--Deutsche fürchten steigende Arbeitslosenzahlen
--Anschaffungsneigung steigt jedoch weiterhin
--Für Weihnachtsgeschenke wollen Deutsche weniger ausgeben
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Von Natali Schwab
FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutsche Verbraucherstimmung trübt sich weiter ein. Nach Berechnungen der Marktforschungsgesellschaft GfK geht das Konsumklima im Dezember das vierte Mal in Folge leicht zurück, allerdings deutlich schwächer als in den Vormonaten. Der Gesamtindikator nimmt im Dezember auf 9,3 von 9,4 Punkten ab, bleibt aber auf einem hohen Niveau. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen etwas stärkeren Rückgang auf 9,2 Zähler erwartet.
Nicht enthalten sind mögliche Auswirkungen der Terroranschläge in Paris auf die Stimmung, denn die Befragung der GfK endete davor. Dämpfende Auswirkungen auf Grund der Terroranschläge will GfK-Experte Rolf Bürkl nicht ausschließen.
Als Grund für die pessimistischere Sicht wird die Flüchtlingskrise genannt. Der anhaltend starke Zustrom von Asylbewerbern lässt vor allem den Konjunkturoptimismus sinken. Die Konjunkturerwartung verschlechtert sich im November auf minus 5,3 Zähler von minus 2,9 Zähler im Oktober. Ein Grund dafür ist, dass die Deutschen in den kommenden Monaten steigende Arbeitslosenzahlen erwarten. 40 Prozent der Bundesbürger sind dabei dieser Meinung. 69 Prozent davon sehen die Ursache in der Flüchtlingskrise.
Saisonale Effekte, eine schlechter empfundene Wirtschafts- bzw. Beschäftigungslage sowie der Skandal um den Autobauer Volkswagen spielen dabei laut GfK nur eine untergeordnete Rolle. Damit scheine die Konjunkturstimmung der Deutschen deutlich pessimistischer zu sein, als sie sich in Wirklichkeit darstelle oder von Experten beurteilt werde, hieß es von den Marktforschern. Der Sachverständigenrat etwa geht im kommenden Jahr von einem weiteren Wachstum der Wirtschaft aus.
Die Einkommenserwartung muss ebenfalls leichte Einbußen hinnehmen und sinkt um 3,3 Zähler auf 44,4 Punkte. Im Gegensatz zur Konjunkturerwartung bleibt dieses Niveau weiterhin hoch. Das lässt darauf schließen, dass die Deutschen zwar einen Anstieg der Arbeitslosigkeit fürchten, aber davon ausgehen, selbst nicht davon betroffen zu sein, urteilen die GfK-Experten.
Offenbar gingen die Bürger von einem "technischen bzw. statistischen Phänomen" aus, das mit der derzeitigen Flüchtlingskrise in Zusammenhang stehe. So dürften viele der Asylbewerber, die nach dem Asylverfahren Zugang zum Arbeitsmarkt erhielten, zunächst mehrheitlich in der Arbeitslosenstatistik erfasst werden.
Daher beleibt auch die Kauflaune ungetrübt. Die Anschaffungsneigung steigt daher weiter: Sie legt um 3 Zähler zu und erreicht 48,9 Punkte.
Für Weihnachten wollen die Deutschen dieses Jahr jedoch weniger ausgeben als im Vorjahr. Durchschnittlich 274 Euro planen die Verbraucher für Geschenke ein, das sind 4 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Der Handel kann mit einem Umsatzvolumen von 14,3 Milliarden Euro rechnen, ein Minus von 5 Prozent. Dabei will gut die Hälfte der Verbraucher ihre Präsente auch online kaufen.
Im Gegenzug steigt die Spendenbereitschaft: Bis September stiegen die Geldspenden um fast 14 Prozent. Allein im September erhöhte sich das Spendenaufkommen um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem ältere Konsumenten reduzierten ihre Ausgaben für Weihnachtsgeschenke, um mehr zu spenden, insbesondere für die Flüchtlinge, erklärte die GfK. Die Marktforscher gehen davon aus, dass dieser Trend bis Jahresende anhält.
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November 27, 2015 07:34 ET (12:34 GMT)
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