Tag nach den "falkenhaften" Äußerungen der US-Notenbank scheint Anleger an der Wall Street schon wieder der Mut zu verlassen. Denn am Vortag hatten die Investoren nur kurz auf die für viele Marktakteure überraschend straffe Tonlage der Fed verschnupft reagiert. Letztlich überwog eine positive Stimmung. Doch der Wind scheint sich am Donnerstag zu drehen: Der Aktienterminmarkt signalisiert eine etwas leichtere Handelseröffnung am Kassamarkt. In ihrem Begleitkommentar zum Beschluss, die Leitzinsen nahe null zu belassen, signalisierte die Fed eine mögliche Zinserhöhung im Dezember. Viele Börsianer hatten einen solchen Schritt für 2015 bereits abgeschrieben, so dass sie nun die neue Situation einpreisen müssen.
"Der falkenhafte Ton des Kommentars scheint nahezulegen, dass sich die Fed die Möglichkeit einer Dezember-Zinserhöhung möglichst lange offen halten will. Die Spekulationen an den Finanzmärkten geht damit weiter", sagt Marktstratege Michael Hewson von CMC Markets. Allerdings ist die Tendenz an den Märkten nun etwas eindeutiger als noch vor den Aussagen der US-Notenbank. Aktuell preist der Finanzmarkt mit einer knapp 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit eine Leitzinserhöhung im Dezember ein.
Wenig Aufregung beschert das US-Wachstum zum dritten Quartal den Märkten. Mit plus 1,5 Prozent wuchs das US-BIP ganz im erwarteten Rahmen. Allerdings fiel die Preiskomponente schwächer als erwartet aus. "Der Markt reagiert da etwas achselzuckend auf die Daten. Nach den Fed-Aussagen von gestern sind Daten zu einem abgelaufenen dritten Quartal eigentlich ohne Belang", kommentiert ein Händler die Daten. Gestützt wird die Aussicht auf bald steigende Zinsen vom Arbeitsmarkt. Zwar beantragten etwas mehr US-Bürger in der Woche erstmals Arbeitslosenunterstützung, der Anstieg war aber denkbar klein und zudem niedriger als befürchtet.
Am Rentenmarkt fallen die Notierungen angesichts der Datenlage weiter. Die US-Anleihen leiden unter der Sorge vor einem Anziehen der Zinsen. Ein steigender Leitzins vermindert die Attraktivität der umlaufenden US-Schuldpapiere. Im Gegenzug steigt die Rendite zehnjähriger US-Titel um weitere 2 Basispunkte auf 2,11 Prozent. Der Dollar kommt nach seinem Höhenflug des Vortages zurück, aber nur leicht. Mit 1,0948 Dollar geht der Euro nur geringfügig höher um als mit 1,0922 am Vorabend. Die anhaltende Dollarstärke macht Gold weiterhin unattraktiv. Zudem leidet das zinslose Edelmetall unter der Perspektive anziehender Zinsen. Die Feinunze kostet mit 1.153 Dollar etwas weniger als am Vorabend mit 1.154, als der Preis deutlich abgestürzt war. Am Ölmarkt werden nach der Preisrally des Vortages Gewinne eingestrichen. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 0,4 Prozent auf 45,74 Dollar. Auch die Dollarstärke fordere ihren Tribut, heißt es im Handel.
Unter den Einzelwerten fallen Potash vorbörslich um 1,0 Prozent. Der kanadische Düngemittelkonzern hat im dritten Quartal schlechter als erwartet abgeschnitten. Das Unternehmen setzt sich daher für das Geschäftsjahr bescheidenere Ziele. Das dritte Quartal ist für den Krankenversicherer Aetna so gut gelaufen, dass er sich für das laufende Geschäftsjahr ein höheres Gewinnziel setzt. Allerdings stiegen die Einnahmen nicht ganz so stark wie von Analysten erwartet. Die Aktie verliert 0,1 Prozent. GoPro brechen um 17,3 Prozent ein. Der Kamerahersteller verfehlte die Markterwartungen auf breiter Front. ConocoPhillips ermäßigen sich um 1,1 Prozent, nachdem der Ölexplorator einen höheren Verlust als erwartet verbucht hat.
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October 29, 2015 09:14 ET (13:14 GMT)
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