Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Die andauernde Ölpreisrally und die Hoffnung auf koordinierte Lockerungen der Geldpolitik befeuern am Freitag die Wall Street. Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), hat bereits am Vortag Hoffnungen auf neue geldpolitische Lockerungen geweckt und zum Wochenschluss auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos noch einmal verbal nachgelegt. In Asien entspann sich daraus die Fantasie, dass die japanische Notenbank ebenfalls tätig werden könnte, um ihr Inflationsziel zu erreichen und die heimische Wirtschaft anzukurbeln. "Es geht das Gerücht um, es könnte eine koordinierte Aktion der Notenbanken geben. Deshalb werden ordentlich Leerverkaufspositionen geschlossen", sagt CEO Oliver Pursche von Bruderman Brothers. Gegen Mittag US-Ostküstenzeit steigt der Dow-Jones-Index um 0,7 Prozent auf 15.998 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite legen um 1,4 bzw. 1,8 Prozent zu.
Marktteilnehmer sind zuversichtlich, dass die Erholung der Börsen dieses Mal nicht nur ein Strohfeuer bleiben wird. "Ich halte es für zunehmend wahrscheinlicher, dass wir eine nachhaltigere Erholung sehen werden", sagt Peter Garnry von der Saxo Bank. Allerdings dürfte die US-Notenbank mit geldpolitischen Lockerungen nichts im Sinn haben, sondern stattdessen die Zügel anziehen. Die Konjunkturdaten aus den USA liefern keine durchschlagenden Argumente für ein Stillhalten der Fed: Denn die US-Industrie ist im Januar wieder stärker in Fahrt gekommen und hat die Schwelle zum Wachstum übersprungen. Der Markit-Einkaufsmanagerindex sprang stärker als erwartet in den expansiven Bereich. Auch die Verkäufe bestehender Häuser entwickelten sich besser als vorhergesagt. Der Chicago Fed National Activity Index verbesserte sich ebenfalls, blieb aber den fünften Monat in Folge negativ. Und der Index der Frühindikatoren deutet auf ein schwächeres Wachstum hin, was allerdings so prognostiziert worden war.
Doch Taktgeber der zuletzt positiven Aktienentwicklung bleibt der Ölpreis. US-Leichtöl der Sorte WTI springt um 5,9 Prozent auf 31,28 US-Dollar je Fass, europäisches Nordseeöl der Sorte Brent um 6,0 Prozent auf 31,00 Dollar. Im Handel wird auf den gewaltigen Schneesturm in den USA verwiesen, der die Nachfrage nach Heizöl nach oben schnellen lasse. Auch aus anderen Gebieten der Nordhalbkugel werden sinkende Temperaturen gemeldet. Zudem treibt die Aussicht aus geldpolitische Stimuli die Ölpreise. "Diese Rally hat nichts mit Lagerbeständen zu tun, sondern mit Vertrauen, das an die Märkte zurückkommt", sagt Ölanalyst Phil Flynn von Price Futures.
Der Preis für die Feinunze Gold notiert mit 1.099 Dollar unter den Notierungen des Vorabends von 1.101 Dollar, der festere Dollar und das geringe Interesse an "sicheren Häfen" bremsen des Edelmetall. Denn mit der wieder erwachten Risikofreude der Anleger sinkt deren Sicherheitsbedürfnis. Staatsanleihen sind daher nicht gefragt. Sinkende Notierungen lassen die Rendite zehnjähriger US-Anleihen um 3 Basispunkte auf 2,06 Prozent steigen. Am Devisenmarkt kommt der Euro von seinem Tageshoch bei 1,0877 Dollar zurück und notiert bei rund 1,0809 Dollar. Am Donnerstag war die Gemeinschaftswährung in Reaktion auf die "taubenhaften" Aussagen Draghis zeitweise deutlich unter 1,08 Dollar gefallen.
Unter den Einzelaktien brechen American Express um knapp 12 Prozent ein. Zwar schnitt der Kreditkartenkonzern im abgelaufenen Quartal trotz sinkender Gewinne und Einnahmen etwas besser als erwartet ab, verschreckte aber mit einem schwachen Ausblick auf das kommende Jahr. Starbucks verlieren 1,1 Prozent, auch bei der Kaffeehauskette wird die Unternehmenszielsetzung bemängelt. General Electric sinken um 2,7 Prozent, im Kerngeschäft, dem Industriebereich, ging der Gewinn im vierten Quartal wegen des schwachen Öl- und Gasgeschäfts deutlich zurück.
0,1 Prozent im Plus zeigt sich die Boeing-Aktie, nachdem der Flugzeughersteller angekündigt hat, die Produktion des Flugzeugmodells 747-8 zu halbieren. Daraus ergibt sich im vierten Geschäftsquartal eine Sonderbelastung von 569 Millionen Dollar. Maxim Integrated Products gewinnen 4,0 Prozent. Der Chiphersteller verzeichnete in seinem zweiten Quartal mehr Umsätze als erwartet und traf mit dem Gewinn die Konsensschätzung. Schlumberger steigen um 3,4 Prozent, nachdem der Öldienstleister die Erwartungen geschlagen und einen hohen Personalabbau verkündet hat.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 16.000,75 0,74 118,07 S&P-500 1.894,00 1,34 25,01 Nasdaq-Comp. 4.553,37 1,82 81,31 Nasdaq-100 4.225,07 1,99 82,47 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.14 Uhr Do, 17.35 Uhr EUR/USD 1,0814 -0,07% 1,0822 1,0828 EUR/JPY 128,06 0,19% 127,81 127,39 EUR/CHF 1,0977 0,43% 1,0931 1,0952 GBP/EUR 1,3231 0,66% 1,3144 1,3099 USD/JPY 118,39 0,26% 118,09 117,66 GBP/USD 1,4307 0,58% 1,4224 1,4183 ROHOEL zuletzt Vortag +/- % +/- USD WTI/Nymex 31,55 29,53 6,84 2,02 Brent/ICE 31,45 29,25 7,52 2,20 METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD Gold (Spot) 1.099,02 1.106,20 -0,6% -7,18 Silber (Spot) 14,08 14,14 -0,4% -0,06 Platin (Spot) 831,89 818,50 +1,6% +13,39 Kupfer-Future 2,01 2,00 +0,9% +0,02 ===
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January 22, 2016 12:11 ET (17:11 GMT)
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