FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 3. Februar 2016. Die Stimmungslage am Aktienmarkt entschärft sich eindeutig und macht den Weg frei für eine kräftige Erholung.
Wenn Zentralbanken Zinsen senken oder quantitative Lockerungsprogramme verabschieden, ist dies von den Anlegern in der Vergangenheit normalerweise positiv quittiert worden. Nun ist Japan relativ weit von uns entfernt, so dass man sich fragen könnte, was es die Börsianer hierzulande schert, wenn die dortige Zentralbank, die Bank of Japan (BoJ), den Zins für einen Teil der Einlagen von Geschäftsbanken auf -0,1 Prozent senkt. Aber die jüngste Zinssenkung in Japan hatte tatsächlich hierzulande zumindest eine kurzzeitige positive Wirkung auf den DAX, weil kaum jemand diesen Schritt in negatives Territorium erwartet hatte. Mancher Kommentator deutete diese Maßnahme dahingehend, dass fortan selbst in Japan die Nulllinie nicht mehr die Untergrenze für Leitzinsen darstellen würde - vielerorts wurde diese Entscheidung als Signal mit Symbolkraft indes völlig überbewertet.
Dies gilt jedoch nicht für die mittelfristig orientierten institutionellen Investoren, die wir wöchentlich befragen. Dort hat man nämlich offensichtlich jede Erholung seit unserer vergangenen Erhebung (zuhöchst 9.905 DAX-Zähler) dazu benutzt, sich von bullishen Engagements zu trennen. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist seither von +24 Punkte auf einen Wert von gerade einmal +3 Punkte, dem niedrigsten Stand seit August 2015, gefallen. Dabei begaben sich rund drei Viertel der früheren Optimisten direkt ins Bärenlager und setzen daher vermutlich immer weniger auf positive Stimuli der Notenbanken für den Aktienmarkt. Dabei scheint es keine Rolle zu spielen, ob die Europäische Zentralbank im März noch einmal geldpolitisch nachlegen wird oder dass kaum mehr jemand mit einer Zinserhöhung in den USA im März rechnet.
Auch bei den Privatanlegern hat sich - wenn auch bei weitem nicht in gleichem Ausmaß - die Stimmung noch einmal zurückgebildet. Allerdings ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index bei dieser Gruppe gerade einmal um 5 Punkte auf einen Wert von +20 Punkte gefallen. Dies liegt daran, dass sich das Bärenlager lediglich zu Lasten vormals neutral gestimmter Akteure erhöht hat. Im Gegensatz zu den institutionellen Pendants, bei denen eine gehörige Anzahl ehemaliger Bullen das Handtuch geworfen hat, sind wie in der Vorwoche noch 53 Prozent der Privatanleger der Meinung, der DAX werde auf Monatssicht steigen.
Aber: Hoffnungsschimmer am Horizont
Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass der Optimismus der Privatanleger bereits zu Jahresbeginn ähnlich hoch wie heute - aber auf einem wesentlich niedrigeren Niveau als bei den institutionellen Investoren - ausgebildet war. Unter dem Strich bedeutet dies für das Gros der bullishen privaten Anleger, dass sie seither einen DAX-Rückgang von 700 Punkten hinnehmen mussten.
Am Ende bleibt festzuhalten, dass sich die jüngsten Verkäufe der institutionellen Marktteilnehmer zumindest in der Punktbetrachtung mit einem Minus von 2,9 Prozent von Woche zu Woche noch glimpflich für den DAX ausgewirkt haben. Gemessen an einem Börse Frankfurt Sentiment Index von +49 Punkten und einem Rekordoptimismus von 70 Prozent, der noch zu Jahresbeginn vorgeherrscht hatte, könnte man das heutige Sentiment-Ergebnis mehr als zuvor als ziemlich pessimistisch deuten.
Auch wenn der Optimismus bei den Privatanlegern immer noch relativ hoch ist, hat sich die Gesamtsituation für den DAX deutlich entspannt. Dabei könnten wir uns sogar vorstellen, dass zumindest aus institutionellen Quellen in der Nähe des bisherigen Jahrestiefs (etwa um 9.315 DAX-Zähler) zumindest temporär stützende Nachfrage einsetzt.
Aber selbst ein Unterschreiten dieses Niveaus hat mit der heutigen Stimmungsentwicklung - in der Vorwoche hätten wir in diesem Fall noch einen massiven Ausverkauf erwartet - vieles von seiner ursprünglichen Schärfe verloren. Das Risiko einer bearishen Fehlentwicklung (mit anschließend kräftiger Erholung des DAX) nach Versagen des Jahrestiefs ist sogar deutlich gestiegen. Damit ist mit der heutigen Sentiment-Erhebung erstmals in diesem Jahr ein Hoffnungsschimmer für eine größere DAX-Erholung am Aktienhimmel erkennbar.
von Joachim Goldberg, Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de © 3. Februar 2016
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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