Von Benjamin Krieger
FRANKFURT (Dow Jones)--Kurseuphorie hat am Dienstag bei Siemens geherrscht. Höhere Gewinnziele des Technologiekonzerns ließen den Kurs der Aktie um 8,6 Prozent nach oben springen. DAX und Euro-Stoxx-50 drehten am Nachmittag ins Plus - gestützt vor allem von steigenden Ölpreisen. Nachdem der DAX kurz nach dem Start noch um fast 2 Prozent gefallen war, schloss er am Ende 0,9 Prozent fester bei 9.823 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 rückte um 1 Prozent vor auf 3.033 Punkte. Alle europäischen Börsenplätze meldeten steigende Kurse.
Aktienkurse hängen am Ölpreis
Der Brent-Ölpreis stieg in London um mehr als 4 Prozent auf 31,75 US-Dollar. "Die Aktienindizes scheinen mal wieder dem Ölpreis zu folgen, sie haben die anfänglichen Kursverluste aufgeholt", sagte Craig Erlam vom Devisenbroker Oanda. Es gebe immer wieder Versuche, den Ölpreis auf die jüngsten Tiefstände zu drücken. "Der gestrige Ausverkauf war nicht überzeugend und legt den Schluss nahe, dass eine größere Korrektur nach oben anstehen könnte", prognostizierte der Stratege.
Mit dem Ölpreis stabilisierten sich die Rohstoffpreise auf breiter Front und stützten an den Aktienmärkten den europäischen Ölsektor und den Sektor der Rohstoffproduzenten. Gold, Öl, Kupfer, Zinn und Zink legten zwischen 1,3 und 4 Prozent zu. Der Sektor der europäischen Öl- und Gasproduzenten stieg in ihrem Fahrwasser um 2,4 Prozent, die Aktien der Rohstoffproduzenten legten im Schnitt um 4,4 Prozent zu.
US-Notenbank lässt Anleger vorsichtig agieren
Unterstützung erhielten die Rohstoff- und Aktienmärkte auch aus den USA. Dort hatte eine Umfrage zur Stimmung von Verbrauchern im Januar die Erwartungen deutlich übertroffen. Offensichtlich hätten die aus Verbrauchersicht positiven Faktoren eines sehr schwachen Ölpreises und eines robusten Arbeitsmarkts mit Blick auf den Konsum den Kurs-Crash an der Wall Street überwogen, vermutete ein Händler.
An den Finanzmärkten war gleichwohl Vorsicht angesagt. Denn die US-Notenbank tagt am Dienstag und Mittwoch. Die geldpolitische Entscheidung wird am Mittwochabend erwartet. Die meisten Marktakteure hoffen angesichts der jüngsten Verwerfungen an den weltweiten Finanzmärkten auf eine geldpolitisch eher lockere Federal Reserve und halten sich im Vorfeld etwas zurück.
Siemens überzeugt auf ganzer Linie
Wohl für die meisten Marktteilnehmer vollkommen überraschend hat Siemens am Montagabend die Gewinnprognose erhöht. Im Geschäftsjahr 2015/16, das im September endet, strebt Siemens einen Gewinn je Aktie zwischen 6,00 und 6,40 Euro an. Vor drei Monaten hatte der Zielkorridor noch bei 5,90 bis 6,20 Euro gelegen. Der europäische Industriegütersektor, in dem Siemens ein Schwergewicht stellt, stieg um 1,6 Prozent.
Mit Blick auf die Geschäfte in China zeigte sich Siemens zufrieden. Auch das stützte wegen der Sorgen um den chinesischen Markt den Siemens-Kurs. Die Analysten von JP Morgan sprachen von einem guten Jahresauftakt für Siemens. Der Auftragseingang sei dank einiger Großaufträge gut. Zudem stärkte sich Siemens im Bereich Digitalisierung mit einem Zukauf: Für 970 Millionen US-Dollar kaufte Siemens den US-Softwarehersteller CD-adapco.
Philips fast so stark wie Siemens
An der Amsterdamer Börse stiegen Philips um 6,1 Prozent und damit fast so stark wie die Aktien von Siemens. Dank guter Nachfrage im Segment Medizintechnik und besserer Geschäfte in Nordamerika hatte der Konzernumsatz um 9 Prozent überraschend deutlich zugelegt. Die Gewinnmarge stieg um 50 Basispunkte auf 11,9 Prozent.
In London büßten Easyjet 3,2 Prozent ein. Die britische Billigfluglinie hat nach den Terroranschlägen in Ägypten und Paris im November eine rückläufige Nachfrage verzeichnet. Der Umsatz sank in den drei Monaten per Ende Dezember leicht auf 930 Millionen Pfund Sterling.
