Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--Nach mehreren vergeblichen Anläufen hat der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag über der 11.000er Marke geschlossen. Zudem eroberte der Index die 200-Tageslinie bei 11.071 Punkten zurück. Den Grund für die gute Stimmung an der Börse lieferte am Vorabend bereits die US-Notenbank. Ihr jüngstes Protokoll wurde an der Börse dahingehend gelesen, dass die Fed zwar im Dezember die Zinsen anhebt. Der Zinserhöhungszyklus dürfte allerdings in kleineren und langsameren Schritten voranschreiten als in früheren Zyklen. Dies sorgte für Erleichterung unter Investoren, die beherzt am Aktienmarkt zugriffen. Am Ende des Tages legte der DAX 1,2 Prozent auf 11.085 Punkte zu.
Wie bereits am Vortag stellte die Aktie von VW mit einem Plus von 4,4 Prozent den Gewinner im DAX. Zum einen gibt es fast täglich neue Rechnungen der Analysten, wie hoch wohl die Kosten und Strafen in Folge der Abgasmanipulation ausfallen. Zum anderen hat der ehemals größte Automobilhersteller der Welt mehr Zeit, um der Europäischen Kommission vollständige Informationen zu den CO2-Emissionen seiner Fahrzeuge zu liefern.
Kräftig nach oben ging es auch für ThyssenKrupp, der Stahl- und Technologiekonzerns hat mit der Zahlenvorlage die hohe Markterwartung sogar noch übertroffen. Die Analysten von Berenberg werteten das Ergebnis positiv, zudem hat der Konzern die Nettoverschuldung deutlicher zurückgeführt. Für die Analysten von Jefferies bleiben ThyssenKrupp erste Wahl. Die Umstrukturierung komme Schritt für Schritt voran. Das Unternehmen habe zudem im abgelaufenen Quartal erstmals seit 2006 wieder einen positiven freien Barmittelfluss verbucht. Für die Aktie ging es 2,6 Prozent nach oben.
Ein neuer Preiskampf in den USA drückte auf das Papier der Deutschen Telekom. Der Rivale Sprint will dort aggressiv Kunden abwerben. "Das schlägt natürlich voll in das beginnende Weihnachtsgeschäft rein und kann für eine längerfristige Umorientierung der Kundenströme sorgen", sagte ein Händler. Deutsche Telekom schlossen kaum verändert bei 17,15 Euro.
Auch in der zweiten Reihe spielte die Musik. Das Schlusslicht im MDAX stellten Südzucker, obwohl sich das Unternehmen am Morgen etwas zuversichtlicher für den Geschäftsverlauf 2015/16 geäußert hatte. Im Handel wurde auf die Analyse aus dem Hause Exane BNP Paribas verwiesen. Analyst Mikheil Omanadze beließ sein Kursziel bei 10 Euro, damit ist die Aktie für ihn klar ein Underperformer. Die Aktie verlor 4,8 Prozent.
Bei RIB-Software zogen die Investoren die Reißleine, die Aktie verlor im TecDAX 12 Prozent auf 8,80 Euro. Am 30. Juli hatte die Aktie noch auf Allzeithoch bei 11,94 Euro gehandelt. "Die Erfolgsstory hat zuletzt einige Kratzer bekommen", so ein Marktteilnehmer. Das Unternehmen habe vor allem auf das Umsatzwachstum geachtet, das Geldverdienen wurde dabei eher hinten angestellt. Nun scheine auch das Wachstum zu stocken.
Nach einem ersten Schock reagierte die Börse letztlich gelassen auf die Entscheidung der Aktionäre von Dialog Semiconductor, der umstrittenen Übernahme des US-Konzerns Atmel zuzustimmen. "Diese Entscheidung war zu erwarten", so ein Händler. Die Frage sei nun, wieviel der hohen Übernahmeprämie für den US-Wettbewerber im Aktienkurs bereits eingepreist sei. Die Aktie schloss nach einem sehr volatilen Handel kaum verändert bei 34,86 Euro.
Umgesetzt wurden im Xetra-Handel bei den DAX-Werten rund 77,6 (Vortag: 63,5) Millionen Aktien im Wert von rund 3,11 (Vortag: 2,49) Milliarden Euro. Es gab 29 Kursgewinner, einen -verlierer und keine unveränderte Aktie.
=== INDEX zuletzt +/- % DAX 11.085,44 +1,15% DAX-Future 11.062,50 +0,90% XDAX 11.060,87 +0,29% MDAX 21.270,17 +0,62% TecDAX 1.826,79 +0,45% SDAX 8.879,93 +0,36% Stand Ticks Bund-Future 158,09% +32 ===
Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com
DJG/thl/flf
(END) Dow Jones Newswires
November 19, 2015 12:07 ET (17:07 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.