Von Michael Otto Denzin
FRANKFURT (Dow Jones)--Unter dem Strich aufwärts gehen sollte es auch in der kommenden Woche bei DAX & Co. Die Bewegung dürfte zwar so holprig und volatil verlaufen wie bisher, aber die Panik der vergangenen Wochen ist weg. Damit steigt auch die Bereitschaft der Marktteilnehmer, bei billigen Aktien wieder zuzugreifen. Denn mit der Erholung am US-Markt für Hochzinsanleihen ist einer der größten Bremsklötze für den Markt verschwunden. Die schwachen Konjunkturdaten wie der ifo-Index verheißen zwar nichts Gutes, werden aber von der Hoffnung auf eine weiter lockere Geldpolitik der Notenbanken aufgefangen.
Vor allem die Erholung bei Hochzinsanleihen wird im Handel als der Treiber schlechthin für die Erholung der ablaufenden Woche angesehen. Hier hatte sich der größte Sprengstoff für die Märkte versteckt. Denn zu viele US-Banken hatten angesichts der Mini-Zins-Umgebung auf die "High Yielder" gesetzt und sich damit die Tresore gefüllt. Der abstürzende Ölpreis weckte daher die Sorge, dass mehr US-Energieunternehmen umfallen könnten als gedacht. Die Bank-Branche wurde damit international als das schwächste Glied in der Kette gesehen und weckte die Sorge vor Dominoeffekten bis hin zu einer erneuten Finanzkrise.
Entspannung bei Hochzinsanleihen verhindert Dominoeffekt
Mit der Stabilisierung des Ölpreises über der 30-Dollar-Marke und zumindest der offensichtlichen Gesprächsbereitschaft von Förderländern wie Russland, Iran und Saudi-Arabien ist nun die Sorge gewichen, es könnte zu einem weiteren, unkontrollierten Absturz des "schwarzen Goldes" kommen.
Die Entspannung am Anleihemarkt ist daher schnell und kräftig erfolgt: Die Analysten von Merrill Lynch sehen hier sogar eine ausgedehnte Eindeckungsrally. So habe es im Wochenverlauf die größten Zuflüsse in US-Hochzinsanleihen seit 16 Wochen gegeben. Umgekehrt habe sich die nachlassende Angst im ersten Kapitalabzug seit 8 Wochen aus den als "sichere Häfen" betrachteten Staatsanleihen gezeigt. Entsprechend deutlich gingen auch die Prämien für Kreditversicherungen (Credit Default Swaps; CDS) gegen den Ausfall von Unternehmensanleihen deutlich zurück.
Stockpicker als Zeichen für Bodenbildung
Mit den fallenden Risikoprämien werden auch Aktien für Investoren wieder attraktiver, denn auch hier sinken die Risikoabschläge. Damit steigt die Bereitschaft von Fonds und anderen Großanlegern, auf dem offensichtlich günstigen Kursniveau wieder fundamental billige Aktien zu kaufen. Händler an Europas Aktienmärkten sprachen bereits davon, dass erstmals seit Jahresbeginn ihre Kunden wieder als Schnäppchenjäger unterwegs seien. "Das war die erste Woche seit Monaten, wo wieder aktives Stockpicking betrieben worden ist", sagte ein Frankfurter Händler.
Klar ersichtlich sei dies an den Kursreaktionen auf Quartalszahlen geworden: "Hier hat man endlich wieder auf gute Zahlen mit echten Käufen reagiert - das hatte man sich lange nicht getraut". Gewinnwarnungen wie bei Hugo Boss und verschobene Dividendenaussichten wie bei Royal Bank of Scotland würden zwar nach wie vor mit heftigen Abverkäufen quittiert, überraschend bessere Zahlen wie von Danone und BASF aber eben auch wieder mit kräftigen Käufen. Per Saldo seien dies "klare Zeichen für eine gesunde Bodenbildung".
Volatilität durch Konjunkturdaten einkalkulieren
Zwischenzeitliche Konjunktursorgen dürften am Markt daneben aber immer wieder für Rücksetzer sorgen. Für Freunde des Optionsmarktes bieten sich dann immer wieder hervorragende Chancen, durch den Verkauf von überteuerten Puts sehr günstige Einstiege in zu billige DAX-Aktien zu finden. Gelegenheit dazu könnte kommende Woche vor allem die Veröffentlichung neuer Einkaufsmanager-Indizes aus China bieten. Auch die beiden ISM-Indikatoren aus den USA für den Industrie- und Servicebereich sind gelegentlich gut für negative Überraschungen. Der monatliche US-Arbeitsmarktbericht und der davor publizierte ADP-Bericht stehen dagegen nicht mehr so stark wie früher im Fokus.
Aufgefangen werden dürften kurze Rückschläge immer wieder von der Hoffnung auf weitere Lockerungen durch die EZB. Als besonders hilfreich werten Händler dabei, dass die EZB-Sitzung erst am 10. März stattfindet. "Damit wird die marktstützende Fantasie auf EZB-Maßnahmen noch nicht von unnötigen Fakten gebremst", so ein Händler.
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February 26, 2016 07:47 ET (12:47 GMT)
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