Von Archibald Preuschat
FRANKFURT (Dow Jones)--Die beiden großen Telekom-Unternehmen in Deutschland zielen auf den Mittelstand. Auf der am kommenden Montag beginnenden Technologiemesse Cebit stellen sowohl Deutsche Telekom als auch Vodafone Lösungen vor, die die guten alten Telefonanlagen in Firmen und Betrieben überflüssig machen soll. Vermittelt wird künftig in der "Cloud".
In der mittelständisch geprägten deutschen Industrielandschaft besteht bei der digitalen Aufrüstung von Telefonanlagen noch Nachholbedarf. "95 Prozent der Telefonanlagen in Unternehmen bestehen noch aus Kästen, die irgendwo auf dem Betriebsgelände stehen, etwa in Teeküchen oder im Keller", sagt Zoltan Bickel, der für Vodafone als Bereichsleiter Product Management für Geschäftskunden tätig ist, im Gespräch mit Dow Jones. In Schweden kämen bereits 20 Prozent der Telefonanlagen aus der Cloud. "Wir sehen da riesiges Potential", so Bickel.
Damit steht Vodafone, die auf der Cebit ihre "One Net Business"-Lösung präsentieren will, nicht alleine da. Ex-Monopolist Deutsche Telekom, will das mittelständische Klientel derweil mit "DeutschlandLAN NFON" überzeugen, einer sicheren Telefonanlage aus dem Netz, wie sie der Bonner Konzern bewirbt.
Welche Lösung besser ist, darüber streiten Vodafone und Telekom. Während Bickel behauptet, nur bei der Vodafone-Lösung könnten Mobilfunkgespräche ohne das Öffnen einer App auf dem Smartphone geführt werden, sagt ein Telekom-Sprecher, dies sei auch bei der Telekom-Lösung möglich. Die Aussagen beider Unternehmensvertreter können erst auf der Messe in Hannover unabhängig überprüft werden.
Wichtiger als technische Details ist aber, dass sich Vodafone, die nach dem Kauf von Accor und Kabel Deutschland über ein eigenes Festnetz verfügt, der Telekom beim Kampf um die mittelständischen Firmenkunden zunehmend Paroli bietet. Während Vodafone auf der sich an Endverbraucher richtenden Messe IFA im vergangenen Herbst in Berlin gar nicht vertreten war, mietet die deutsche Tochter des britischen Konzerns auf der Cebit wiederum einen ganzen Pavillion.
Weil virtuelle Telefonanlagen ihren Nutzern Vorteile bringen, weil sich die Geschäfte auch von unterwegs, über Smartphone oder Tablet erledigen lassen, haben auch Telekom und Vodafone ein hohes Interesse: Die jeweiligen Lösungen funktionieren natürlich nur, wenn die Kunden bei dem jeweiligen Telekommunikationsunternehmen auch einen Anschluß haben.
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March 07, 2016 05:00 ET (10:00 GMT)
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