Von Rose Yu
SCHANGHAI (Dow Jones)--China will Autohändlern mehr Spielraum beim Kauf von Neuwagen geben. Das würde die Macht der Hersteller beschneiden, zu entscheiden, wer ihre Fahrzeuge in dem weltgrößten Automarkt verkaufen kann und zu welchem Preis.
In einem am Mittwoch veröffentlichten Entwurf der neuen Vorschriften schlug das chinesische Handelsministerium vor, Händlern zu erlauben, in China gebaute Markenfahrzeuge auch ohne Erlaubnis der Hersteller zu verkaufen. Zudem soll den Autobauern untersagt werden, Absatzziele für ihre autorisierten Händler festzulegen.
Zudem soll für Händlerverträge mit Autobauern eine Laufzeit von mindestens drei Jahren festgeschrieben werden. Derzeit schließen die Hersteller Jahresverträge mit ihren Händlern, die sich dadurch im Nachteil sehen.
Die neuen Vorschriften sollen den Herstellern außerdem untersagen, Händlern den gegenseitigen Verkauf von Autoteile zu verbieten und den Zwangsverkauf von Versicherungen an die Kunden verbieten. Die Öffentlichkeit kann den Entwurf bis zum 6. Februar kommentieren.
Er markiert den jüngsten Schritt der chinesischen Behörden, um die heimische Automobilbranche in Zeiten eines langsameren Absatzwachstums und eines intensiveren Wettbewerbs zu stützen. Laut Analysten könnte das die globalen Autokonzerne aber vor eine große Herausforderung stellen und ihre Gewinne in China belasten, die bereits durch ein langsameres Absatzwachstums und einen intensiveren Wettbewerbs unter Druck sind.
Es ist ein "Durchbruch", um das Monopol der Autobauer über die Autoverkäufe zu zerschlagen, sagte Li Yanwei, Analyst beim Branchenverband China Automobile Dealers Association, dem mehr als 22.000 Händler angehören.
Der aktuelle Rechtsrahmen, der seit 2005 in Kraft ist, verpflichtet die Händler, die Erlaubnis der Hersteller einzuholen, um deren Fahrzeuge legal zu verkaufen. Damit hätten Autobauer de facto die Preise diktieren können, die ihre Händler für Neuwagen und Marken-Ersatzteile bezahlen, sagen Händler.
Neuwagenhändler verdienen mit Neuwagenverkäufen inzwischen nur noch geringe Margen, und einige haben nach eigener Aussage sogar Fahrzeuge mit Verlust verkauft. Die Autobauer haben Subventionen zur Verfügung gestellt, um diese Verluste auszugleichen.
Im Oktober lagen die Auslieferungen an Händler 11 Prozent über den registrierten Neuwagenverkäufen in jenem Monat. Im November belief sich das Plus auf 8 Prozent, wie aus Daten von Sanford C. Bernstein hervorgeht. Ein höherer Lagerbestand bedeutet, dass die Händler ihre Autos vermutlich mit Rabatt verkaufen müssen.
Nach einer jahrelangen wilden Expansion gibt es in China mehr Autohändler als in den USA. Ende 2014 zähle das Reich der Mitte 26.000 Händler, das waren laut Sanford C. Bernstein 60 Prozent mehr als in den USA.
"Wir sind überzeugt, dass die Händlernetze zu dicht, zu fragil sind, und als Katalysator für sinkende Preise und Profitabilität in der Branche dienen", schrieb Bernstein-Analyst Robin Zhu vor Kurzem in einer Studie.
Die Pkw-Verkäufe in China sind in den ersten elf Monaten 2015 um gut 6 Prozent gestiegen. Im Vorjahreszeitraum lag der Zuwachs bei 9,2 Prozent und in den Jahren zuvor im zweistelligen Prozentbereich.
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January 07, 2016 02:25 ET (07:25 GMT)
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