DUISBURG (dpa-AFX) - Nach einem Rekordverlust im vergangenen Jahr
will der Stahlhandelskonzern Klöckner & Co
Hauptgrund für den Absturz waren wie schon im Dezember angekündigt hohe Abschreibungen auf US-Tochterunternehmen, deren Wert KlöCo wegen des Einbruchs der Stahlpreise weit nach unten korrigierte. Der Umsatz hielt sich mit einem Rückgang von 0,9 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro dank positiver Währungseffekte noch recht stabil. Der operative Gewinn - das ist das um die Kosten für ein neues Sparprogramm bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) sackte um mehr als Hälfte auf 86 Millionen Euro ab.
"Die vor allem durch die Überproduktion in China auf die Weltstahlmärkte drängenden Mengen an Billigstahl haben auch bei uns deutliche Spuren in der Umsatz- und Ergebnisentwicklung hinterlassen", sagte Vorstandschef Gisbert Rühl. Sein Unternehmen habe aber sofort reagiert. Neben dem neuen Sparprogramm reduzierte KlöCo die eigenen Lagerbestände drastisch. Das führte dazu, dass das Unternehmen trotz der niedrigen Preise einen positiven Mittelzufluss (Cashflow) hatte.
In diesem Jahr soll der operative Gewinn auch dank der neuen Einsparungen deutlich zulegen, während der Umsatz auch wegen des Rückzugs aus wenig lukrativen Geschäften sinken dürfte. Dabei erwartet das Management allerdings erst vom zweiten Quartal an eine Erholung. In den ersten Wochen des Jahres hatte sich der Verfall der Stahlpreise zunächst fortgesetzt und kam erst im Februar allmählich zum Stillstand. KlöCo erwartet in diesem Jahr keine weiteren Abschreibungen. Zudem rechnet der Vorstand mit geringeren Zinszahlungen, nachdem das Unternehmen die Schulden zuletzt gesenkt und eine teure Anleihe zurückgezahlt hatte.
KlöCo hatte im Sommer seine seit mehr als drei Jahren andauernden Sparanstrengungen noch einmal verschärft. Weitere 600 der aktuell zuletzt noch 9700 Stellen sollten in diesem Zuge wegfallen. Vor allem in Frankreich setzt KlöCo dabei den Rotstift an.
KlöCo kämpft seit der Wirtschaftskrise 2009 mit niedrigen Preisen. Im vergangenen Jahr verschärfte sich die Lage noch einmal, weil nun auch noch China wegen der eigenen Wirtschaftsschwäche massenhaft eigenen Stahl auf den Weltmarkt wirft. KlöCo fordert daher wie die europäischen Stahlhersteller dringend von der EU einen besseren Schutz vor Dumping-Einfuhren. Zum Teil hatte die Branche bereits Erfolg: Für einige Stahlsorten gelten inzwischen Schutzzölle. Sollten sich die Stahlpreise wieder erholen, gilt KlöCo als einer der ersten Profiteure.
KlöCo will sich aber langfristig aus der starken Abhängigkeit von der Preisentwicklung befreien. Dazu will das Unternehmen mehr Stahl weiterverarbeiten. Schon im vergangenen Jahr steigerten die Duisburger ihren Anteil höhermargiger Geschäfte am Umsatz von 34 auf 39 Prozent. 2017 soll die Quote bei 45 Prozent und 2020 bei über 50 Prozent liegen. Zudem treibt KlöCo die Digitalisierung seines Geschäfts voran. Der Konzern baut eine eigene Plattform im Internet auf, über die sich Stahlproduzenten und -verarbeiter verbinden sollen. Ziel ist es, bis 2019 mehr als die Hälfte der Umsätze online zu erzielen./enl/he
ISIN DE000KC01000
AXC0031 2016-03-01/07:10