MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der neue Allianz-Chef
Am Aktienmarkt wurden die Nachrichten mit gebremster Freude
aufgenommen. Am frühen Nachmittag lag die Allianz-Aktie mit 1,07
Prozent im Minus bei 161,45 Euro, gehörte damit aber noch zu den
stärkeren Werten im Dax
DREI-JAHRES-PLAN FÜR MEHR GEWINN
Bäte, der im Mai an der Allianz-Spitze die Nachfolge von Michael Diekmann angetreten hatte, verspricht sich von seinem Erneuerungsprogramm Puffer gegen neue Krisen und ein Mittel gegen wachsende Konkurrenz im Internet. Von 2016 bis 2018 will er den Gewinn je Aktie nun jährlich im Schnitt um fünf Prozent steigern. Das wäre spürbar weniger als im Schnitt der vergangenen Jahre. 2018 soll die Eigenkapitalrendite 13 Prozent erreichen, wenn man etwa unrealisierte Kapitalgewinne und -verluste bei Anleihen herausrechnet.
Dabei nimmt Bäte vor allem die von den Niedrigzinsen gebeutelte Lebensversicherungssparte in den Fokus. Jede Geschäftseinheit soll dort künftig eine Eigenkapitalrendite von mindestens zehn Prozent erreichen. In der Schaden- und Unfallversicherung sollen die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb höchstens 94 Prozent der Beitragseinnahmen aufzehren - das wäre ein etwas besserer Wert als im vergangenen Jahr.
WENIGER KAPITALEINSATZ
Um seine Ziele zu verwirklichen, will Bäte Geld aus wenig rentablen Bereichen abziehen und gut laufende Segmente ausbauen. "Wir müssen mehr Einheiten mit über einer Milliarde Euro operativem Gewinn schaffen", sagte er. Das hatten bei der Allianz zuletzt nur das Geschäft in Deutschland, in Italien sowie die US-Vermögensverwaltungstochter Pimco erreicht.
Dabei will Bäte den Kapitaleinsatz verringern. In den Lebens- und Krankenversicherungsbeständen könnte die Allianz rund drei Milliarden Euro freisetzen, sagte er. Zudem will er den Konzern von Finanzmarktschwankungen unabhängiger machen. "Wir wetten nicht mehr auf Entwicklungen an den Finanzmärkten", sagte er etwa mit Blick auf die anhaltenden Niedrigzinsen.
DIGITALISIERUNG ZENTRALER PUNKT
Zudem rechnet der Manager mit Einsparungen durch sinkende Kosten und mehr Effizienz. Ab 2018 erwartet er wiederkehrende Produktivitätsgewinne von einer Milliarde Euro. Das Geld soll in die Digitalisierung der Geschäftsprozesse und weiteres Wachstum fließen. "Wir müssen deutlich produktiver werden", kündigte er vor den Investoren an, nannte aber keine Zahlen für einen Stellenabbau.
Die Digitalisierung ist für Bäte ein zentraler Punkt. Früher sei die Größe eines Versicherers nicht sonderlich wichtig gewesen, sagte er. Doch online können bei gleichen Kosten immer mehr Kunden bedient werden. Daher will Bäte Prozesse zügig umstellen. "Wir haben weniger als 25 Prozent der Kundenkommunikation auf digitalen Kanälen." In drei Jahren müsse die Quote über 50 Prozent liegen. Künftig sollen fast alle Versicherungsprodukte auch online verfügbar sein.
BÜNDNIS MIT BAIDU IN CHINA
Auch in China will die Allianz vom Internet-Geschäft profitieren. Zusammen mit dem chinesischen Suchmaschinenbetreiber Baidu bringen die Münchner dort einen Online-Versicherer an den Start. "Wir wollen in China anfangen, aber dann darüber hinausgehen", sagte Bäte mit Blick auf eine weitere Expansion in Südostasien. Bei dem Joint Venture mit Baidu ist der chinesische Finanzinvestor Hillhouse Capital mit im Boot.
Den Erfolg der Allianz-Gesellschaften will Bäte künftig an der Meinung der Kunden messen. Beim "Net Promoter Score", der angibt, wie viele Kunden das Unternehmen weiterempfehlen würden, sollen künftig mindestens 75 Prozent der Geschäftseinheiten besser liegen als der Branchenschnitt. Zuletzt waren es laut Bäte nur 47 Prozent. Von einem positiveren Kundenecho verspricht sich der Manager fünf Millionen Neukunden und 6,5 Milliarden Euro an zusätzlichen jährlichen Beitragseinnahmen./stw/men/stb
ISIN DE0008404005
AXC0138 2015-11-24/14:30