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INTERVIEW/Borealis-CEO: "Das was Lanxess vorhat, macht Sinn"

Von Heide Oberhauser-Aslan

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäische Chemieindustrie kämpft angesichts der veränderten weltweiten Rahmenbedingungen mit hohen Rohstoffkosten. Während in den USA billiges Schiefergas die Energierechnung günstig gestaltet, sind es in Asien Wettbewerber aus den Ölförderländern die ihren Rohstoffkostenvorteil ausspielen. Sie haben mittlerweile umfangreiche Kapazitäten für chemische Basisprodukte wie Ethylen und Propylen aufgebaut und drängen immer mehr in die Chemieproduktion. Beteiligungen und Gemeinschaftsunternehmen mit europäischen Chemiekonzernen helfen ihnen dabei, schneller voranzukommen. Um den Rohstoffkostennachteil auszugleichen wird es aber zusehends auch für europäische Chemiefirmen lukrativ, sich Verbündete aus dem Nahen Osten zu suchen.

Der deutsche Chemiekonzern Lanxess etwa hat unlängst seine Absicht bekannt gegeben, im unter Konkurrenzdruck leidenden Kautschukgeschäft eine Allianz mit dem saudiarabischen Ölriesen und Staatskonzern Saudi Aramco einzugehen. Das Geschäft, das bei Lanxess etwa 40 Prozent zu den Erlösen beiträgt, leidet schon seit längerem unter Konkurrenzdruck und Preisverfall.

"Das was Lanxess vorhat, macht Sinn", sagte Mark Garrett, Vorstandschef der österreichischen Borealis AG, im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Garrett weiß, wovon er spricht. Der Australier leitet seit 2007 den weltweit tätigen Anbieter von Kunststoffen, Basischemikalien und Stickstoffdüngemitteln, der mehrheitlich im Besitz der International Petroleum Investment Co (IPIC), einem Staatskonzern aus Abu Dhabi ist. Das Unternehmen erzielte im vergangenen Jahr mit rund 6.500 Mitarbeitern Erlöse von 8,3 Milliarden Euro. IPIC hält etwa 64 Prozent an Borealis, die übrigen Anteile besitzt das österreichische Öl- und Gasunternehmen OMV, an dem IPIC aber ebenfalls knapp 25 Prozent der Anteile hält. Zusammengerechnet dürfte der Konzern aus Abu Dhabi etwa 75 bis 76 Prozent an Borealis halten.

Borealis betreibt mit der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) das Gemeinschaftsunternehmen Borouge für Standardkunststoffe, was den Österreichern große Vorteile bringt. "Für uns hat das Gemeinschaftsunternehmen mit der Abu Dhabi National Oil Company ebenfalls Sinn gemacht", sagte Garrett. Der Zugang zu günstigen Rohstoffen sei wichtig. Öl und Gas sind die wichtigsten Rohstoffe für Petrochemikalien wie Ethylen und Propylen sowie die daraus hergestellten Kunststoffe. "Man kann nicht auf Dauer einen Rohstoffkostennachteil von 200 bis 300 Prozent wettmachen durch Innovation. Das ist nicht möglich", meinte er. In Borouge werden Polyolefin-Kunststoffe hergestellt. Die Massenkunststoffe werden unter anderem zur Herstellung von Folien und Verpackungen genutzt.

Verbindung mit Abu Dhabi "Win-Win-Situation" 
 

Die Verbindung mit Abu Dhabi sieht er als "Win-Win-Situation". "Wir bringen Know-how nach Abu Dhabi". Borouge sei komplett auf der Borealis-Technologie aufgebaut. In den letzten 10 Jahren haben mehr als 1.000 Borealis-Mitarbeiter in Borouge gearbeitet um das Gemeinschaftsunternehmen aufzubauen. Derzeit arbeiten noch etwa 160 Mitarbeiter für die Ramp-up-Phase von Borouge 3 in Abu Dhabi. Bis 2016 soll die Gesamtkapazität auf jährlich 4,5 Millionen Tonnen steigen. Damit würde Borouge zum größten integrierten Polyolefin-Komplex der Welt aufsteigen.

