Von Benjamin Krieger
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Arbeitsmarkt in den USA hat sich im August vergleichsweise günstig entwickelt. Zwar liegt die Zunahme der Beschäftigung mit 173.000 etwas unter den Erwartungen. Dafür ist die Arbeitslosenquote auf 5,1 Prozent gesunken. Das dürfte die Diskussion um eine baldige Zinserhöhung, womöglich noch im September, durch die US-Notenbank befeuern.
Zudem sagt der Beschäftigungsbericht möglicherweise nur die halbe Wahrheit. Denn gerade der Monat August gilt als ausgesprochen revisionsbedürftig. In den vergangenen 15 Jahren wurden die vorläufigen August-Daten nachträglich 13 mal nach oben revidiert, davon wiederum sechsmal um 80.000 bis über 120.000 neu geschaffene Stellen. Nur zweimal wurden sie nach unten revidiert, um vergleichsweise niedrige Werte.
Die Zahlen für Juli wurden bereits deutlich nach oben revidiert, ein Grund für den Rückgang der Arbeitslosenquote. Gut möglich also, dass schon in vier Wochen die Zunahme der Beschäftigung auch im August nachträglich kräftig nach oben korrigiert wird. Dann könnte man an den Märkten im nachhinein von einem "starken August" sprechen, und die Renditen der US-Treasurys dürften steigen. Denn die Erwartung einer Zinserhöhung könnte in diesem Szenario rasch wieder ins Kraut schießen, erst recht wenn die Beschäftigung auch im September stark zugenommen haben sollte.
Auch Aktien gelten tendenziell als Verlierer höherer Zinsen, wenngleich es von der ersten Zinserhöhung in einem Zyklus bis zu Verkäufen am Aktienmarkt erfahrungsgemäß einige Zeit dauert. Es gibt auch Stimmen am Markt, die einen robusten US-Arbeitsmarkt als Stütze für Aktien werten: "Das würde endlich für Klarheit sorgen mit Blick auf die Geldpolitik der Fed und das sollte sich sehr positiv auf die US-Aktienmärkte auswirken", sagt Chris Weston vom Broker IG Markets.
Anlagen in den USA werden dagegen mit steigenden Zinsen attraktiver, wovon mittelfristig der Dollar profitieren dürfte. Die Zinsdifferenz zwischen US-Treasurys einerseits und Bundesanleihen andererseits ist zuletzt bereits stark zugunsten der US-Papiere gestiegen. Mit einer robusten Konjunktur in den USA könnte sich dieser "Spread" noch zugunsten der Treasurys ausweiten. Er gilt als der Hauptimpuls für die Bewertung des Euro zum Dollar. Der Greenback könnte also weiter aufwerten.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit dürften die "Payrolls" genannten Arbeitsmarktdaten auch in der kommenden Woche noch das Geschehen an den Börsen bestimmen. An der Wall Street allerdings erst am Dienstag, denn am Montag sind wegen des "Tages der Arbeit" (Labor Day) die Börsen dort geschlossen. Die Payrolls dürften auch deshalb weiter diskutiert werden, weil in der Woche nach den US-Arbeitsmarktberichten erfahrungsgemäß nur wenige kursbewegende Konjunkturdaten veröffentlicht werden.
Dazu zählt neben Inflationsdaten aus den USA vor allem Chinas Handelsbilanz, die am Dienstag ansteht. Chinas Konjunkturschwäche hatte die weltweiten Aktienmärkte im August zwei Wochen lang einbrechen lassen. Der DAX büßte in dieser Phase fast 2.000 Punkte ein und hat seitdem ein Viertel dieser Verluste wieder aufgeholt. Sollte Chinas Handelsbilanz im August besser als befürchtet ausfallen, könnten die Sorgen um Chinas Wirtschaft etwas nachlassen und der DAX weiteres Terrain gutmachen.
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September 04, 2015 09:03 ET (13:03 GMT)
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