FRANKFURT (dpa-AFX) - Der kriselnde Versorger RWE
Gerade in Zeiten, in denen Anleger angesichts von Minizinsen auf Sparbuch & Co zunehmend auf Dividendenpapiere setzen, kommen solche Nachrichten alles andere als gut an. "Die Dividende fällt als Stütze für den Titel aus", schrieben die Analysten der WGZ Bank in einem Kommentar.
ESSENER KÄMMERER: 'ÜBERTRIFFT SCHLIMMSTE ALPTRÄUME'
Der Essener Kämmerer Lars Martin Klieve hat mit Entsetzen auf die RWE-Ankündigung reagiert: "Das übertrifft meine schlimmsten Alpträume." Für die Stadt fielen damit gut 18 Millionen Euro an Einnahmen weg. Die Stadt Essen ist als wichtiger RWE-Standort zugleich Großaktionär mit RWE-Stammaktien. Der Kämmerer war von den Plänen vorab nicht informiert worden. Die kommunalen Aktionäre würden sich über die neue Situation und ihre Reaktion darauf abstimmen. Am 3. März tagt der RWE-Aufsichtsrat, in dem die Kommunen vertreten sind. "Das wird kein gemütliches Kaffeetrinken", sagte Klieve.
Am Markt sei zwar damit gerechnet worden, dass die Vorjahresdividende von einem Euro gesenkt werden dürfte, sagte ein Händler. Die komplette Streichung sei aber eine negative Überraschung. Gerade Dividendenfonds - also Investmentfonds die auf Unternehmen mit hohen Dividendenrenditen setzen - müssten sich nun von der RWE-Stammaktien trennen. Allerdings dürften viele bereits zuvor in Erwartung einer Senkung der Ausschüttung ihre Positionen reduziert haben.
WEITERER GEWINNRÜCKGANG ERWARTET
RWE sieht zudem mit Blick auf die Geschäftsentwicklung in diesem Jahr vorerst kein Ende der Talfahrt. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) soll von 7 auf 5,2 bis 5,5 Milliarden Euro sinken. Das ist etwas weniger als von Analysten im Durchschnitt erwartet.
Wie der Konkurrent Eon leidet auch RWE seit geraumer Zeit unter den Folgen der Energiewende und fallenden Strompreisen. Als Reaktion auf die Krise des Konzerns will RWE das Zukunftsgeschäfte mit erneuerbaren Energien, den Netzen und dem Vertrieb in eine neue Tochter abspalten und diese bis zum Jahresende an die Börse bringen. Das soll frisches Geld in die Kassen spülen.
VERHANDLUNGEN ÜBER KOSTEN FÜR ATOMAUSSTIEG IM BLICK
Die Krise spiegelt sich in der Kursentwicklung wieder: 2015 waren die RWE-Aktien mit einem Minus von mehr als 50 Prozent das Schlusslicht im Dax. Ende September war es bis auf fast 9 Euro nach unten gegangen - der tiefsten Stand seit mindestens Mitte der 1990er Jahre. Seither war immer wieder die Hoffnung auf eine Lösung mit Blick die Kosten für den Atomausstieg aufgekeimt. Für eine nachhaltige Kurserholung reichte das aber nicht.
Die Analysten der WGZ Bank bleiben aber zuversichtlich und rechnen mit positiven Ergebnissen der Verhandlungen zwischen der Branche und der Politik. Zudem dürfte der Konzernumbau mit dem Börsengang der Wachstumssparten erfolgreich verlaufen./mis/das
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AXC0065 2016-02-17/11:04