Von Manuel Priego-Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen haben auch zu Wochenbeginn unter Druck gestanden. Der DAX verlor 0,2 Prozent auf 9.522 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 ging es 0,6 Prozent auf 2.935 Zähler nach unten. Im Blick stand weiter der Ölpreis: US-Leichtöl der Sorte WTI verlor 1,4 Prozent, während sich Brent um 0,8 Prozent verbilligte und unter der Marke von 29 Dollar je Barrel blieb. Am Feiertag zu Ehren von Martin Luther King blieb die Wall Street geschlossen. Die nächsten Impulse dürften nun wichtige Konjunkturdaten aus China setzen. Veröffentlicht werden am Dienstag chinesische BIP-Daten für das vierte Quartal sowie Zahlen zur Industrieproduktion für Dezember.
Die Societe Generale (SocGen) erwartete zwar, dass sich das BIP-Wachstum auf 6,8 Prozent (Konsens: 6,9) von 6,9 Prozent und der Zuwachs der Industrieproduktion auf 6 Prozent (Konsens: 6,1) von 6,2 Prozent im Vorjahr abschwächen werde. Allerdings schlossen die Analysten vereinzelt positive Elemente in den Daten nicht aus. Bei der Industrieproduktion lieferten die zuletzt besser als erwartet ausgefallenen Exportzahlen positives Überraschungsmomentum.
Das Ende der Iran-Sanktionen wurde von Beobachtern tendenziell als zusätzlich belastend für den Ölpreis gewertet. Der fallende Ölpreis schürte die Spekulationen am Markt um weitere Aktienverkäufe arabischer Staatsfonds, da er in den Staatshaushalten der Förderländer große Löcher reißt. Und in den USA nimmt die Angst vor Pleiten in der so genannten Fracking-Industrie zu. Der Branchen-Index der Öl- und Gaswerte stieg zwar in einer kleinen technischen Bewegung zu Wochenbeginn um 0,1 Prozent. Seit Jahresbeginn hat der Sektor allerdings schon mehr als 10 Prozent an Wert verloren.
Größter Branchenverlierer in Europa war mit einem Abschlag von 3,1 Prozent der Bankensektor. Vor allem die Kurse italienischer und französischer Banken standen unter Druck. "Es sind die Sorgen um das Engagement der Banken in Rohstoffen allgemein, besonders aber im Öl, die Aktienverkäufe nach sich ziehen", wie ein Händler sagte. Huw Van Steenis von Morgan Stanley verwies auf steigende Rückstellungen von US-Banken für mögliche Ausfälle im Energiesektor. Der Analyst sprach von "Sorgen um das Ausmaß und die Risiken, die mit dem Stress im Rohstoffkomplex verbunden sind".
Im DAX stand die Rochade an der Führungsspitze von Henkel und Adidas im Blick. Kasper Rorsted, bislang Vorstandsvorsitzender von Henkel, wechselt zu Adidas. Dem bisherigen Adidas-Chef Herbert Hainer sei immer wieder Schwäche nachgesagt worden, so ein Händler. Vor allem US-Aktionäre hatten zwischenzeitlich seine Ablösung gefordert. Mit Rorsted folge nun ein Manager auf den Chefposten, mit dem nach seiner erfolgreichen Arbeit bei Henkel entsprechend hohe Erwartungen verbunden seien. Die Henkel-Aktie verlor 4,1 Prozent, für Adidas ging es um 6,3 Prozent nach oben.
Gesucht waren zur Abwechslung Versorgeraktien. RWE-Papiere stiegen 0,8 Prozent, Eon gewannen 0,2 Prozent. JP Morgan hatte den Versorgersektor gleich um zwei Stufen auf "Overweight" von "Underweight" nach oben genommen. Versorgerwerte blickten auf eine schlimme Kursentwicklung zurück, so die Analysten. In den vergangenen fünf Jahren hätten die Sektorwerte 50 Prozent an Wert eingebüßt. Der Bewertungsabschlag in Relation zu anderen defensiven Werten habe Rekordniveau erreicht.
Im MDAX reagierten Osram mit einem Freudensprung um 5 Prozent auf die Anhebung der Prognose für das laufende Jahr. Der Lichtkonzern rechnet nach einem guten Jahresauftakt nun mit einer bereinigten EBITA-Marge von über 8 Prozent. Bisher waren 6 bis 7 Prozent in Aussicht gestellt worden. Osram hatte bei der Vorlage der Vierquartalszahlen im vergangenen November einen schwachen Ausblick auf 2016 geliefert, der die Aktie damals auf Talfahrt geschickt hatte. Das Unternehmen habe überraschend schnell eine Trendwende einleiten können, hieß es im Handel anerkennend.
Am Devisenmarkt notiert der Euro zum Börsenschluss wenig verändert bei 1,0890 Dollar. Im Blick stand die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Nach den Lockerungsmaßnahmen im Dezember gehen Beobachter nicht davon aus, dass die Notenbank neue Maßnahmen beschließen wird. Allerdings könnte EZB-Präsident Mario Draghi Hinweise auf die März-Sitzung geben. Beobachter schließen angesichts der niedrigen Inflation nämlich nicht aus, dass die EZB dann wieder aktiv wird. Taubenhafte Aussagen in diese Richtung am Donnerstag könnten den Euro belasten.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 2.935,39 -17,09 -0,6% -10,2% Stoxx-50 2.796,46 -4,97 -0,2% -9,8% Stoxx-600 328,64 -1,20 -0,4% -10,2% XETRA-DAX 9.521,85 -23,42 -0,2% -11,4% FTSE-100 London 5.779,92 -24,18 -0,4% -7,4% CAC-40 Paris 4.189,57 -20,59 -0,5% -9,7% AEX Amsterdam 401,99 -1,58 -0,4% -9,0% ATHEX-20 Athen 151,41 -6,57 -4,2% -17,4% BEL-20 Brüssel 3.339,75 -44,45 -1,3% -9,7% BUX Budapest 23.179,43 -703,49 -2,9% -3,1% OMXH-25 Helsinki 3.065,97 -8,95 -0,3% -8,7% ISE NAT. 30 Istanbul 87.067,28 +113,50 +0,1% -2,6% OMXC-20 Kopenhagen 920,15 +1,06 +0,1% -9,3% PSI 20 Lissabon 4.832,93 -179,37 -3,7% -12,4% IBEX-35 Madrid 8.469,30 -74,30 -0,9% -11,3% FTSE-MIB Mailand 18.686,86 -509,08 -2,7% -12,8% RTS Moskau 646,90 -6,08 -0,9% -14,5% OBX Oslo 466,46 -5,51 -1,2% -13,5% PX-GLOB Prag 1.131,25 -17,53 -1,5% -8,8% OMXS-30 Stockholm 1.306,02 +0,78 +0,1% -9,7% WIG-20 Warschau 1.679,22 -55,65 -3,2% -9,7% ATX Wien 2.070,77 -42,39 -2,0% -13,6% SMI Zürich 8.099,08 -8,05 -0,1% -8,2% DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8.13 Uhr Fr, 17.12 Uhr EUR/USD 1,0889 0,08% 1,0880 1,0957 EUR/JPY 127,77 0,15% 127,58 127,95 EUR/CHF 1,0952 0,05% 1,0947 1,0942 GBP/EUR 1,3109 -0,09% 1,3121 1,3057 USD/JPY 117,33 0,05% 117,27 116,77 GBP/USD 1,4272 -0,02% 1,4275 1,4297 ===
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January 18, 2016 12:16 ET (17:16 GMT)
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