Kräftige Aufschläge gab es bei den Versorgeraktien RWE und Eon. RWE zogen um 6,3 Prozent an und Eon um 4,1 Prozent. Ein Händler sprach davon, dass die Aktien bei Anlegern womöglich das Stimmungstief durchschritten hätten. Zudem gebe es die Hoffnung, dass sich die Strompreise auf sehr niedrigem Niveau stabilisierten.
Deutsche Post größter Verlierer im DAX
Eine Abstufung von "Outperform" auf "Underperform" durch die Credit Suisse drückte Deutsche Post um 2,7 Prozent. Damit war die Aktie der größte Kursverlierer im DAX. Der Deutschen Post drohe in Deutschland mittelfristig Konkurrenz im Paketgeschäft durch Amazon, das ein eigenes Netzwerk aufbaue, argumentierten die Analysten der Bank.
An der Mailänder Börse musste der Handel mit Aktien von Generali vorübergehend wegen hoher Kursverluste ausgesetzt werden. Auslöser der Verkäufe waren italienische Medienberichte, denen zufolge der CEO der Bank, Mario Greco, das Geldhaus verlassen könnte. Der Kurs schloss 3,1 Prozent schwächer.
Bei den deutschen Nebenwerten schoss der schwer gebeutelte Kurs von Gerry Weber um gut 18 Prozent nach oben. Die Geschäftsergebnisse der Bekleidungskette entsprächen den Erwartungen am Markt, sagte Analyst Jörg Philipp Frey von Warburg. "Das sollte zumindest kurzfristig für Erleichterung sorgen". Der Aktienkurs hatte sich in den vergangenen zwölf Monaten mehr als gedrittelt.
Europäische Schlussstände von Dienstag, den 26. Januar 2016:
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.032,84 +31,06 +1,0% -7,2% Stoxx-50 2.877,29 +27,04 +0,9% -7,2% Stoxx-600 339,20 +2,93 +0,9% -7,3% XETRA-DAX 9.822,75 +86,60 +0,9% -8,6% FTSE-100 London 5.911,46 +34,46 +0,6% -5,3% CAC-40 Paris 4.356,81 +45,48 +1,1% -6,0% AEX Amsterdam 421,97 +3,90 +0,9% -4,5% ATHEX-20 Athen 152,12 +3,55 +2,4% -17,0% BEL-20 Brüssel 3.475,05 +38,90 +1,1% -6,1% BUX Budapest 23.522,08 +288,05 +1,2% -1,7% OMXH-25 Helsinki 3.214,57 +51,22 +1,6% -4,3% ISE NAT. 30 Istanbul 87.992,98 +1663,92 +1,9% -1,6% OMXC-20 Kopenhagen 962,46 +1,58 +0,2% -5,1% PSI 20 Lissabon 4.847,37 +75,73 +1,6% -7,3% IBEX-35 Madrid 8.692,50 +124,80 +1,5% -8,9% FTSE-MIB Mailand 18.923,83 +282,36 +1,5% -11,6% RTS Moskau 683,05 +1,48 +0,2% -9,8% OBX Oslo 488,80 +5,05 +1,0% -9,3% PX-GLOB Prag 1.164,60 +10,08 +0,9% -6,2% OMXS-30 Stockholm 1.375,74 +21,32 +1,6% -4,9% WIG-20 Warschau 1.713,36 -16,26 -0,9% -7,8% ATX Wien 2.158,36 +19,47 +0,9% -10,0% SMI Zürich 8.314,47 +61,13 +0,7% -5,7% DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.14 Uhr Mo, 17.30 Uhr EUR/USD 1,0850 0,26% 1,0822 1,0831 EUR/JPY 128,53 0,56% 127,81 128,45 EUR/CHF 1,1058 1,17% 1,0931 1,0993 GBP/EUR 1,3237 0,71% 1,3144 1,3158 USD/JPY 118,49 0,34% 118,09 118,62 GBP/USD 1,4365 0,99% 1,4224 1,4248 ROHÖL zuletzt Vortag +/- % +/- USD WTI/Nymex 31,64 30,34 4,28 1,30 Brent/ICE 31,93 30,50 4,69 1,43 METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD Gold (Spot) 1.118,14 1.108,10 +0,9% +10,04 Silber (Spot) 14,50 14,19 +2,2% +0,31 Platin (Spot) 874,12 859,50 +1,7% +14,62 Kupfer-Future 2,04 2,00 +2,4% +0,05 ===
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January 26, 2016 12:16 ET (17:16 GMT)
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