FRANKFURT (Dow Jones)--Der Vizepräsident der Europäischen Kommission, Maros Sefcovic, hat sich für einen Neustart der Debatte über die umstrittene Nord-Stream-2-Pipeline ausgesprochen. "Wir müssen uns in aller Ruhe zusammensetzen, abwägen wieviel Gas die EU in den kommenden Jahren benötigt, was für Lieferwege wir haben und dann eine möglichst vernünftige und günstige Lösung finden", sagte Sefcovic der Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Das könne der geplante Ausbau von Nord Stream sein. Die Lösung könne aber auch sein, bestehende Pipelines besser auszunutzen und andere Lieferquellen, nicht zuletzt die Versorgung mit Flüssiggas, auszubauen. Der Slowake ließ keinen Zweifel daran, dass er Nord Stream 2, mit dem die Kapazitäten der bisherigen Nord-Stream-Pipeline zwischen Russland und Deutschland verdoppelt würden, für ein politisches Projekt hält. Zudem gebe es starke rechtliche Bedenken.
"Es fällt mir schwer, Nord Stream 2 als ein rein kommerzielles Projekt zu sehen", sagte Sefcovic. Es sei schon angesichts seiner schieren Dimension ein Projekt von politischer Bedeutung. "Der Bau der Pipeline würde die Gasversorgung Europas grundlegend verändern: 80 Prozent des aus Russland importierten Gases würde über eine einzige Route fließen, wir hätten nur noch zwei statt wie bisher drei Transitrouten für russisches Gas - das kann nicht im Sinne der Versorgungssicherheit der EU sein."
Zudem wolle Russland die Ukraine ausboten, mit der es sich im Dauerkonflikt befinde. "Wir müssen den Transit durch die Ukraine dauerhaft sicherstellen", sagte Sefcovic. Schon heute bezieht die EU 30 Prozent ihres Gasbedarfs aus Russland. Das Gas fließt über drei Wege: die bestehende Nord-Stream-Pipeline, die durch Weißrussland und Polen führende Jamal-Pipeline und allen voran die Ukraine. Die Route durch die Ukraine würde durch Nord Stream 2 überflüssig. Tatsächlich hatte Gazprom im vergangenen Jahr angekündigt, von 2019 an kein Gas mehr durch die Ukraine nach Europa leiten zu wollen, war zuletzt aber leicht davon abgerückt.
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February 10, 2016 12:16 ET (17:16 GMT)
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