Den weltweiten Polyolefin-Markt schätzen Experten auf 130 Millionen Tonnen. Er wächst jährlich im Schnitt um 3 bis 4 Prozent. Die größten Wettbewerber von Borealis/ Borouge sind weltweit Firmen wie Exxon Mobil, Sinopec LyondellBasell, Sabic und Dow Chemicals. In Europa sieht sich Borealis/Borouge auf Rang 2 nach LyondellBasell und vor Ineos, Sabic und Total.

Seinen Angaben zufolge verkauft Borouge trotz Überkapazitäten am Markt und der Wachstumsabschwächung in China alles, was dort produziert wird. Allerdings bedeute eine Marktabschwächung niedrigere Verkaufspreise, mit denen man dann zurecht kommen müsse, räumte er ein. Da in den kommenden Jahren weniger neue Anlagen auf den Markt kommen werden, geht er davon aus, dass sich die Überkapazitäten abschwächen werden.

Probleme sieht er auf die Branche ab 2018 zukommen. In den Jahren bis 2020 schätzt er, werden die Amerikaner mindestens 8 Millionen Tonnen auf den Markt bringen. Dort werden derzeit viele auf Schiefergas basierende Projekte entwickelt. "Ich erwarte, dass diese Anlagen 2019/20 den vollen Betrieb aufnehmen werden, und dann werden wir in Amerika große Überkapazitäten sehen, denn der amerikanische Markt wächst nicht so schnell", sagte er. Er rechnet damit, dass die Amerikaner dann mit ihren Produkten nach Lateinamerika auch nach Asien und Europa drängen werden. "Gefährdet sind dann in Europa besonders die Firmen, die alte Anlagen haben und keinen Zugang zu günstigen Rohstoffen", meinte er.

In Europa zählen die Anlagen von Borealis seinen Angaben zufolge mit einem Altersdurchschnitt von 15 Jahren zu den jüngsten. Der europäische Durchschnitt liegt bei 35 Jahren. Daher könne Borealis auch technisch anspruchsvollere Produkte herstellen als viele Konkurrenten. Während in Borouge die Massenprodukte hergestellt werden konzentriert sich Borealis in Europa auf lukrative Nischenprodukte, etwa für die Automobilindustrie oder Strom- und Übertragungskabel. Bei Stickstoffdüngemitteln ist Borealis die Nummer 3 in Europa hinter Yara und Grupa Azoty aus Polen.

Langfristige Ausrichtung der Strategie möglich 
 

Auch aus einem weiteren Grund ist die Verbindung von Borealis mit Abu Dhabi nach Ansicht von Garrett gut für das Unternehmen. "Wir dürfen langfristig denken. Wir müssen nicht quartalsweise Bericht erstatten", erklärte er. Das Unternehmen sei in einem sehr zyklischen Geschäft tätig, könne aber dank seiner Großaktionäre seine Strategie längerfristig ausrichten.

Für börsennotierte Firmen sei das viel schwieriger. "Die Erwartungen der Analysten sind, dass sie Quartal für Quartal bessere Zahlen zeigen", sagte er. Das sei in einem zyklischen Geschäft aber nicht möglich.

In österreichischen Presseberichten wird der Konzern schon seit Jahren als möglicher Börsenkandidat gehandelt. Garett rechnet nicht damit. "Es gibt ein Standing Statement von den 2 Großaktionären IPIC und OMV, dass ein IPO von Borealis möglich wäre unter gewissen Bedingungen. Aber es gibt derzeit keine Pläne dafür, das steht nicht zur Diskussion", sagte er. "Die beiden Aktionäre sind - wie ich höre - zufrieden mit uns."

Auch eine Komplettübernahme durch IPIC hält der Manager für wenig wahrscheinlich. IPIC habe zwar schon einmal geäußert, dass sie gerne mehr von Borealis besitzen würden, räumte er ein. "Sie haben aber auch gesagt, es muss einen glücklichen Käufer und einen glücklichen Verkäufer geben. Und das gibt es nicht. Wir sind ganz zufrieden. Für uns ist das ein gutes Eigentumsverhältnis."

Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@wsj.com

DJG/hoa/reg

(END) Dow Jones Newswires

October 13, 2015 07:30 ET (11:30 GMT)

Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.

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