Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte nehmen am Freitagnachmittag einen neuen Anlauf nach oben. Der DAX gewinnt 0,8 Prozent auf 9.720 Punkte und der Euro-Stoxx-50 legt um 1,3 Prozent auf 3.019 zu. Händler verweisen auf günstige US-Konjunkturdaten. Die Stimmung unter den Einkaufsmanagern in Chicago hat sich außerordentlich stark verbessert. Mit der Bekanntgabe des entsprechenden Index verlor der Euro kräftig an Wert und fiel um einen dreiviertel Cent auf 1,0830 Dollar, das stützt die europäischen Kurse stark. Sie stehen nun wieder in der Nähe der Hochs vom Morgen, als sie positiv auf die japanische Notenbank reagiert hatten.
Japanische Notenbank stützt Aktien und Renten
Die japanische Notenbank hat die Leitzinsen überraschend in den negativen Bereich gesenkt. Banken in Japan müssen nun auf ihre Einlagen bei der Bank of Japan einen Strafzins von 0,1 Prozent zahlen. Zuvor lag der Zins im positiven Bereich bei 0,1 Prozent.
Im Anschluss fielen auch die japanischen Renditen bis in den Bereich von sieben Jahren unter die Nulllinie. In Deutschland liegt an dieser nun auch die Rendite achtjähriger Bundesanleihen. Und die Rendite der zehnjährigen liegt mit 0,36 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit April.
"Die überraschende Einführung von Negativzinsen durch die Bank of Japan beflügelt auch Spekulationen bezüglich der Europäischen Zentralbank", sagt Marktexperte Benjamin Schröder von der Commerzbank. "Generell wird es immer schwieriger, überhaupt Renditen zu bekommen", sagt ein Händler. Davon profitierten auch die Aktienmärkte.
Der Yen fällt auf den tiefsten Stand seit sechs Wochen. Dirk Gojny von der Essener Nationalbank warnt, es werde vermutlich nicht lange dauern, bis wieder das Wort vom Währungskrieg die Runde mache. Ähnlich wie bei der EZB dürfte die japanische Notenbank zwar darauf abzielen, die Kreditvergabe der Banken zu stimulieren. Dahinter wiederum dürften jedoch vor allem währungspolitische Überlegungen stehen, vermutet Gojny: "Der Yen wertete schließlich in den letzten Monaten gegen alle wichtigen Währungen teils kräftig auf".
Stahlaktien unter Druck - Thyssen spricht von schwierigem Jahr
Während Banken und Telekom-Aktien in Europa sowie die Immobilienwerte in Deutschland die Gewinnerlisten anführen, stehen Rohstofftitel unter Druck, ihr Branchenindex liegt 0,2 Prozent im Minus. Besonders Stahlaktien geben deutlich nach, so Arcelormittal um 4,3 Prozent und Salzgitter um 9,7 Prozent. Thyssenkrupp fallen um 2,4 Prozent. Konzern-Chef Heinrich Hiesinger hat die Aktionäre auf der Hauptversammlung auf ein schwieriges Jahr eingestimmt. Dass sich Thyssenkrupp trotzdem relativ gut halten, liegt laut Händlern an einer deutlich geringeren Abhängigkeit von der klassischen Stahlproduktion als zum Beispiel bei Arcelormittal.
Laut Miranda Carr von Haitong Research stehen auf dem chinesischen Stahlmarkt die avisierten Produktionskürzungen von 100 bis 150 Millionen Tonnen Stahl einer Überkapazität von rund 1,13 Milliarden Tonnen gegenüber. "Die geplanten Kapazitätskürzungen können den Stress in diesem Sektor kurzfristig nicht mildern", sagt die Analystin.
Im TecDAX stehen SMA Solar unter Druck und verlieren 6,8 Prozent. Bei SMA Solar überwiege die Enttäuschung über den Gewinnausblick, sagt ein Händler. "Die meisten Analystenprognosen liegen am oberen Rand dieser Spanne oder gar deutlich darüber", sagt er. Der Wechselrichterhersteller hat eine Steigerung des operativen Ergebnisses auf 80 Millionen bis 120 Millionen Euro angekündigt.
Adidas und Rheinmetall auf Allzeithochs
Trotz des schwachen Starts in das Börsenjahr gibt es auch große Gewinner. Am Freitag steigen sowohl Adidas als auch Rheinmetall auf neue Rekordkurse. Rheinmetall gehört mit einem Plus von 5,6 Prozent auf 65,56 Euro zu den großen Gewinnern des Tages. "Der Ausbruch über die 60er Marke scheint nun nachhaltig zu gelingen", sagt ein Marktteilnehmer. Gestützt wird die Stimmung unter anderem von einem Auftrag aus Mexiko, Rheinmetall baut dort ein Trainingszentrum. "Wichtiger ist aber, dass das Bundesverteidigungsministerium deutlich höhere Rüstungsausgaben angekündigt hat", sagt ein Händler.
Adidas gewinnen 1,6 Prozent auf 94,94 Euro. Händler verweisen nach wie vor auf die günstigen Vorlagen des US-Konkurrenten Under Armour. "Sollte der Gesamtmarkt mitspielen, sind 100 Euro in der Adidas-Aktie drin", sagt ein Händler mit Blick auf die neuen Hochs nach langer Konsolidierung.
Daneben bewegt ein Bericht der spanischen Wirtschaftszeitung "El Confidencial" die Kurse. Demnach soll Siemens Interesse am Windkraftanlagenhersteller Gamesa haben. Gamesa steigen um 21 Prozent, der Kurs des Großaktionärs Iberdrola legt um 0,2 Prozent zu. Im Gefolge steigen am deutschen Markt Nordex um 7,4 Prozent und in Kopenhagen Vestas um 3,2 Prozent.
=== INDEX Stand +-% EuroStoxx50 3.017,73 +1,29% Stoxx50 2.878,02 +1,43% DAX 9.725,05 +0,89% FTSE 6.018,23 +1,46% CAC 4.376,92 +1,27% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 163,27% +81 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.19 Uhr Do, 17.30 Uhr EUR/USD 1,0830 -0,54% 1,0889 1,0953 EUR/JPY 131,50 -0,02% 131,53 129,91 EUR/CHF 1,1095 0,11% 1,1082 1,1092 GBP/EUR 1,3129 -0,65% 1,3214 1,3132 USD/JPY 121,43 0,54% 120,78 118,63 GBP/USD 1,4225 -1,18% 1,4395 1,4378 ROHÖL zuletzt Vortag Settlmt +/- % +/- USD WTI/Nymex 33,40 33,22 0,54 0,18 Brent/ICE 34,45 33,89 1,65 0,56 METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD Gold (Spot) 1.116,29 1.120,00 -0,3% -3,71 Silber (Spot) 14,27 14,24 +0,2% +0,03 Platin (Spot) 869,18 869,00 +0,0% +0,18 Kupfer-Future 2,06 2,05 +0,6% +0,01 ===
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January 29, 2016 10:37 ET (15:37 GMT)
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