LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Chemiekonzern BASF stellt sich wegen der niedrigen Ölpreise und eines schwächeren Wachstums in China 2016 auf einen weiteren Ergebnisrückgang ein. "Das Jahr hat verhalten begonnen", sagte Unternehmenschef Kurt Bock am Freitag in Ludwigshafen. Er geht davon aus, dass das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie Sondereinflüssen 2016 bis zu zehn Prozent unter dem Vorjahreswert von 6,74 Milliarden Euro liegen werde. Dies sei ein anspruchsvolles Ziel, das insbesondere von der Entwicklung des Ölpreises abhänge, betonte Bock.
Weil BASF sein Gashandels- und Gasspeichergeschäft im Zuge eines Tauschs an den russischen Energieriesen Gazprom abtrat, wird für das laufende Jahr ein deutlicher Umsatzrückgang (2015: 70,5 Milliarden Euro) erwartet. Die Dividende für 2015 soll trotz des Ölpreisverfalls um 10 Cent auf 2,90 Euro erhöht werden.
DIVIDENDE KOMMT AN DER BÖRSE GUT AN
An der Börse ging diese Rechnung auf: Die Papiere von BASF lagen bis zum Nachmittag mehr als zwei Prozent im Plus und gehörten damit zu den stärkeren Wert im deutschen Leitindex Dax. "In diesem schwierigen Umfeld die Dividende zu erhöhen, ist ein positives Signal", kommentierte Analyst Peter Spengler von der DZ Bank und verwies auf die attraktive Dividendenrendite von 4,9 Prozent.
"Der Ölpreis hat natürlich eine besondere Bedeutung auch im Jahre 2016", sagte Bock. Wenn er im Schnitt bei 30 US-Dollar je Barrel oder darunter liege, werde dies das Ergebnis von BASF zusätzlich belasten. Dann werde es außerordentlich schwierig, die fehlenden Erträge mit Hilfe des Chemiegeschäfts auszugleichen. Wenn der Preis länger auf diesem Niveau verharre, seien Wertberichtigungen von einer Milliarde Euro nötig, sagte Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel. Derzeit habe BASF aber keine Hinweise für eine solche Preisentwicklung, fügte Bock hinzu.
ÖLPREIS BLEIBT WICHTIG
Weil BASF auch für dieses Jahr einen niedrigen Ölpreis erwartet hatte, waren 2015 im Segment Öl und Gas Wertberichtigungen von 600 Millionen Euro fällig, die das Ebit belasteten. Der Preis der Öl-Sorte Brent liegt derzeit bei rund 36 US-Dollar, im Jahresschnitt erwartet BASF 40 Dollar. BASF ist über die Tochter Wintershall im Öl- und Gasgeschäft aktiv, das in der Vergangenheit oft als Umsatz- und Gewinnbringer fungierte. "Das Geschäft war jahrelang die Cashcow der BASF", sagte Bock. Längerfristig erwartet er wieder einen steigenden Ölpreis.
Der Ölpreis ist seit Mitte 2014 auf Talfahrt und seitdem um etwa 75 Prozent gefallen. BASF ist davon doppelt betroffen. Niedrige Preise belasten neben der Öl- und Gastochter Wintershall auch das Geschäft mit Chemikalien. Massengüter wie Petrochemikalien können zwar billiger hergestellt werden, da Erdöl und Erdgas wichtige Rohstoffe sind, aber die niedrigeren Einkaufpreise müssen in der Regel an die Kunden weitergeben werden.
SCHWÄCHERES WACHSTUM IN CHINA
Im laufenden Jahr erwartet der Dax-Konzern erneut einen kräftigen Gewinnrückgang im Öl- und Gasgeschäft sowie bei den Chemikalien. Mit besseren Ergebnissen rechnen die Ludwigshafener in den übrigen Geschäftsfeldern. Dazu beitragen soll auch ein Sparprogramm. Im laufenden Jahr will das Unternehmen für den Bau und die Instandhaltung von Anlagen rund eine Milliarde Euro weniger ausgeben als noch 2015.
Bock betonte aber auch die Absicht, sich im Iran zu engagieren und von der Öffnung des Landes für die Wirtschaft zu profitieren. BASF erwartet, dass die Weltwirtschaft 2016 voraussichtlich so wächst wie 2015, für China rechnet der Konzern mit einem leichten Rückgang. Er wies darauf hin, dass die Chemieproduktion des Landes inzwischen gut einem Drittel der Weltproduktion entspricht.
GEWINNEINBRUCH IN 2015
Im Geschäftsjahr 2015 sank der Überschuss wegen des Ölpreisverfalls um 23 Prozent auf rund 4 Milliarden Euro. Nachdem BASF Ende Januar bereits die Daten für den Umsatz und das operative Ergebnis vorgelegt hatte, ist der Rückgang des Gewinns keine Überraschung mehr. Der Umsatz ging wegen der Abgabe des Gashandels- und -speichergeschäfts um 5,2 Prozent auf 70,5 Milliarden Euro zurück./mne/jes/enl/she
ISIN DE000BASF111
AXC0181 2016-02-26/14:51