Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Bundesbank warnt vor den negativen Auswirkungen zu lange zu niedriger Zinsen. Wie aus ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht hervor geht, sieht sie derzeit aber noch keine akuten Auswirkungen des Niedrigzinsumfelds für die Institute.
"Bislang sind die Auswirkungen niedriger Zinsen auf die Stabilität des deutschen Bankensektors begrenzt", sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch bei der Vorstellung des Berichts in Frankfurt. Allerdings würden dauerhaft niedrige Zinsen die Risikotragfähigkeit vieler Versicherer in Frage stellen, und je länger niedrige Zinsen andauerten, desto mehr bestünden für die Marktteilnehmer Anreize, erhöhte Risiken einzugehen.
Ursache der niedrigen Zinsen sind laut Buch das schwache wirtschaftliche Umfeld, aber auch die geldpolitischen Reaktionen der Zentralbanken darauf. Derzeit steht die Europäische Zentralbank (EZB) nach Einschätzung von Beobachtern vor einer Ausweitung ihres Anleihekaufprogramms von derzeit 60 Milliarden Euro pro Monat. Auch eine Senkung des bereits negativen Einlagensatzes wird für möglich gehalten.
EZB-Vizepräsident Vitor Constancio hatte bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts der EZB am Mittwoch gesagt, ein wichtiger Input für die geldpolitischen Entscheidungen in der kommenden Woche würden die Stabsprojektionen zu Inflation und Wachstum sein. Negative Zinsen betrachtet die EZB laut Constancio nicht als Stabilitätsrisiko.
Claudia Buch wies bei der Vorstellung des Bundesbank-Berichts darauf hin, dass der deutsche Schattenbankensektor stark gewachsen sei. Zugenommen hätten die Risiken, die sich aus der Fristen- und Liquiditätstransformation ergeben, abgenommen dagegen unter anderen die Risiken aus Verschuldung und der Verbindung zu Banken.
Nach Aussage von Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret hat die Widerstandsfähigkeit der deutschen Banken in den vergangenen Jahren zugenommen. "Die Banken haben das Eigenkapital weiter erhöht und den Verschuldungsgrad gesenkt." Die Kernkapitalquote des gesamten deutschen Bankensystems sei von Juni 2014 bis Juni 2015 um 0,6 Prozentpunkte gestiegen und liege jetzt bei 15,6 Prozent.
Um die Baseler Vorgaben zur Verschuldungsquote zu erfüllen, müssen Dombret zufolge acht der großen deutschen Banken inzwischen zusammen weniger als 1 Milliarde Euro zusätzlichen Kernkapitals aufnehmen. Ende 2013 seien es noch rund 18,5 Milliarden Euro gewesen.
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November 25, 2015 06:38 ET (11:38 GMT)
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