Von Eyk Henning
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Streit zwischen der UniCredit und ehemaligen Minderheitsaktionären der Bank Austria geht in eine neue Runde. Der Londoner Hedgefonds Polygon Global Opportunities Master, frustriert nach dem juristischen Patt in dem neun Jahre alten Rechtsstreit, hat nun seine Taktik geändert. Die Ermittlungsbehörden seien gebeten worden, gezielt Topführungskräfte der Bank in Augenschein zu nehmen und zu untersuchen. Gegebenenfalls soll dann Anklage erhoben werden, heißt es von einem Staatsanwalt und nach Unterlagen in die das Wall Street Journal Einblick hatte.
Polygon Global Opportunities Master habe im September am Wiener Landesgericht für Strafsachen beantragt, dass gegen Erich Hampel, Chairman bei der UniCredit-Tochter Bank Austria, und gegen weitere Führungskräfte wegen Untreue und versuchten Betruges vorgegangen werde. Das Gericht habe die Sache an die Wiener Staatsanwaltschaft - zuständig für Wirtschaftskriminalität - weitergeleitet.
In einer schriftlichen Erklärung der UniCredit heißt es, dies stelle einen weiteren unbegründeten Versuch seitens einer professionellen Prozesspartei und ihren Anwälten dar, eine gerechte Lösung bei einem laufenden Zivilprozess vor einem österreichischen Gericht zu untergraben. Die UniCredit ist der Auffassung, dass die Sache im Sinne der Bank entschieden wird. Weiter wollte die Bank keinen Kommentar in der Sache abgeben.
Die Wiener Staatsanwaltschaft schrieb in einer E-Mail die Beschwerde sei eingegangen und man habe einen "Anfangsverdacht" geprüft. Es sei aber noch nicht entschieden worden, ob der Fall vor Gericht gebracht werden soll.
Der Rechtsstreit, der nun einen neuen Höhepunkt findet, geht darauf zurück, dass sich UniCredit die HypoVereinsbank und die von ihr kontrollierte Bank Austria sowie eine polnische Tochter einverleibte. Die damaligen Minderheitsaktionäre der HVB und deren Tochter Bank Austria fühlten sich von UniCredit übervorteilt und verlangen seitdem Entschädigung. Nach der Argumentation der Kläger müsste die UniCredit bis zu 2,6 Milliarden Euro zahlen. Nach Aussage der UniCredit ist der bei der Zwangsabfindung für die Bank Austria und HVB gezahlte Preis fair und angemessen gewesen. Derzeit gibt es eine Pattsituation und der Kampf um einen fairen Abfindungspreise zieht sich in die Länge.
Die Kläger, neben Polygon Global Opportunities Master Fund noch weitere Minderheitsaktionäre, behaupten, die italienische Großbank und ihre Berater hätten den Wert der beiden Kaufobjekte HVB und Bank Austria bewusst zu niedrig angesetzt. Die UniCredit wollte im Namen Hampels keinen Kommentar in der Sache abgeben.
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November 03, 2015 04:07 ET (09:07 GMT)
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