Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Der globale Ausverkauf macht am Mittwoch auch vor der Wall Street nicht Halt. Der andauernde Ölpreisverfall und die Sorge um die chinesische Wirtschaft haben die Börsen weltweit im Griff. "Die flüchtige Hoffnung gestern, dass die Märkte vor einer Trendwende stehen könnten, hat sich mit dem Absturz in Japan und ganz Asien schnell erledigt", sagt Marktstrategin Rebecca O'Keeffe von Interactive Investor. Gegen Mittag US-Ostküstenzeit bricht der Dow-Jones-Index um 2,7 Prozent auf 15.582 Punkte ein, S&P-500 und Nasdaq-Composite stürzen jeweils um 2,8 Prozent ab. Da im marktbreiten S&P-500 wichtige Unterstützungsmarken gerissen worden seien, bleibe der Ausblick kurzfristig trübe, heißt es im Handel.
Ein entscheidender Krisenherd und damit Taktgeber für die Märkte bleibt der Ölpreis. Die beiden wichtigsten Ölsorten Brent und WTI fallen klar unter die Marke von 28 Dollar je Barrel, was vor allem Aktien aus dem Energiesektor belastet. Dieser führt die Branchenliste der Verlierer mit Abschlägen von über 4 Prozent an. Neben der globalen Überversorgung des Ölmarktes wirken die Nachfragesorgen wegen der lahmenden chinesischen Konjunktur immer belastender für die Erdölpreise. China stellt den zweitgrößten Rohölverbraucher der Welt.
"Die globalen Konjunktureinflüsse scheinen die Nachfrage nach Rohstoffen zu drücken", urteilen die Citigroup-Analysten. Die sinkenden Wachstumserwartungen verschärften die Situation auf den überversorgten Märkten. Überwog am Vortag noch Erleichterung darüber, dass sich das Wachstum in China 2015 nicht deutlicher verlangsamt hatte als ohnehin befürchtet, haben nun wieder Befürchtungen die Oberhand gewonnen, dass sich die Lage im laufenden Jahr stärker eintrüben könnte. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligt sich um 5,4 Prozent auf 26,93 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 3,7 Prozent auf 27,69 Dollar je Fass.
US-Konjunkturdaten und Unternehmensbilanzen haben dem nichts entgegenzusetzen, zumal auch hier die Enttäuschungen überwiegen. Die Verbraucherpreise sanken im Dezember auf Monatssicht leicht, während Volkswirte eine Stagnation erwartet hatten. In der Kernrate stiegen die Preise moderater als prognostiziert. Die Daten zeigen, dass das Inflationsziel der US-Notenbank von jährlich 2 Prozent in weiter Ferne liegt. Die Realeinkommen legten um 0,1 Prozent zu. Die Baubeginne gingen im vergangenen Monat wider Erwarten zurück.
Auch von Unternehmensseite gilt es für Anleger Enttäuschungen zu verdauen. Während die Netflix-Geschäftszahlen zunächst auf positive Resonanz gestoßen sind, meldet der IT-Konzern IBM Rückgänge bei Ergebnis und Umsatz. Das Halbleiterunternehmen AMD weist nicht nur einen Umsatzrückgang aus, sondern liefert auch einen enttäuschenden Ausblick. Die Aktie von Netflix bricht trotz überzeugender Kundenbasis um 8,1 Prozent ein. Geplante Preiserhöhungen könnten Kunden beim Streamingdienstanbieter abspringen lassen, heißt es. Zudem sank der Gewinn wegen höherer Kosten. IBM büßen 4,6 Prozent ein und AMD 5,1 Prozent.
Goldman Sachs geben um 1,4 Prozent nach. Die Großbank verbuchte einen Gewinneinbruch im vierten Quartal. Die Beilegung eines Rechtsstreits schmälerte das Ergebnis stärker als erwartet. Für die Cree-Aktie geht es um 6,1 Prozent nach oben, nachdem der Anbieter von Maschinen zur LED-Herstellung mit seinem Ergebnis die Erwartungen übertroffen hat. Dagegen verfehlte Restaurantbetreiber Brinker die Marktprognosen, der Kurs sinkt um 5,2 Prozent.
Ölpreisverfall und Konjunkturskepsis lassen Anleger ihr Heil in "sicheren Häfen" suchen: So legt der Goldpreis auf 1.104 Dollar je Feinunze nach Kursen um 1.088 am Vorabend zu. Staatsanleihen erfreuen sich ebenfalls reger Nachfrage. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen sinkt um 8 Basispunkte auf 1,96 Prozent. Am Devisenmarkt ist der als Fluchtwährung beliebte Yen gesucht. Der Euro zeigt sich wenig verändert knapp oberhalb von 1,09 Dollar. "Kapital wird aus Aktien, Öl und anderen risikoreichen Anlagen abgezogen und findet seinen Weg in die sicheren Häfen wie Gold", sagt Marktstratege Colin Cieszynski von CMC Markets.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 15.594,78 -2,63 -421,24 S&P-500 1.830,36 -2,71 -50,97 Nasdaq-Comp. 4.360,08 -2,61 -116,87 Nasdaq-100 4.037,27 -2,65 -109,80 DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8.07 Uhr Di, 18.10 Uhr EUR/USD 1,0908 -0,46% 1,0958 1,0905 EUR/JPY 126,94 -0,62% 127,73 128,31 EUR/CHF 1,0939 -0,10% 1,0950 1,0939 GBP/EUR 1,2989 0,55% 1,2917 1,3000 USD/JPY 116,38 -0,13% 116,53 117,66 GBP/USD 1,4166 0,11% 1,4151 1,4175 ===
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January 20, 2016 11:58 ET (16:58 GMT)
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