(Neu: Mehr Details, Aktienkurs)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Bank
Experten hatten zwar wegen der bekannten Ankündigung von Abschreibungen im Investmentbanking und im Privatkundengeschäft, Rückstellungen für juristische Auseinandersetzungen und Abfindungen bereits mit einem dicken Minus gerechnet. Sie hatten dabei aber ein Minus von etwas mehr als fünf Milliarden Euro auf dem Zettel. "Wenn nicht ein Wunder passiert, werden wir einen Verlust für 2015 ausweisen", hatte Co-Chef John Cryan schon Ende Oktober angekündigt. Für 2014 hatte das Institut noch rund 1,7 Milliarden Euro Gewinn ausgewiesen - mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor.
AKTIE LEGT NACHBÖRSLICH ZU
Nachbörslich legte die Aktien der Deutschen Bank beim Wertpapierhandelshaus Lang & Schwarz (L&S) um 1,86 Prozent auf 18,05 Euro zu. Im Börsenhandel waren sie noch um 6,04 Prozent auf 17,72 Euro abgesackt. Es war vor allem die harte Kernkapitalquote von 11 Prozent zum Ende des vierten Quartals, die die Anleger überzeugte. Zwar hatte sie Ende September noch bei 11,5 Prozent gelegen, vor dem Hintergrund, dass die Deutsche Bank für 2015 mit einem Milliardenverlust rechnet, sei diese Quote aber eine positive Überraschung, sagte Fondsmanager Thilo Müller von MB Fund Advisory. "Damit sinkt die Notwendigkeit für weitere Kapitalmaßnahmen."
Zu den bereits bekannten Kosten und Aufwendungen kommen im
vierten Quartal weitere 1,2 Milliarden Euro für Rückstellungen, um
die Folgen früherer Geschäfte juristisch zu beenden. Insgesamt sieht
der Dax
WERTPAPIERHANDEL LIEF NICHT RUND
Im Investmentbanking stellt die Bank etliche Handelsgeschäfte ein. Dem Institut machen die immer strengeren Kapitalanforderungen zu schaffen, viele Geschäfte gerade im schwankungsanfälligen Kapitalmarktgeschäft lohnen sich nicht mehr. Konzernweit sollen Tausende Stellen abgebaut werden. Aus zehn Auslandsmärkten zieht sich der deutsche Branchenprimus ganz zurück. Im eigenen Haus werden unter dem Strich 9000 Arbeitsplätze gestrichen, 4000 davon in Deutschland.
Insgesamt belasteten die Kosten für die Neuausrichtung und Abfindungen das Ergebnis im vierten Quartal mit rund 800 Millionen Euro - zudem müssten weitere 100 Millionen Euro abgeschrieben werden, so dass sich die Sonderbelastungen im vierten Quartal auf etwas mehr als zwei Milliarden Euro belaufen.
GRÖSSTER JAHRESVERLUST BISLANG
Zudem lief das Geschäft vor allem im Handel mit Wertpapieren nicht rund, so dass die Erträge im vierten Quartal auf 6,6 Milliarden Euro zurückgingen - das sind rund 15 Prozent weniger als vor einem Jahr. Zusammen mit den Sonderkosten führt dies zum Jahresende erneut zu einem Quartalsverlust. Dieser belaufe sich auf 2,7 Milliarden Euro vor Steuern und rund 2,1 Milliarden Euro unter dem Strich. Im Vorjahresquartal hatte die Bank noch einen Gewinn von 441 Millionen Euro erzielt.
Das Milliardenminus trifft die Deutsche Bank nach einem turbulenten Jahr: Co-Chef Anshu Jain musste gehen, seit Juli ist der Brite Cryan der neue starke Mann an der Konzernspitze. Der Abtritt von Co-Chef Jürgen Fitschen (67) ist beschlossene Sache. Hinzu kamen Milliardenstrafen: So einigte sich die Bank mit Behörden in den USA und Großbritannien auf die Rekordstrafe von 2,5 Milliarden US-Dollar, weil Mitarbeiter über Jahre den wichtigen Referenzzins, an dem sich viele Geschäfte orientieren, manipuliert hatten.
Für den Konzern ist es der größte Jahresverlust und der zweite seit 2008. In der Finanzkrise hatte die Deutsche Bank erstmals in einem Gesamtjahr rote Zahlen geschrieben und rund 3,9 Milliarden Euro Verlust gemacht.
ANALYSTEN ZWEIFELN
Analysten haben angesichts der Schrumpfkur Zweifel, wie die
Deutsche Bank dauerhaft Geld verdienen will. Das Institut will zum
Beispiel mehr Geschäft mit Superreichen und vor allem
Unternehmenskunden machen. Aktuell läuft die US-Konkurrenz davon:
JPMorgan
Details zu den Zahlen des vierten Quartals und des Gesamtjahres will die Deutsche Bank am 28. Januar vorlegen./zb/DP/stb
ISIN DE0008469008 DE0005140008 US0605051046 US46625H1005 US6174464486
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