Stuttgart (ots) - Haben Politiker nicht eine Vorbildfunktion? Das ist schnell und leicht gesagt. Wer in der Öffentlichkeit steht, trägt Verantwortung für sein Handeln und Reden. Schon klar. Aber in der Rede von der Vorbildfunktion schwingt oft genug eine Art monarchistischer Reflex mit, die Sehnsucht nach dem Ideal eines unbefleckten Quasi-Heiligen, der über den Wirrnissen des Alltags mit all seinen Halbschatten und Zweideutigkeiten steht. Wieso aber sollte der Gewählte besser sein als die Wählenden? Das Ideal in einem demokratischen Gemeinwesen ist nicht der makellose Führer, sondern ein Parlament, das einen Querschnitt der Gesellschaft darstellt. Dann darf es nicht wundern, wenn die Abgeordneten denselben Versuchungen ausgesetzt sind und dieselben Schwächen zeigen wie jeder andere eben auch.
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