
Nach ersten Berichten über die Sicherheit
der Jobs bei Volkswagen
Am Wochenende war bekanntgeworden, dass die hierzulande gut 7000 Zeitarbeiter-Jobs bei Volkswagen in Gefahr geraten, sollte sich die Abgas-Affäre in Verkaufsrückgängen niederschlagen und damit die Produktion unter Druck setzen. Der wichtigste VW-Markt China soll unterdessen ausgenommen werden vom Sparkurs, den sich der Konzern als Folge des Skandals um manipulierten Abgaswerte auferlegt.
Es drohen Milliardenkosten für Rückrufe, Gerichtsprozesse und Strafzahlungen. Derweil hat das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen die von der Staatsanwaltschaft Braunschweig erwünschte Mannschaftsstärke erreicht und ermittelt nun mit 20 Experten der "Soko VW" die Herkunft der Manipulationssoftware. Das Team sichtet unter anderem sichergestellte Daten und Ordner. Ganze Festplatten hat das LKA bei VW kopiert.
"Es ist sehr schnell gehandelt worden: Die Soko ist inzwischen eingerichtet, und sie arbeitet bereits in der von uns erhofften Personalstärke", sagte Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe am Montag. Die Behörde hatte das LKA Ende vergangener Woche um die rund 20 Ermittler gebeten. Der Aufbau der Soko in der gewünschten Größe hatte aber zunächst unter dem Vorbehalt der Kapazitäten beim LKA gestanden.
In China verkauft der Konzern mehr als jeden dritten Wagen weltweit. Der Markt dort soll vom forcierten Sparkurs bei der Modellvielfalt aber zunächst ausgenommen bleiben - trotz der finanziellen Belastung der weltweiten Abgas-Affäre. Man rechne in der Volksrepublik auch künftig mit "steigenden Marktanteilen" und wolle den Ausbau der Modellpalette "vorantreiben", teilte der Autobauer am Montag mit.
Der Gesamtmarkt in China hat demnach besonders im September einen Aufwärtstrend erlebt. "Wir erwarten, dass diese positive Entwicklung bis zum Ende des Jahres anhalten wird", sagte VW-China-Chef Jochem Heizmann. Anders als in vielen anderen Ländern schlugen Volkswagens Manipulationen bei den Abgaswerten in China bisher keine großen Wellen. VW produziert auf seinem größten Markt keine Dieselautos, dieser Antrieb ist auf Chinas Straßen auch kaum verbreitet.
Nach dem Willen von Umweltschützern sollen Autofahrer als eine Lehre aus dem Abgas-Skandal endlich Gewissheit über die tatsächlichen Schadstoff- und Verbrauchswerte ihrer Wagen bekommen. "Fahrzeuge aller Hersteller, egal ob Diesel oder Benziner, müssen im Realbetrieb nachgemessen werden", forderten die Verbände BUND, Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace Deutschland, Nabu und der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) am Montag in Berlin.
Volkswagen hat in Millionen Dieselwagen eine Software zum Tricksen bei Abgastests eingebaut. Das KBA sieht in dem Programm eine "unzulässige Abschalteinrichtung" und hat den Rückruf von 2,4 Millionen Fahrzeugen angeordnet. Die Aktion beginnt im Januar 2016.
Zudem soll nach dem Willen der Umweltschützer künftig nicht mehr das Kraftfahrtbundesamt KBA als Behörde den Autobauern die Einhaltung von Abgasvorschriften bestätigen. Unabhängiger für diese Tests wäre in den Augen der Verbände beispielsweise das Umweltbundesamt./loh/DP/men
ISIN DE0007664039
AXC0143 2015-10-19/16:16