KOBLENZ (dpa-AFX) - Die Debeka-Versicherung will in der Altersvorsorge wegen des Zinstiefs verstärkt auch auf Produkte teils ohne festen Garantiezins setzen. Vorstandschef Uwe Laue kündigte am Dienstag in Koblenz für die zweite Jahreshälfte mehr Lösungen auf Basis von Indexfonds an, die die Wertentwicklung eines bestimmten Börsenindex widerspiegeln. Damit böten sich den Versicherten mehr Chancen. Das Kapitalmarktrisiko trägt dabei zum Teil der Kunde.
Erst am Montag war bekanntgeworden, dass der sogenannte Garantiezins klassischer Lebensversicherungen in Deutschland zum 1. Januar 2017 von 1,25 auf 0,9 Prozent im Neugeschäft sinken soll. Laue kritisierte, dies komme sehr kurzfristig und erschwere weiter das Geschäft mit Riesterprodukten. Insgesamt gab er sich jedoch optimistisch: 2016 erwarte er für die Debeka weiteres Wachstum.
Die Gesamteinnahmen stiegen 2015 binnen Jahresfrist um 1,4 Prozent auf 12,92 Milliarden Euro. Die Kapitalerträge sanken allerdings angesichts der niedrigen Zinsen um fast zwei Prozent auf 3,73 Milliarden Euro.
Bei der Lebensversicherung fielen die gesamten Betragseinnahmen um 4,7 Prozent auf 3,54 Milliarden Euro - wegen des starken Rückgangs bei Versicherungen gegen einen Einmalbeitrag, wie Laue erklärte. Diese wurden früher gerne als Kapitalanlage genutzt. Die laufenden Beiträge allerdings stiegen um 1,5 Prozent auf 3,26 Milliarden.
Die private Krankenversicherung der Debeka gewann 2015 rund 30 000 neue Mitglieder. Damit betreut sie nach eigenen Angaben erstmals mehr als 2,3 Millionen Menschen in der privaten Vollversicherung und damit mehr als jeden vierten Privatversicherten in Deutschland.
Die Zahl der Verträge der Debeka-Gruppe steigerte sich 2015 um 150 000 auf 15,3 Millionen. Die Zahl der Mitglieder und Kunden der genossenschaftlich geprägten Unternehmensgruppe wuchs um 50 000 auf 6,9 Millionen. Ihre Bilanzsumme kletterte um 5,3 Prozent auf 94,4 Milliarden Euro.
Die Zahl der Beschäftigten sank um 309 auf 16 572 - vor allem, weil viele in den Ruhestand gingen. Nun sucht das Unternehmen besonders im Außendienst neue Mitarbeiter. Laue zufolge wird es angesichts der alternden Bevölkerung schwerer, Auszubildende zu finden. 2015 sank die Zahl der Debeka-Lehrlinge um 184 auf 1904.
Laue kritisierte die Europäische Zentralbank (EZB) wegen ihrer faktischen Abschaffung der Zinsen. "Es sind die Versicherten - sowohl in der Kranken- als auch in der Lebensversicherung, die dafür die Zeche zahlen müssen, denn ihre Beiträge werden langfristig angelegt. So haben die Sparer in Deutschland seit 2007 bereits 200 Milliarden Euro an Zinsen verloren." Die EZB sei für riesige Löcher in der Altersvorsorge der Deutschen verantwortlich./jaa/DP/zb
AXC0222 2016-05-03/15:38