NEW YORK (Dow Jones)--Die Beschäftigungslage in den USA ist offenbar doch nicht so rosig wie vermutet. Mit 142.000 Stellen, die laut dem staatlichen Arbeitsmarktbericht im September geschaffen wurden, lag der Zuwachs deutlich unter der Konsensschätzung der Ökonomen von 200.000. Zwar zeugen die aktuellen Zahlen immer noch von einem soliden Beschäftigungsaufbau, doch trübt eine Abwärtsrevision für die August-Zahlen die Stimmung zusätzlich. Überdies blieben die Lohnzuwächse hinter den Erwartungen zurück. Alles in allem sprechen die Daten dafür, dass sich die Zinswende in den USA nochmals nach hinten verschieben wird.
An der Börse reagieren die Anleger enttäuscht auf den Bericht, von dem sie sich mehr Klarheit über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung seit mehr als neun Jahren erhofft hatten. Die Futures auf die großen US-Aktienindizes tendieren schwächer, nachdem sie sich vor Bekanntgabe der Daten etwas fester gezeigt hatten. Der Dollar und die Kurse der US-Anleihen geben nach. Der Euro steigt um über einen US-Cent auf über 1,13 Dollar, nachdem er vor Bekanntgabe des Arbeitsmarktberichts bei rund 1,1160 Dollar notierte. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen fällt 9 Basispunkte auf 1,95 Prozent.
Der Goldpreis klettert auf 1.128 Dollar je Feinunze von gut 1.113 am Donnerstagabend. Höhere Zinsen hätten das Edelmetall, das selbst keine Zinsen abwirft, für Anleger unattraktiv werden lassen, wenn anderswo höhere Renditen zu erwarten gewesen wären.
Dass die Zinswende kommen wird, gilt als unstrittig. Ungewiss ist nur der Zeitpunkt. Im September hatte die US-Notenbank den Schritt noch nicht wagen wollen, hauptsächlich weil sie sich um die schwächelnde chinesische Wirtschaft und deren Folgen für das globale Wachstum sorgte. Das Zaudern der Fed hatte viele Marktteilnehmer verunsichert und die Frage aufgeworfen, ob die Notenbanker möglicherweise mehr über die wirkliche Lage der Konjunktur wissen als sie zugeben.
Jüngste Konjunkturdaten hatten jedoch hoffen lassen, dass China eine "harte Landung" erspart bleibt. Und die Daten vom Freitag bestätigen, dass auch die Beschäftigung in den USA nach wie vor wächst. Der Arbeitsmarkt ist ein wichtiges Kriterium, an dem die Federal Reserve ihre Geldpolitik ausrichtet.
Ihm würde eine Zahl oberhalb von 100.000 oder 150.000 genügen, sagte noch am Donnerstag der Chef der Notenbank-Filiale von San Francisco, John Williams. In den USA herrsche schon fast Vollbeschäftigung, so Williams weiter. Er rechnet mit einer ersten Zinserhöhung seit über neun Jahren noch im laufenden Jahr.
Noch konkreter wurde Jeffrey Lacker, Präsident der Federal Reserve von Richmond. Lacker erwartet, dass die Zinsen noch in diesem Monat erhöht werden. Sowohl Lacker als auch Williams sind in diesem Jahr stimmberechtigte Mitglieder im Offenmarktausschuss der US-Notenbank (FOMC).
Am Freitag werden die Fed-Präsidenten von Boston, Minneapolis und Cleveland auf einer Konferenz in Boston sprechen. Auch Fed-Vize-Chairman Stanley Fischer wird dort eine Rede halten. Anleger warten gespannt darauf, ob die Fed-Vertreter auf die jüngsten Arbeitsmarktdaten eingehen werden.
Neben den Arbeitsmarktdaten müssen die Investoren eine halbe Stunde nach Handelsbeginn noch Daten zu den Auftragseingängen der US-Industrie verarbeiten. Hier erwarten Ökonomen einen Rückgang um 1,2 Prozent.
Unter den Einzelwerten an der Börse könnten Micron von den überzeugenden Geschäftszahlen profitieren, die das Unternehmen am Vorabend nach Börsenschluss in den USA vorgelegt hat. Vorbörslich wird die Aktie 5 Prozent fester indiziert. Einsparungen in der Größenordnung von 2,5 Milliarden Dollar innerhalb der kommenden sechs Monate scheinen der Sprint-Aktie nicht zu helfen. Sie fällt um 1 Prozent. AMD gewinnen 0,6 Prozent. Das Unternehmen, dessen Geschäfte nicht mehr gut laufen, hat am Donnerstagabend den Abbau von 5 Prozent der Arbeitsplätze angekündigt.
Am Ölmarkt erholen sich die Preise von dem Rücksetzer, den sie am Donnerstag erlebt haben. Sie profitieren von den russischen Militärschlägen in Syrien. Die Gefahr für die Ölförderanlagen im Golf von Mexiko durch Hurrikan Joaquin scheint unterdessen nachgelassen zu haben. Das National Hurricane Center der USA rechnet damit, dass sich der Hurrikan, der aktuell über den Bahamas tobt, in den kommenden zwölf bis 24 Stunden abschwächt. Im späteren Tagesverlauf wird Ölfeldausrüster Baker Hughes Daten zu den in Betrieb befindlichen Bohrlöchern in den USA veröffentlichen. Sie gelten als wichtiger Indikator dafür, ob die Überversorgung zumindest mit heimischen Öl allmählich geringer wird. Der Preis für das Barrel der US-Sorte WTI steigt um 0,5 Prozent auf 45,02 Dollar.
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October 02, 2015 08:59 ET (12:59 GMT)
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