Von Hendrik Varnholt und Eyk Henning
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Verhandlungen zwischen Volkswagen und mehreren Banken über Brückenkredite für den skandalgeplagten Autokonzern stehen kurz vor dem Abschluss. Das sagten drei damit vertraute Personen in Gesprächen mit Dow Jones Newswires. Nach den Angaben der Informanten soll der Plan für eine Brückenfinanzierung im Umfang von bis zu 20 Milliarden Euro schon Ende der nächsten Woche in Kraft treten. Wie die Personen weiter sagten, wollen sich derzeit 13 Banken an den Darlehen für Volkswagen beteiligen. Unter den Geldgebern wird den Angaben zufolge voraussichtlich aber kein deutsches Institut sein.
In den Verhandlungen zwischen Vertretern der Banken und Volkswagen gehe es auch um eine mögliche Kapitalerhöhung, sagten die Informanten darüber hinaus. Mehrere Finanzinstitute setzen sich in den Gesprächen über eine Brückenfinanzierung demnach dafür ein, dass sich der Autohersteller außer über Kredite auch durch die Ausgabe neuer Aktien Finanzspielraum verschafft. Zwei der informierten Personen halten es aber für unwahrscheinlich, dass sich die Banken mit der Forderung durchsetzen. Die Befürworter einer Kapitalerhöhung sind nach ihren Angaben in der Minderheit.
Volkswagen sucht mit den Verhandlungen über eine Brückenfinanzierung offenkundig nach einer Alternative zur Ausgabe neuer Anleihen. Der Konzern hat schon seit einigen Wochen keine neuen Papiere zur Fremdfinanzierung mehr aufgelegt. Ein Unternehmenssprecher sagte dazu Anfang Oktober im Gespräch mit Dow Jones Newswires, der Konzern passe wegen der "geänderten Nachrichtenlage" die für die Finanzierungsprogramme benötigten Unterlagen an. Die Informanten wiesen darauf hin, dass eine Brückenfinanzierung durch internationale Banken auch das Vertrauen künftiger Anleihenkäufer stärken könne.
Ein VW-Sprecher sagte am Freitag nur, der Konzern habe derzeit keine Pläne für eine Kapitalerhöhung. Angesprochen auf die laufenden Finanzierungsverhandlungen mit Banken gab der Sprecher keinen Kommentar ab.
Volkswagen mangelt es derzeit zwar nicht an Liquidität. Der Autokonzern braucht in nächster Zeit aber voraussichtlich viel Geld, um die Kosten des Abgasskandals zu tragen. Dem Konzern drohen wegen der Manipulationen von Abgaswerten Strafen in Milliardenhöhe. Hinzukommen dürften Schadensersatzforderungen von Kunden, Steuernachzahlungen und die Ausgaben für Rückrufaktionen. Im dritten Quartal dieses Jahres hat Volkswagen wegen des Abgasskandals rund 6,7 Milliarden Euro zurückgestellt. Beobachter halten es aber für wahrscheinlich, dass die Kosten der Affäre letztlich weit höher ausfallen.
Vor dem Hintergrund hat der Volkswagen-Aufsichtsrat am Freitag auch beschlossen, die Investitionen zu kürzen. Das Unternehmen wird demnach im nächsten Jahr nur rund 12 Milliarden Euro für Sachinvestitionen ausgeben. Das ist rund eine Milliarde Euro weniger als zuvor geplant. "Wir gehen durch eine Zeit der Unsicherheit und Volatilität. Darauf stellen wir uns ein", sagte dazu Konzernchef Matthias Müller.
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November 20, 2015 12:18 ET (17:18 GMT)
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